Blind vor Liebe: Jugendliche in toxischen Partnerschaften

Neue Studie zeigt: Jugendliche erkennen oft nicht, dass sie eine ungesunde Liebesbeziehung führen

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Kurz zusammengefasst

  • Viele Jugendliche erleben Gewalt in ihren Partnerschaften (sowohl körperliche als auch emotionale und verbale).
  • Eine neue Studie verdeutlicht, dass es Jugendlichen oft schwerfällt zu erkennen, dass sie sich in einer toxischen Beziehung befinden – insbesondere, wenn keine tatsächliche oder angedrohte körperliche Gewalt erlebt wird.
  • Eine Anwältin für Sexualstrafrecht erklärt, wie sich Jugendliche von einer ungesunden Beziehung lösen können.

Liebesbeziehungen können zu einer positiven Entwicklung Jugendlicher beitragen, die sich auf die zwischenmenschlichen Fähigkeiten, die allgemeine Zufriedenheit, das Selbstwertgefühl, das sexuelle Wohlbefinden und die Fähigkeit, Lebenskrisen zu bewältigen, auswirkt.

Allerdings haben Jugendliche nicht immer eine klare Vorstellung davon, wie gesunde Liebesbeziehungen aussehen. Vor allem in der Anfangsphase einer Beziehung kann es vorkommen, dass Jugendliche ihre Partnerschaft durch die rosarote Brille sehen.

Doch für einige Jugendliche wird diese rosarote Brille zu einer Art Scheuklappen, wodurch es ihnen schwerfällt zu erkennen, dass eine Beziehung nicht so gesund ist, wie sie sein sollte. Und das kann wiederum ein Risiko für Gewalterfahrungen in der Partnerschaft darstellen.

Gewalt kann verschiedene Formen annehmen

Schätzungen zufolge erfahren 20 Prozent der Jugendlichen im Alter von 13 bis 16 Jahren körperliche Gewalt. Rund 9 Prozent haben Erfahrungen mit sexuellem Missbrauch gemacht.

Dabei fallen tendenziell vermehrt junge Frauen Missbrauch und Gewalt zum Opfer, außerdem sind Frauen ethnischer Minderheiten sowie aus sozial benachteiligten Stadtvierteln häufiger betroffen. Oft ist Gewalt aber auch wechselseitig, sodass beide Partner Gewalt ausüben und erfahren.

Doch nicht nur physische Gewalt, auch “unsichtbare” Gewalt in emotionaler und verbaler Form wird oft erlebt. Gemeint sind grenzüberschreitende Verhaltensweisen, die darauf abzielen, den Partner bzw. die Partnerin zu kontrollieren, zu manipulieren, bloßzustellen, zu bestrafen, zu demütigen oder zu beängstigen. Auch Stalking und Cybermobbing zählen dazu.

Wie viele Jugendliche von emotionaler oder verbaler Gewalt betroffen sind, ist jedoch unklar. Es gibt Studien, die auf Schätzungen von rund 30 Prozent kommen, während andere Untersuchungen von viel höheren Zahlen ausgehen (70 Prozent).

Gewalterfahrungen bleiben meist nicht ohne spätere Folgen

Erleben Jugendliche Missbrauch und Gewalt in einer Partnerschaft, ist die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass später wiederholt ungesunde Beziehungen geführt werden, in denen Gewalt eine Rolle spielt. Grund hierfür ist, dass die meisten Beziehungsfähigkeiten und -muster im Jugendalter entwickelt werden.

Wird physische Gewalt erlebt, kann es neben körperlichen Verletzungen aber auch zu gesundheitlichen und psychischen Folgen kommen, die ein schweres Ausmaß annehmen können. So kann zum Beispiel das Selbstwertgefühl tief verletzt werden, es kann aber auch zu anderen beunruhigenden Folgen wie etwa Depressionen, posttraumatischen Belastungsstörungen und Suizidgedanken kommen.

Hinsichtlich der vielen Risiken, die gewalttätige Erfahrungen in Beziehungen bergen, ist es wichtig, dass Jugendliche lernen, gesundes von ungesundem Verhalten zu unterscheiden, Konflikte auf respektvolle Weise zu lösen und taktvoll einzugreifen, wenn sie missbräuchliches Verhalten in den Beziehungen anderer bemerken.

