Was ist Libido und wie wird sie gesteuert?

Alles, was du über die Lust auf Sex wissen musst

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Als Libido bezeichnen wir die Lust des Individuums auf sexuelle Aktivität. Der Begriff kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „Lust, Begierde“.

Die Libido kann individuell sehr unterschiedlich sein und unterliegt natürlichen Schwankungen. Eine „normale“ Libido gibt es also nicht.

Dennoch kann sie besonders niedrig oder besonders hoch sein. Als problematisch wird das jedoch erst eingestuft, wenn ein Leidensdruck für die Betroffenen entsteht. Wenn du also generell eher wenig Lust auf Sex hast, dich das aber nicht stört, ist daran nichts verkehrt.

Umgekehrt ist auch eine ausgeprägte Libido nicht weiter dramatisch, wenn sie deinen Alltag nicht beeinträchtigt.

Wir betrachten in diesem Artikel den Einfluss der Hormone auf die Libido, Gründe für sehr wenig oder sehr viel sexuelle Lust und was du tun kannst, wenn du dich mit deinem eigenen Lustempfinden nicht wohl fühlst.

Männliche und weibliche Libido

Um die menschliche Lust zu verstehen, müssen wir einen Blick auf die Einflüsse unserer Hormone werfen. Diese sind abhängig von unserem biologischen Geschlecht, nicht von unserer geschlechtlichen Identität. Auch nicht-binäre oder trans*-Menschen sind davon beeinflusst, sofern sie sich keiner Hormonbehandlung unterziehen.

Mit „männlich“ meinen wir in diesem Kontext daher Menschen, die über männliche Geschlechtsorgane verfügen, „weiblich“ bezieht sich auf Personen mit weiblichen Geschlechtsorganen.

Wir können gar nicht genug betonen, dass die Libido individuell sehr unterschiedlich sein kann. Alle von uns getroffenen Aussagen beziehen sich daher auf Durchschnittswerte. Es kann jedoch gut sein, dass deine eigenen Erfahrungen vom Durchschnitt abweichen.

Insgesamt ist die Libido individuellen und allgemeinen Schwankungen unterworfen, etwa durch den Zyklus, die Stimmung, das Alter, aber auch die Dauer der vorhandenen Beziehung. Die meisten frisch Verliebten haben nämlich wesentlich häufiger Sex als Paare, die schon lange zusammen sind.

In jedem Fall ist unsere sexuelle Lust von den Sexualhormonen bestimmt: Östrogen, Progesteron und Testosteron kommen sowohl in männlichen als auch in weiblichen Körpern vor und übernehmen dort unterschiedliche Aufgaben.

Die weibliche Libido

Bei Menschen mit weiblichen Geschlechtsorganen ist der Sexualtrieb stark vom Zyklus abhängig. Vielleicht hast du bei dir selbst bereits Schwankungen beobachtet.

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Die weibliche Libido im Zyklusverlauf. Bei steigendem Östrogenlevel nimmt die Libido im Allgemeinen zu. Bei steigendem Progesteronlevel nimmt die Libido im Allgemeinen ab.

Im Allgemeinen ist die weibliche Lust in der fruchtbaren Zeit kurz vor dem Eisprung besonders groß. Evolutionsbiologisch ist das sehr sinnvoll: In Zeiten lange vor Zykluscomputern und Ovulationstests führte die erhöhte Libido ganz automatisch zu mehr Geschlechtsverkehr und erhöhte die Chance auf eine Schwangerschaft.

Dass die Lust zu dieser Zeit so groß ist, liegt am Hormon Estradiol (auch Östradiol). Dieses gehört zur Gruppe der Östrogene, ist das wichtigste weibliche Geschlechtshormon und spielt eine zentrale Rolle bei der weiblichen Lust.

Kurz nach dem Eisprung fällt der Estradiolspiegel ab. Zeitgleich wird vermehrt Progesteron gebildet, das für die erfolgreiche Einnistung einer befruchteten Eizelle von Bedeutung ist. Allerdings ist es auch verantwortlich für Symptome, die vielen menstruierenden Menschen als prämenstruelles Syndrom (PMS) bekannt sind. Und es verringert unsere Lust auf Sex.

