Wie wirkt sich Selbstbefriedigung auf unser Gehirn aus?

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Um die Selbstbefriedigung ranken sich zahllose Mythen; sie macht blind, lässt Haare auf den Handflächen wachsen und Frauen macht sie angeblich unfruchtbar. Warum das alles Unsinn ist, haben wir in diesem Artikel erklärt.

Doch wie wirken sich Masturbation und der Verzicht darauf auf das Gehirn aus? Das erfährst du hier.

Wer masturbiert wie häufig?

Laut dem TENGA-Selbstbefriedigungsbericht 2021 haben 88 Prozent der Deutschen zwischen 18 und 54 schon einmal masturbiert. Unter den Männern ist die Selbstbefriedigung mit 92 Prozent höher als bei den Frauen (83 Prozent).

Die Hälfte der Menschen, die überhaupt masturbieren, tut dies mindestens einmal pro Woche. Bei jungen Menschen der Generationen Z und X ist die Häufigkeit der Masturbation im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen, während Männer zwischen 45 und 54 besonders häufig selbst Hand anlegen.

Die Selbstbefriedigung und die Hormone

Bei der Selbstbefriedigung wird eine ganze Reihe von Hormonen ausgeschüttet. Dazu zählen:

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  • Testosteron: Wird schon bei Gedanken an Sex ausgeschüttet und trägt zum Gefühl der Erregung bei. Es hilft zudem beim Muskelaufbau und der Samenproduktion beim Mann.
  • Oxytocin: Durch das „Liebeshormon“ fühlen wir uns mit anderen Menschen verbunden.
  • Dopamin: Ist eines der „Glückshormone“, das im Belohnungszentrum des Gehirns aktiv ist.
  • Endorphine: Sind natürliche Schmerzmittel, die Stress abbauen und die Laune verbessern.
  • Prolaktin: Spielt eine wichtige Rolle in der Milchproduktion, aber auch in der Regulierung von Gefühlszuständen und des Immunsystems.
  • Serotonin: Ist ein Neurotransmitter, der zum Glücksgefühl beiträgt.
  • Adrenalin: Steigert die Herz- und Atemfrequenz.

Diese Hormone machen nicht nur im Moment glücklich, sondern können langfristige gesundheitliche Vorteile haben.

Weniger Stress

Hormone wie Prolaktin scheinen nach den bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen bei der Regulierung von Stress zu helfen.

Höhere Leistungsfähigkeit

Viele Menschen können nach einem Orgasmus klarer denken und sich besser konzentrieren als vorher. Im Englischen sagt man dazu „Post-nut clarity“. Dieses Phänomen ist kaum wissenschaftlich untersucht, könnte aber ein Ergebnis davon sein, dass sich der Körper nach einem Orgasmus entspannt.

In einer Studie aus dem Jahr 2020 wurden Medikamente wie Ritalin untersucht, die grob vereinfacht für mehr Dopamin im Gehirn sorgen – welches auch bei der Selbstbefriedigung ausgeschüttet wird.

Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass das Gehirn sich dadurch eher auf die Belohnung beim Erledigen einer Aufgabe statt den dafür erforderlichen Aufwand konzentriert. Das bedeutet nicht direkt eine höhere Leistungsfähigkeit, sondern eine verstärkte Motivation.

Ob dieser Effekt auch bei der Dopaminausschüttung durch Selbstbefriedigung eintritt, ist jedoch nicht geklärt.

Leichter einschlafen

Oxytocin und Endorphine helfen dem Körper beim Entspannen. Es ist dementsprechend nicht überraschend, dass Masturbation beim Einschlafen helfen kann – insbesondere, wenn man sonst Schwierigkeiten damit hat. Diese Erkenntnis hat auch die Krankenkasse Barmer mit ihren Follower:innen auf Facebook geteilt:

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Die Barmer empfiehlt ihren Follower:innen auf Facebook Masturbation bei Einschlafproblemen.

Im Rahmen einer Studie kam eine Umfrage aus dem Jahr 2019 zu dem Ergebnis, dass Masturbation darüber hinaus die Schlafqualität erhöht.

Besseres Sexleben

Durch Selbstbefriedigung lernt man den eigenen Körper besser kennen und findet heraus, welche Berührungen die eigene Lust steigern können. Dieses Wissen ist eine wichtige Voraussetzung für guten Sex mit einer anderen Person.

Eine Studie aus dem Jahr 2009 legt zudem nahe, dass regelmäßiges Masturbieren mehr Lust auf Sex macht und gleichzeitig zu besserem Sex führt.

Weniger Schmerzen

Im Jahr 2013 wurde im Rahmen einer Studie eine Umfrage unter von Migräne und Cluster-Kopfschmerzen betroffenen Menschen durchgeführt. Sie kam zu dem Ergebnis, dass sexuelle Aktivität (wozu auch die Selbstbefriedigung gehört) zur Linderung dieser Schmerzen beitragen konnte.