Woran machen Jugendliche eine gesunde bzw. ungesunde Liebesbeziehung fest?

Wissenschaftler:innen aus dem Fachbereich Familienforschung der Towson University in den USA führten eine Studie durch, um ein besseres Verständnis darüber zu erhalten, woran Jugendliche gesunde bzw. ungesunde Beziehungen erkennen. Mithilfe dieser Erkenntnisse soll es möglich sein, Jugendliche besser über eine gesunde Beziehungsführung und Gewaltprävention aufklären zu können.

Die im Journal of Adolescent Research veröffentlichte Studie ging folgenden drei Fragen nach:

  • Woran machen Jugendliche gesunde bzw. ungesunde Liebesbeziehungen fest?
  • Wie werden Eifersucht und potenziell kontrollierende Verhaltensweisen wahrgenommen?
  • Wie hängt die Bereitschaft, in die ungesunde Liebesbeziehung eines Gleichaltrigen einzugreifen, mit den eigenen Einstellungen zu Eifersucht und kontrollierenden Verhaltensweisen zusammen?

An diesem Forschungsprojekt nahmen 72 Jugendliche teil, die allerdings überwiegend weiblich waren. Das Durchschnittsalter der Studienteilnehmenden lag bei 17,5 Jahren.

Die Studie fand im Rahmen einer Gesundheitsförderungsmaßnahme statt und umfasste Webforum-Gespräche zwischen Jugendlichen und Gesundheitserziehern sowie eine Online-Umfrage.

Ungesunde Beziehungsdynamiken werden oft nicht als solche erkannt

Die Ergebnisse der US-amerikanischen Studie verdeutlichen, dass viele Jugendliche Schwierigkeiten haben, ungesunde Liebesbeziehungen als solche zu erkennen.

Während es vielen der Studienteilnehmenden leicht fiel, Aspekte, die für eine gesunde Partnerschaft sprechen, zu erkennen (z. B. offene Kommunikation, Vertrauen und Respekt), fiel es einigen schwer zu erkennen, dass Merkmale wie Eifersucht, Wut und kontrollierendes Verhalten Warnsignale für Gewalt in der Partnerschaft sein könnten.

Beziehung zu den Eltern kann Einfluss haben

Die Studienautor:innen erklären, dass die Fähigkeit, zwischen gesunden und ungesunden Beziehungsdynamiken zu unterscheiden, von Kindheitserfahrungen abhängen kann.

So kann es einen Einfluss haben, ob Vater und Mutter eine gesunde oder ungesunde Beziehung zueinander hatten. Aber auch wie Jugendliche in ihrer Kindheit Nähe und Fürsorge von ihren Eltern erlebt haben, kann Einfluss auf die Beziehungsführung Jugendlicher haben.

Die Ergebnisse einer anderen Studie aus dem Jahr 2008 deuten darauf hin, dass insbesondere dann, wenn Jugendliche in ihrer Kindheit Gewalt ausgesetzt waren, die Wahrscheinlichkeit erhöht ist, dass Gewalt in der Partnerschaft ausgeübt wird und eine größere Toleranz gegenüber Gewalt besteht.

Die Forschenden der Towson University weisen jedoch darauf hin, dass die Fähigkeit, zwischen gesunden und ungesunden Beziehungsmerkmalen zu unterscheiden, durch Erfahrungen mit Partnerschaften und Bildungsmaßnahmen verbessert werden kann.

Eifersucht als Zeichen der Liebe?

Die größten Schwierigkeiten hatten die Studienteilnehmenden bei der Unterscheidung zwischen gesunden und ungesunden Merkmalen, wenn es um Formen von emotionaler und beziehungsbezogener Aggression wie Kontrollverhalten und Eifersucht ging.

Viele Jugendliche sahen zwar Wut und Eifersucht als ungesunde Zeichen von Liebe an, betrachteten diese beiden Beziehungsmerkmale aber auch als Symbole der Zuneigung und Fürsorge.

Dieser Widerspruch lässt sich dadurch erklären, dass Jugendliche Wut und Eifersucht in Partnerschaften oft abhängig vom Kontext als akzeptabel oder inakzeptabel bewerten.