Eine zweite Hochphase der sexuellen Begierde erleben viele Frauen übrigens während der Menstruation. Das hat damit zu tun, dass der Progesteronspiegel in dieser Zeit wieder sinkt.

Die Rolle von Testosteron in der weiblichen Libido ist bislang nicht endgültig geklärt. Eine Studie aus dem Jahr 2012 hat einen Zusammenhang zwischen Testosteron und Lust auf Solo-Sex festgestellt, wobei häufigere Masturbation diesen Zusammenhang verstärkte. Allerdings ließ sich kein Einfluss des Hormons auf die Lust am partnerschaftlichen Liebesspiel erkennen.

Zudem stellte eine weitere Untersuchung 2016 fest, dass Estradiol sich bereits allein luststeigernd auswirkt, Testosteron allenfalls eine weitere Steigerung nach sich ziehen kann. Darauf folgerten die Forschenden, dass Estradiol für die weibliche Lust wichtiger ist als Testosteron.

Die männliche Libido

Bei Menschen mit männlichen Geschlechtsorganen ist vor allem das Hormon Testosteron die treibende Kraft für die Libido. Wenn wir also jemanden etwas flapsig als „testosterongesteuert“ bezeichnen, hat das durchaus einen wahren Hintergrund.

Die männlichen Sexualhormone durchlaufen keinen mit dem weiblichen vergleichbaren Zyklus. Langfristig bleibt die Libido von Männern also stabiler.

Allerdings unterliegen sie im Laufe des Tages stärkeren Schwankungen. Der Testosteronspiegel ist morgens am höchsten und sinkt im Laufe des Tages immer weiter ab. Am späten Abend erreicht er dann einen Tiefstand.

Estradiol und Progesteron sind im männlichen Körper nur in geringem Maße vorhanden, so wie Testosteron im weiblichen. Estradiol hat dabei direkten Einfluss auf die Libido, die Spermaproduktion und die erektile Funktion. Progesteron hilft bei der Regulierung des Estradiol und wird benötigt, um Testosteron zu bilden.

Libido bei nicht-binären und trans*-Menschen

Die Forschungslage zur Libido von nicht-binären und trans*-Menschen ist bislang leider sehr dünn. Hormonell wird sie jedoch von den Geschlechtsorganen beeinflusst, die der entsprechenden Person angeboren sind.

Wird eine Hormonbehandlung durchgeführt, kommt es häufig zu Veränderungen der Libido. Dr. Eli Lawliet begleitet als „Gender Doula“ Menschen dabei, ihre eigene geschlechtliche Identität zu entdecken. Er beobachtet immer wieder, dass Testosteron-Behandlungen oft zu einer Steigerung der Libido führen.

Östrogen-Behandlungen dagegen können laut Lawliet verschiedene Effekte haben, inklusive einer niedrigeren Libido, die sich jedoch häufig normalisiert, wenn der Körper sich an das Hormon gewöhnt hat.

Allerdings haben trans*- und nicht-binäre Menschen oft mit Genderdysphorie zu kämpfen, also einem Gefühl der Diskrepanz zwischen biologischem Geschlecht und geschlechtlicher Identität. Das beeinträchtigt das Körpergefühl und wirkt sich häufig negativ auf die Libido aus.

Auch wenn die Studienlage noch nicht ausreicht, um genaue Aussagen über die Libido nicht-binärer oder trans*-Menschen treffen zu können, lässt sich doch mit Sicherheit sagen, dass ihre Lust auf Sex genauso individuell ist wie die von cis-Menschen.

Die Libido im Lauf des Lebens

So, wie die Lust auf Sex individuellen Schwankungen unterliegt, verändert sie sich auch im Lauf des Lebens. Im Alter lässt sowohl bei Männern als auch bei Frauen die sexuelle Begierde nach.

Bei Frauen ist dabei besonders die Menopause ein einschneidendes Ereignis, denn mit ihr sinkt der Spiegel der Sexualhormone deutlich ab. Viele Menschen mit Vagina haben daher in oder nach der Menopause neben sexueller Unlust auch mit Erregungsproblemen wie Scheidentrockenheit zu kämpfen.

Bei Menschen mit Penis erreicht das Testosteron in ihren Teenager-Jahren seinen Höchststand. Ab dem 30. Lebensjahr sinkt der Testosteronspiegel dann Jahr für Jahr um etwa 1 Prozent – und mit ihm sinkt die Libido.