Die Forscher:innen stellten allerdings auch fest, dass die Schmerzen durch sexuelle Aktivität bei anderen Befragten sogar noch zunahmen. Masturbation ist also kein Allheilmittel gegen Schmerzen, kann aber bei manchen funktionieren.

Masturbation ist kein Gemüse

All diese Vorteile bedeuten jedoch nicht, dass man sich selbst regelmäßige Masturbationssessions verschreiben sollte. Wenn du nicht masturbieren möchtest, dann solltest du dich von den Vorteilen nicht dazu drängen lassen.

Während genügend Wasser trinken und Gemüse essen in fast jeder Lebenslage eine gute Sache ist, kommt es bei der Masturbation auf die Umstände an.

Sexuelle Traumata

Wenn du ein sexuelles Trauma erlebt hast, kann auch Solo-Sex Gefühle der Angst oder Beklemmung in dir auslösen. In diesem Fall bist du der/die Expert:in für deinen eigenen Körper: Du entscheidest, was sich gut anfühlt und wie viel Intimität du (mit dir) zulassen möchtest.

Körperliche Einschränkungen

Bestimmte Erkrankungen können die Selbstbefriedigung zu einer unangenehmen und frustrierenden Erfahrung machen. Dazu gehören Erektionsstörungen, vaginale Trockenheit oder das seltene Post-Orgasmic-Illness-Syndrom (POIS), bei dem Betroffene nach dem Samenerguss grippeähnliche Symptome haben.

Sexsucht und Pornosucht

Exzessives Masturbieren kann Ausdruck einer Sexsucht sein. Die Unterscheidung zwischen häufigem Masturbieren in einem gesunden Maß und einer Sexsucht kann schwierig sein. Es gibt aber einige Anhaltspunkte, die eine Sexsucht nahelegen:

  • Du verbringst übermäßig viel Zeit mit der Selbstbefriedigung
  • Du denkst ständig an Sex oder Masturbation
  • Du masturbierst nicht nur zu Hause, sondern auch bei der Arbeit oder an anderen öffentlichen Orten

Ähnlich verhält es sich bei der Pornosucht. Beide Süchte sorgen dafür, dass die Selbstbefriedung dir schließlich keinen Spaß mehr macht und sie können gesundheitliche Schäden nach sich ziehen.

Solltest du diese Symptome bei dir feststellen, suche das Gespräch mit deinem Hausarzt oder deiner Hausärztin.

Die Heilsversprechen der NoFap-Bewegung

Abgesehen von den negativen gesundheitlichen Folgen bei Vorliegen einer Suchterkrankung im Zusammenhang mit der Selbstbefriedung oder den anderen oben genannten Faktoren, ist Masturbation ein gesunder, stimulierender Zeitvertreib.

Dennoch machen sich immer mehr Menschen – insbesondere junge Männer – für Enthaltsamkeit von Sex und Masturbation stark. Die Bewegung nennt sich NoFap; fap ist ein englischer umgangssprachlicher Begriff für die männliche Selbstbefriedigung.

Sie hat ihren Ursprung in einer 2003 veröffentlichten und später zurückgezogenen Studie, laut der der Testosterongehalt im Blut nach einer einwöchigen Abstinenz um fast 146 Prozent ansteigt. Testosteron ist wie oben beschrieben ein wichtiges Sexualhormon.

Deshalb geht die Bewegung davon aus, dass Abstinenz mehr Lust auf Sex macht und das Selbstvertrauen steigern kann, der Sex nach der Enthaltsamkeit mehr Spaß macht, man mehr Energie hat und sich besser konzentrieren kann.

Während Abstinenz keine gesundheitlichen Risiken nach sich zieht, können die von der NoFap-Bewegung verbreiteten Gerüchte über die angeblichen Risiken von Masturbation – wie Impotenz, Abhängigkeit und Erektionsstörungen – durchaus Schäden anrichten.

In einem YouTube-Video geht Dr. Florence Randrianarisoa (DR. FLOJO) näher auf die Hintergründe der NoFap-Bewegung und mögliche Risiken von zu häufigem Masturbieren ein.

Fazit: Du sitzt am Masturbationssteuer

Wenn dir Masturbation Spaß macht und kein zwanghaftes Verhalten darstellt, dann genieße den Hormon-Cocktail und all die damit einhergehenden Vorteile für deinen Körper sooft du möchtest.

Masturbation ist aber kein Allheilmittel und du solltest dich nicht dazu verpflichtet fühlen, wenn du dich nicht in dieser Weise selbst berühren möchtest.

Während die anfangs getätigten Behauptungen der NoFap-Bewegung einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht standhalten, kann sie dennoch Unterstützung für Menschen bieten, die von einer Sex- oder Pornosucht betroffen sind.

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