Aber auch andere Faktoren haben einen Einfluss darauf, ob Wut und Eifersucht als akzeptabel bzw. inakzeptabel gesehen werden. So kann es zum Beispiel sein, dass Jugendliche die gesunden Aspekte einer Beziehung stärker gewichten als das potenziell missbräuchliche Verhalten ihres Partners bzw. ihrer Partnerin.

Dies kann insbesondere dann der Fall sein, wenn Bedürfnisse nach Intimität und Sexualität in einer Liebesbeziehung befriedigt werden und das Verhalten des Partners bzw. der Partnerin nicht gewalttätig oder körperlich missbräuchlich ist.

Nicht alle Formen von Gewalt werden ernst genommen

Formen emotionaler Aggression und kontrollierenden Verhaltens werden weniger wahrscheinlich als missbräuchlich angesehen, weil sie weniger schwerwiegend erscheinen als körperliche Aggression.

Speziell dann, wenn ein solches Verhalten selten auftritt oder als weniger stark ausgeprägt wahrgenommen wird, wird es als Zeichen der Liebe verstanden. Vornehmlich sind es Eifersucht und kontrollierende Verhaltensweisen, die von vielen Jugendlichen mit Zuneigung verwechselt und als Zeichen von Liebe gesehen werden.

Eine Studie aus dem Jahr 2012 weist außerdem darauf hin, dass viele weibliche Jugendliche der Meinung sind, dass zu einer gesunden Beziehung auch Streit und Auseinandersetzungen gehören. Einige Teilnehmerinnen dieser Studie berichteten, dass sie bereits Streit provozierten, um die Liebe ihres Freundes zu “testen”.

Dass solchen Verhaltensweisen durchaus mit Risiken verbunden sein können, unterstreichen Untersuchungen, die darauf hindeuten, dass emotional missbräuchliche und kontrollierende Handlungen körperlicher Gewalt vorausgehen können.

Was es Jugendlichen schwer macht, sich von einer ungesunden Partnerschaft zu lösen

Da Anzeichen für gesunde und ungesunde Liebesbeziehungen nebeneinander auftreten können, halten es die Forschenden der Towson University für denkbar, dass Jugendliche Schwierigkeiten haben, ungesunde Verhaltensweisen sowie die damit verbundenen Risiken zu erkennen und den Partner bzw. die Partnerin zu verlassen, der/ die gewalttätig geworden ist oder ein hohes Potenzial an missbräuchlichem Verhalten aufweist.

Die Studienautor:innen erläutern weiterhin, dass bei Jugendlichen, die sowohl positive als auch negative Beziehungsaspekte erfahren, möglicherweise der Antrieb, sich von ihrer Beziehung zu lösen, nicht stark genug ist. Werden gewisse Bedürfnisse durch die Partnerschaft gestillt, werden ungesunde Beziehungsdynamiken möglicherweise als normal empfunden.

Doch neben dem nötigen Antrieb, sich von einer ungesunden Partnerschaft zu lösen, sind auch gewisse Fähigkeiten erforderlich. Jugendliche, die noch wenig Erfahrung mit Liebesbeziehungen gesammelt haben, könnten Schwierigkeiten haben, den besten Weg zur Beendigung einer Beziehung zu finden.

Hinzu kommt, dass sich in vielen Fällen die Personen, die ein ungesundes Verhalten gegenüber ihrem Partner bzw. ihrer Partnerin aufweisen, diesem nicht bewusst sind. Oft sind sie zu sehr mit sich selbst und ihren eigenen Gefühlen, Interessen, Bedürfnissen oder Zielen beschäftigt, sodass die Bedürfnisse, Interessen und Emotionen ihres Partners bzw. ihrer Partnerin nicht wahrnehmen.

Jugendliche sollten sich jemandem anvertrauen

Lindsay Lieberman, Anwältin für Sexualstrafrecht mit mehr als 10 Jahren Berufserfahrung, erklärt in einem Gespräch mit Fraulila, dass eine Person, die sich in einer ungesunden Beziehung befindet, erkennen muss, dass sie keine Schuld an der Situation trägt.