Einen starken Einschnitt, wie ihn die Menopause bei Frauen darstellt, gibt es bei Männern allerdings nicht. Daher sind sie im Schnitt auch noch länger sexuell interessiert als Frauen, wie Studien aus Indien und Deutschland belegen.

Haben Männer mehr Lust auf Sex als Frauen?

Die Annahme ist weit verbreitet, dass Männer gemeinhin eine höhere Libido haben als Frauen. Erklärt wird dies häufig durch das höhere Testosteronlevel.

Gestützt wird diese These durch eine kürzlich erschienene Metastudie an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. Forschende nahmen dafür 211 Studien zum Thema unter die Lupe, die Zugriff auf die Angaben von über 621.000 Befragten erlaubten.

Das Ergebnis: Über alle Länder, Altersgruppen, Ethnien und sexuellen Orientierungen hinweg spiegelten die Antworten der Männer eine höhere Lust auf Sex wider als die Antworten der Frauen.

Allerdings besteht bei Selbstaussagen über die eigene Sexualität immer ein gewisses Risiko für „Falschaussagen“, um ein positiveres Bild von sich zu zeichnen.

Im Interview mit „Medical Xpress“ sagt Julius Frankenbach, einer der Autoren der Studie, sie hätten diese Möglichkeit in Betracht gezogen und bei der Studienauswertung so weit wie möglich berücksichtigt. Trotzdem seien die Unterschiede so deutlich, dass eine reine Begründung durch „Falschaussagen“ ausgeschlossen sei.

Oder ist die Libido doch gleichmäßig verteilt?

Dem gegenüber stehen einige wenige Studien von 1999 und 2012, die versucht haben, unterschiedliche Auffassungen über die höhere Libido auszuschließen, indem sie heterosexuelle Paare befragten, nicht nur Einzelpersonen. Denn nur, weil eine Partei der Meinung ist, sie habe mehr Lust auf Sex als der Partner/die Partnerin, heißt das nicht, dass die andere Partei diese Ansicht teilt.

In diesen Studien gaben 50 % der befragten Paare an, ihre Libido sei etwa gleich stark ausgeprägt. Von den verbleibenden 50 % sagte je die Hälfte, der Mann bzw. die Frau habe die höhere Libido. Diese Ergebnisse deuten also eher auf ein ausgeglichenes Verhältnis hin.

Eine weitere Untersuchung zeigte, dass die Unterschiede zwischen den Antworten von Männern und Frauen sich deutlich verringerten, wenn die Befragten glaubten, an einen Lügendetektor angeschlossen zu sein. Der Vergleich mit anderen Studienteilnehmer:innen ergab, dass gerade Frauen zurückhaltend bei Äußerungen zu ihrem Sexualverhalten sind.

Höhere Libido bei Männern: Spiegel unserer Gesellschaft?

Unser Bild der höheren männlichen Libido könnte jedoch auch von weiteren Aspekten geprägt sein.

Zum Beispiel ist das Verhältnis von emotionaler Nähe und Sex bei Männern und Frauen oft unterschiedlich ausgeprägt. Während viele Frauen emotionale Nähe brauchen, um sexuelle Lust zu empfinden, nutzen viele Männer die Lust auf Sex, um emotionale Nähe zu erreichen.

Emotionale Nähe braucht jedoch häufig mehr Zeit und Ruhe als die Libido, die auch gern für den Quickie zwischendurch zu haben ist. Der Startpunkt ist für Männer demnach oft schneller erreicht als für Frauen, was sich ebenfalls auf die Einschätzung der Lust auswirken könnte.

Suzannah Weiss ist Sexologin für die Plattform FrolicMe, die sich auf weibliche Lust konzentriert. Sie gibt zu bedenken, dass das gesellschaftliche Bild von männlicher und weiblicher Sexualität sehr unterschiedlich ist. Frauen werden dabei generell als eher passiv-empfangend gesehen und sorgen sich häufiger darum, für ihre Lust verurteilt zu werden, so die Expertin.

Es muss also offen bleiben, ob die angeblich höhere Libido der Männer biologisch bedingt ist – oder ob gesellschaftliche Erwartungen sowohl die Lust als auch die Auskunftsbereitschaft von Frauen beeinträchtigen.