„Oft halten Schuld- und Schamgefühle eine Person in einer ungesunden Beziehung fest, weil sie fälschlicherweise glaubt, dass sie es verdient, so behandelt zu werden“, meint Lieberman. Wichtig sei auch, dass man auf seine eigene Sicherheit achte, wenn man eine ungesunde Partnerschaft beenden möchte.

„Wer sich aus einer ungesunden Beziehung lösen möchte, sollte sich nach Möglichkeit Unterstützung suchen – sei es bei einem Freund oder einer Freundin, einem Elternteil, einem Lehrer oder einem anderen vertrauenswürdigen Erwachsenen. Die Unterstützung einer anderen Person kann die Trennung von einem missbräuchlichen Partner leichter machen.“

Außerdem empfiehlt Lieberman betroffenen Personen, sich an eine Hilfsorganisation wie zum Beispiel den Jugendnotdienst zu wenden, der Jugendliche in missbräuchlichen Beziehungen unterstützt.

Eigene Gewalterfahrungen schärfen die Wahrnehmung anderer Betroffener

Die Antworten aus der Online-Umfrage, die Teil der US-amerikanischen Studie war, zeigen zudem, dass Jugendliche, die sich Sorgen um eine befreundete Person machen, die sich in einer potenziell missbräuchlichen Beziehung befindet, mit größerer Wahrscheinlichkeit selbst in einer missbräuchlichen Beziehung leben oder diese erlebt haben.

Die eigenen Gewalterfahrungen, die Jugendliche in ihren Beziehungen gemacht haben, schärfen sozusagen die Wahrnehmung von ähnlichen Erfahrungen in den Beziehungen ihrer Freunde.

Gleichzeitig weisen viele solcher Personen eine tolerantere Haltung gegenüber dem Verhalten ihres Partners bzw. ihrer Partnerin auf, das zu Missbrauch führen könnte. Solche Studienteilnehmenden stimmten nämlich z. B. der Aussage “Wenn ich nicht schnell auf die Anrufe oder SMS meines Partners oder meiner Partnerin reagiere, verdiene ich es, dass er/ sie wütend auf mich ist.” zu.

Die Studienautor:innen gehen davon aus, dass die Toleranz daher kommt, dass solche Verhaltensweisen im eigenen sozialen Umfeld als normal angesehen werden.

Was man tun kann, um einer betroffenen Person zu helfen

Lindsay Lieberman empfiehlt Jugendlichen, die beobachten oder vermuten, dass ein:e Freund:in in seiner bzw. ihrer Partnerschaft missbräuchliches Verhalten erfährt, einen guten Zeitpunkt für ein Gespräch zu vereinbaren, um mit der betroffenen Person in Ruhe über das Erlebte zu sprechen.

Dies könne allerdings schwierig sein, da Missbrauchstäter:innen oft ihren Partner bzw. ihre Partnerin kontrollieren und genau überwachen, wo er oder sie sich befindet.

„Man kann seinem/ seiner Freund:in auch eine schriftliche Nachricht statt einer SMS oder E-Mail zukommen lassen, da die Geräte der betroffenen Person möglicherweise vom Täter überwacht werden. Beim ersten Gespräch mit der betroffenen Person sollte man vor allem zuhören und unvoreingenommen bleiben.“, so Lieberman.

„Es ist wichtig, dem Freund nicht das Gefühl zu geben, verurteilt zu werden oder sich verteidigen zu müssen, denn manchmal besteht der erste Impuls darin, den/ die Täter:in zu verteidigen. Vielmehr sollte der Beobachtende dem Freund oder der Freundin die Möglichkeit geben, über die Situation zu sprechen und das Geschehen zu verarbeiten. Man sollte ein guter, aktiver Zuhörer und eine Stütze sein.“

Mann könne der betroffenen Person Hilfe und Informationen anbieten, sollte dabei jedoch nicht belehrend wirken. Weiterhin rät die Anwältin, sich zusätzliche Unterstützung von vertrauenswürdigen Erwachsenen zu holen.

Außerdem empfiehlt sie, der Person zu zeigen, dass man offen für weitere Gespräche ist. Lieberman hebt hervor, dass oft mehr als ein Gespräch nötig sei, bis sich eine Person entschließe, eine ungesunde Beziehung zu beenden.

Wichtig sei zudem, dass der oder die Unbeteiligte die Recherchen nach Unterstützung auf seinem/ ihrem eigenen Gerät durchführt und sie mit dem/ der Freund:in auf dem eigenen Gerät teilt, damit der/ die missbräuchliche Partner:in die Bemühungen um Hilfe auf dem Telefon oder Computer des Opfers nicht verfolgen kann.

Wie können Jugendliche gesunde romantische Beziehungen entwickeln?

Die Studienautor:innen heben hervor, dass Bildungsprogramme zur Beziehungsführung und Verhinderung von Gewalt in Beziehungen Jugendlichen helfen können, gesunde Beziehungsnormen zu etablieren. Gleichzeitig sollen solche Programme dazu beitragen können, dass Jugendliche eingreifen, wenn sie ungesunde Muster in der Beziehung eines Freundes beobachten.

Das Verständnis der Wahrnehmung Jugendlicher von ungesunden bzw. gesunden Beziehungsmerkmalen soll Aufschluss darüber geben, wie solche Programme für diese Altersgruppe gestaltet werden können.

Die Anwältin für Sexualstrafrecht Lindsay Lieberman betont, dass es wichtig sei, dass den Jugendlichen nicht nur beigebracht wird, was sie tun und lassen sollen, sondern dass ihnen auch die notwendigen Fähigkeiten vermittelt werden, um mit solchen Situationen umzugehen, wenn sie entstehen.

„Keine missbräuchliche Beziehung gleicht der anderen, daher ist ein grundlegendes Verständnis von Beziehungsgewalt unerlässlich, um zu erkennen, wann die Dinge aus dem Ruder laufen. Die Jugendlichen müssen lernen, in solchen Situationen kritisch zu denken“, merkt Lieberman an.

Abschließend betont sie, dass Jugendliche außerdem lernen sollen, mit intensiven Gefühlen und Reaktionen umzugehen und an Impulskontrolle und Konfliktlösung zu arbeiten.

Den Blick für Warnzeichen schärfen

Lieberman erklärt weiterhin, dass neben Eifersucht und Kontrollverhalten andere Warnzeichen auf eine ungesunde Partnerschaft hindeuten können, die aber oftmals viel subtilerer Natur sind und auf den ersten nicht als solche zu erkennen sind.

„Viele Fragen zu stellen, kann ein Anzeichen für übermäßiges Interesse am Leben des Partners bzw. der Partnerin sein. Viele Jugendliche sehen darin vielleicht ein Zeichen für aufrichtiges Interesse, allerdings kann diese Art von Verhalten schnell die Grenze überschreiten und einengend wirken. Einseitige Bemühungen darum, alles über die andere Person in Erfahrung zu bringen, ist ein besorgniserregender Indikator“, warnt die Anwältin.

Weiterhin sollen Jugendliche auf Verhaltensweisen wie Einschüchterung und Respektlosigkeit, aber auch digitale Überwachung, Missachtungen der Privatsphäre sowie Abhängigkeiten in der Partnerschaft achten, die auf den ersten Blick oft nicht als Warnzeichen für eine potenziell missbräuchliche Beziehung zu erkennen seien.

Fazit: Nicht-physische Dynamiken können komplex erscheinen

Zum Abschluss dieses Beitrags sei gesagt, dass die Fähigkeit, zwischen gesunden und ungesunden Beziehungsdynamiken zu unterscheiden, sowohl für Jugendliche als auch für Erwachsene relevant ist.

Körperliche Gewalt ist ein eindeutiges Zeichen für eine missbräuchliche Beziehung – Warnsignale für verbalen, emotionalen und psychologischen Missbrauch zu erkennen und richtig einzuschätzen, fällt jedoch nicht nur Jugendlichen schwer. Emotionale, nicht-physische Dynamiken sind vielschichtiger und erfordern ein höheres Maß an Verständnis.

Aufklärende Gespräche über gesunde und ungesunde Beziehungen müssen frühzeitig und regelmäßig geführt werden. In der Schule, im häuslichen Umfeld und auch außerschulisch. Denn die Einstellungen und Wahrnehmungen über gesunde und ungesunde Beziehungen, die wir im Jugendalter entwickeln, bleiben wahrscheinlich unser ganzes restliches Leben lang bestehen und können auch unsere Partnerschaften im Erwachsenenalter beeinflussen.

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