Niedrige Libido: Was bedeutet das?

Eine niedrige Libido kann, je nach Mensch, vollkommen normal sein. Solange du zufrieden mit deiner Lust bist, besteht kein Handlungsbedarf.

Sinkt deine sexuelle Begierde jedoch plötzlich oder macht dir das anhaltend niedrige Verlangen zu schaffen, solltest du auf Ursachenforschung gehen. Ansprechpartner:innen dafür können sein:

  • Dein Hausarzt/deine Hausärztin
  • Fachärzt:innen wie Urolog:innen, Gynäkolog:innen oder Endokrinolog:innen
  • Sexual- oder Paartherapeut:innen

Sexuelle Unlust ist weit verbreitet: Je nach Umfragen geben zwischen 17 und 35 Prozent der befragten Frauen an, wenig Libido zu besitzen; im Schnitt ist das für etwa die Hälfte der Betroffenen ein Problem. Nach der Menopause steigt die Zahl der sexuell Lustlosen sogar auf über 50 Prozent, wie eine Studie von 2008 herausfand.

Doch auch Männer sind gegen niedrige Libido nicht gefeit: Zwischen 5 und 14 Prozent von ihnen sind ebenfalls davon betroffen.

Einheitliche Symptome für eine „zu niedrige“ Libido gibt es nicht, da die individuellen Unterschiede zu groß sind. Generelle Hinweise sind jedoch:

  • Fehlende Lust auf den Partner
  • Kein Interesse an Masturbation
  • Kaum oder keine sexuellen Fantasien
  • Sorge über das mangelnde sexuelle Interesse

Ursachen: Warum wir keine Lust auf Sex haben

Für eine niedrige Libido gibt es zahlreiche mögliche Ursachen:

Stress: Stress ist eine der Hauptursachen für mangelnde Libido und betrifft große Teile der Bevölkerung. Daher haben wir diesem Thema bereits einen eigenen Artikel gewidmet.

Beziehungsprobleme: Im weiteren Sinne könnte man diese ebenfalls in den Bereich Stress einordnen. Tatsächlich sind Beziehungsprobleme sogar einer der Hauptgründe für einen Mangel an sexueller Lust.

Sexuelle Inkompatibilität: Passen zwei Menschen sexuell einfach nicht zusammen, sinkt auch ihre Lust aufeinander. Schließlich sind wir immer auch auf der Suche nach Befriedigung unserer sexuellen Bedürfnisse. Kommen diese trotz sexueller Aktivität ständig zu kurz, ist auch das Liebesspiel an sich weniger reizvoll für uns.

Sexuelle Dysfunktionen: Erektionsstörungen, Orgasmusprobleme oder Schmerzen beim Sex können das Liebesspiel zur Qual machen und uns die Lust rauben.

Hormonelle Störungen: Da unsere Libido von unserem Hormonsystem abhängig ist, liegt dieser Grund quasi auf der Hand. Wenn in unserem Hormonhaushalt ein Ungleichgewicht herrscht, wirkt sich das sehr häufig auch auf unsere Lust aus.

Hormonelle Verhütungsmittel: Sie sind zur Schwangerschaftsverhütung ausgesprochen praktisch, greifen aber teilweise stark in unser natürliches Hormonsystem ein. Daher ist sexuelle Unlust eine verbreitete Nebenwirkung bei hormonellen Verhütungsmitteln, besonders bei der Pille.

Schwangerschaft: Ist eine Frau schwanger, ist der evolutionsbiologische Zweck des Geschlechtsverkehrs erreicht. Daher ist es nicht weiter verwunderlich, wenn in der Schwangerschaft die Libido sinkt. Allerdings kann auch der umgekehrte Fall eintreten und eine Schwangere mehr Lust auf Sex haben als zuvor.

Körperliche Krankheiten: Sind wir nicht fit, wirkt sich das auf viele Bereiche unseres Lebens aus. Zu den Krankheiten, die unsere Libido negativ beeinflussen können, gehören:

  • Diabetes
  • Bluthochdruck
  • Herzerkrankungen
  • Niereninsuffizienz
  • Anämie
  • Fatigue
  • Schilddrüsenunterfunktion

Psychische Erkrankungen: Psychische Probleme wie Depressionen oder Angststörungen wirken sich ebenfalls negativ auf unsere Libido aus. Auch ein schlechtes Selbstwertgefühl oder ein negatives Körperbild können dazu führen, dass wir die Lust auf Sex verlieren.

Medikamente: Auch einige Medikamente können die Libido dämpfen. Dazu gehören zum Beispiel Antidepressiva, Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, Betablocker, einige Entwässerungsmedikamente und ACE-Hemmer sowie manche Diabetes-Medikamente.

Ungesunder Lebensstil: Wir alle wissen, dass ein gesunder Lebensstil für unser Wohlbefinden wichtig ist. Auch auf die Libido können sich ungesunde Gewohnheiten auswirken. Dazu gehören schlechte Ernährung, Bewegungsmangel, Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, Schlafmangel oder Drogenmissbrauch.

Übergewicht: Mehrgewicht kann sich auf viele Aspekte unseres Lebens auswirken, darunter auch unsere Libido. Das liegt zum einen daran, dass viele Mehrgewichtige häufig auch mit einem negativen Selbstbild zu kämpfen haben. Zum anderen können die überzähligen Pfunde bei Männern Erektionsprobleme verursachen.

Kulturelle und religiöse Einflüsse: Menschen, deren Kultur oder Religion Sexualität stark tabuisiert und zu etwas Verwerflichem erklärt, haben häufig auch eine niedrigere Libido.

Belastende/traumatische Erfahrungen: Wer belastende oder gar traumatische Erfahrungen im Kontext mit Sexualität gemacht hat, verspürt häufig ebenfalls weniger Lust auf Sex. Das kann von verletzenden Kommentaren eines Partners/einer Partnerin bis hin zu sexuellem Missbrauch und Vergewaltigung reichen und braucht oft professionelle Unterstützung bei der Aufarbeitung.

Niedrige Libido: Was du tun kannst

Solange deine Libido für dich kein Störfaktor ist, musst du nicht unbedingt etwas unternehmen.

Hättest du jedoch wieder gern mehr Lust auf Sex, gibt es eine ganze Reihe von Dingen, die helfen können. Was genau bei dir wirkt, ist allerdings abhängig von der Ursache. Dein Ziel sollte also zunächst sein, diese herauszufinden und gezielt gegen sie vorzugehen.

Das bedeutet zum Beispiel:

  • Behandlung zugrunde liegender körperlicher Erkrankungen
  • Psychotherapie/Verhaltenstherapie bei psychischen Erkrankungen
  • Stressreduktion oder besseres Stressmanagement
  • Paar- und/oder Sexualtherapie bei Beziehungsproblemen
  • Änderung der Dosierung oder Wechsel eines Präparats, wenn die Ursache Nebenwirkungen deiner Medikamente sind (Achtung: Nur nach Absprache mit dem Arzt/der Ärztin!)
  • Verzicht auf Rauchen, Alkohol und Drogen
  • Hormontherapie (unter ärztlicher Aufsicht)

Mehr Bewegung und gesunde Ernährung möchten wir in jedem Fall empfehlen, denn beides trägt bei verschiedenen Ursachen nicht nur zu einer Verbesserung der Libido bei, sondern auch zur allgemeinen Gesundheit.

Gelegentliche können auch Medikamente helfen, den Mangel an Lust zu überwinden. Ist die Ursache beispielsweise eine Erektionsstörung bzw. damit verbundene Versagensangst, kann Viagra helfen.

Einige Menschen schwören zudem auf Aphrodisiaka, und nicht zuletzt hilft auch Masturbation dabei, die Libido wieder in Gang zu bringen.

Überhöhte Libido: Wann ist die Lust zu viel?

Wie auch schon bei der niedrigen Libido gilt: Problematisch wird es erst, wenn du es als Problem empfindest. Im Fall der übersteigerten Lust bedeutet das oft, dass sie deinen Alltag beeinträchtigt.

Solltest du unter deiner großen Lust leiden, kannst du dich ebenfalls an deinen Arzt/deine Ärztin wenden oder zum Beispiel beim Weißen Kreuz Beratungsstellen erfragen.

Symptome für übersteigerte Libido:

  • Sex dominiert permanent deine Gedankenwelt und führt zu (zwanghaften) sexuellen Verhaltensweisen.
  • Die Libido hat (negativen) Einfluss auf deinen Alltag: Auf Beziehungen, Freundschaften, die Arbeit, die Gesundheit.
  • Du kompensierst schwierige Emotionen wie Trauer oder Wut mit Sex bzw. sexuellem Verhalten.
  • Deine Beziehungen sind durch deine Libido gefährdet, etwa, weil du Treffen mit Freund:innen dauernd absagt, deine:n Partner:in bedrängst oder betrügst.
  • Sex befriedigt dich nicht mehr richtig; du fühlst dich danach leer oder unerfüllt.

Ursachen: Woher kommt die übergroße Lust?

Eine übersteigerte Libido ist deutlich seltener als eine niedrige. Auch die möglichen Ursachen sind überschaubarer.

Hormonungleichgewicht: Auch bei hoher Libido spielen die Hormone eine wichtige Rolle. Betroffene haben oft einen Überschuss an den „Glücksbotenstoffen“ Dopamin und/oder Serotonin.

Medikamente: Einige wenige Medikamente können sich steigernd auf die Lust auswirken. Dazu gehören zum Beispiel Parkinson-Medikamente, die als Wirkstoff Dopamin beinhalten.

Bipolare Störung: Wirken viele psychische Erkrankungen eher negativ auf unsere Begierde, geht eine bipolare Störung überdurchschnittlich oft mit einer übersteigerten Libido einher.

Drogen: Hier sind vor allem Kokain und Methamphetamine zu nennen, die sich luststeigernd auswirken und die Libido überhöhen können.

Körperliche Erkrankungen: Krankheiten, die die Hirnareale betreffen, die für sexuelle Lust verantwortlich sind, können ebenfalls für eine sehr hohe Libido sorgen. Dazu gehören auch Erkrankungen wie Epilepsie oder Demenz.

Sucht: Manchmal wächst die erhöhte Libido sich zur Sexsucht aus. Mögliche Ursachen sind z. B. neuronale oder psychische Erkrankungen, (sexuelle) Traumata oder Drogen. Menschen, die besonders suchtanfällig sind, können auch durch den übermäßigen Konsum von Pornografie eine Sucht entwickeln.

Übersteigerte Lust: Das kannst du tun

Wie auch bei einer niedrigen Libido kommt es bei der Behandlung überhöhter sexueller Lust auf die Ursache an. Zu den Lösungsansätzen können gehören:

  • Änderung bei der Medikation, wenn die Ursache ein Medikament ist (Achtung: Nur nach Absprache mit dem Arzt/der Ärztin!)
  • Behandlung einer zugrunde liegenden Krankheit wie Epilepsie oder Hormonstörungen
  • Psychotherapie/Verhaltenstherapie, wenn die Ursache psychisch bedingt ist
  • Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, begleitend verabreicht bei einer Suchttherapie
  • (vorübergehender) Sexverzicht, um wieder einen gesunden Umgang mit der eigenen Sexualität zu lernen
  • Selbsthilfegruppen wie die Anonymen Sexaholiker

Auch übersteigerte Lust kann übrigens durch ein Mehr an Bewegung gemildert werden. Allerdings sollten Menschen, die ohnehin schon viel Zeit in Sport investieren, nicht noch mehr Sport treiben, denn auch ein Zuviel kann die Libido in die Höhe treiben.

Die Libido auf einen Blick

Die menschliche Lust ist ein hochkomplexes Thema. Wichtig zu wissen ist:

  • Die Libido ist vor allem individuell, ein „Normal“ gibt es nicht.
  • Unsere Lust ist natürlichen Schwankungen und zahlreichen weiteren Einflüssen unterworfen.
  • Problematisch ist es erst, wenn durch hohe oder niedrige Libido ein Leidensdruck für die Betroffenen entsteht.
  • Sollten Probleme auftreten, lassen diese sich sehr oft behandeln.

Solltest du oder dein:e Partner:in unter sexueller Unlust oder übersteigerter Lust leiden, ist vor allem eine offene und wertfreie Kommunikation zwischen euch wichtig. Sonst kann daraus schnell ein Beziehungsproblem entstehen – und das ist einer der größte Lustkiller von allen.

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