Sexuelle Unlust beim Mann: Oft verschwiegen, aber keine Seltenheit
Während sexuelle Unlust bei Frauen bzw. Menschen mit weiblicher Anatomie als relativ normal angesehen wird, ist Libidoverlust bei Männern bzw. Menschen mit männlichen Geschlechtsorganen häufig noch immer ein Tabuthema.
Dabei ist sexuelle Unlust auch bei ihnen keine Seltenheit. Die Zahlen dazu variieren zwar stark, doch verschiedene Studien zeigen, dass ca. 12 bis 28 % der Männer von Libidoverlust betroffen sind. Genauere Angaben dazu findest du auch im Artikel Libidoverlust – Wenn die Lust auf Sex verschwindet.
Zu unterscheiden ist eine sexuelle Luststörung von den normalen Schwankungen, denen die Libido unterliegt. Gelegentliche Unlust betrifft nämlich so gut wie jeden Menschen mal, ganz unabhängig vom Geschlecht. Schließlich ist die Libido ein komplexes und damit auch störungsanfälliges Phänomen.
Allerdings musst du nicht warten, bis deine sexuelle Unlust irgendwelche Diagnosekriterien erfüllt. Wenn dein mangelnder Sexualtrieb dir Sorgen bereitet, kannst, darfst und solltest du etwas dagegen unternehmen.
Die männliche Lust
Menschliche Lust wird vor allem von den Sexualhormonen gesteuert. Da deren Produktion abhängig von den biologisch vorhandenen Organen ist, schreiben wir in diesem Artikel von männlicher Lust. Denn auch trans*- und nicht-binäre Menschen sind von den körpereigenen Hormonen beeinflusst, sofern sie keine Hormonbehandlung durchführen.
Die männliche Lust wird vor allem durch das Hormon Testosteron beeinflusst. Allerdings sind auch bei Menschen mit männlicher Anatomie weitere Geschlechtshormone vorhanden, zum Beispiel Östrogen, LH (luteinisierendes Hormon) oder Prolaktin – nur eben in anderer Konzentration als in einem weiblichen Körper.
Unabhängig vom Geschlecht sind unsere (Sexual-)Hormone von einer reibungslosen Funktion der Hypothalamus-Hypophysen-Achse abhängig.
Der Hypothalamus im Zwischenhirn sendet Botenstoffe an die Hypophyse (Hirnanhangdrüse), um ihr zu signalisieren, welche Hormone benötigt werden. Die Hypophyse ihrerseits veranlasst, dass die Hormondrüsen des Körpers die erforderlichen Hormone produzieren.
Funktioniert die Kommunikation zwischen diesen beiden Hirnarealen nicht, hat das Auswirkungen auf unser Hormonsystem. Ebenso kann übrigens auch die Verbindung zwischen der Hypophyse und einzelnen Hormondrüsen gestört sein. Und ist das Hormonsystem aus dem Takt, wirkt sich das eben auch auf unsere Lust aus.
Lustmodelle: Wie bekommen wir Lust auf Sex?
Zwei Modelle zur Entstehung menschlicher Lust sind verbreitet: das lineare Modell nach William H. Masters und Virginia Johnson und das kreisförmige Modell nach Rosemary Basson.
- Das lineare Modell geht davon aus, dass am Anfang des sexuellen Reaktionszyklus die spontane Lust auf Sex steht, gefolgt von Erregung, die zum Orgasmus führt.
- Das kreisförmige Modell dagegen zeigt verschiedene Einstiegsmöglichkeiten in den sexuellen Reaktionszyklus. Es ist nämlich nicht selten, dass die Erregung vor der eigentlichen Lust auf Sex kommt. In diesem Fall ist dann auch oft von responsiver Lust die Rede, die als Antwort auf eine sexuelle Stimulation erfolgt.
Ein bisschen vergleichbar ist das mit dem Sprichwort „Der Appetit kommt beim Essen.“
Die amerikanische Sexualwissenschaftlerin und Autorin Dr. Emily Nagoski schätzte in der Erstausgabe ihres Buches „Come As You Are“ anhand verschiedener Studien, dass ca. 75 % der Männer spontane Lust erleben. Für eine Mehrheit der Menschen mit Penis trifft also das lineare Modell nach Masters und Johnson (weitgehend) zu – auch wenn Lust nicht zwingend in einem Orgasmus gipfeln muss.
Die übrigen 25 % der Männer haben nur selten spontan Lust; sie brauchen oft eine Kombination aus physischer oder psychischer Stimulation und dem passenden Kontext. Oft heißt das: eine entspannte, stressfreie Atmosphäre, kein Zeitdruck und ein freier Kopf.
Solltest du nur selten spontane Lust empfinden, kann es also gut sein, dass du zu den 25 % der Menschen mit männlicher Anatomie gehörst, die etwas mehr als den bloßen Gedanken an Sex brauchen, um Lust zu entwickeln.
In der Neuauflage von „Come As You Are“ nennt Nagoski diese absoluten Zahlen übrigens nicht mehr. Sie findet, dass die Verteilung von spontaner und responsiver Lust keine Rolle spielt, denn wichtig ist für sie nur, dass es eben verschiedene Varianten des Lustempfindens gibt.
Wir haben ihre Schätzungen trotzdem aufgenommen – für all diejenigen unter euch, die gern statistisch bestätigt sehen, dass sie mit ihrer nicht so spontanen Lust nicht allein sind.
Symptome für sexuelle Unlust
Libido ist individuell sehr unterschiedlich, deshalb ist die Bandbreite einer „normalen“ Libido sehr groß.
Hinweise auf niedrige Libido bzw. sexuelle Unlust gibt es trotzdem. Es sind vor allem diese:
- Keine sexuellen Gedanken und Fantasien
- Kein Interesse an Sex oder Masturbation
- Wenig oder gar keine Reaktion auf sexuelle Stimulation
- Betroffene leiden unter ihrer Unlust
Wenn du mit deiner eigenen Libido unzufrieden bist und für dich (oder deine Beziehung) Leidensdruck entsteht, ist das Grund genug zu handeln. Scheue dich also nicht davor, Hilfe zu suchen, wenn dein Sexualtrieb dir Sorgen bereitet.
Umgekehrt muss eine vorübergehend niedrige Libido dich jedoch nicht beunruhigen. Bei allen Menschen schwankt die Libido, und es ist normal, für eine Weile auch mal keine Lust auf Sex zu haben.
Gründe für sexuelle Unlust bei Männern
Die Gründe für sexuelle Unlust sind vielfältig. Die meisten davon können geschlechtsunabhängig auftreten. Du findest sie in unserem Artikel zum Libidoverlust.
In diesem Artikel möchten wir uns dagegen anschauen, welche Ursachen vor allem bei Menschen mit männlichen Geschlechtsorganen zum Tragen kommen oder wie bestimmte Gründe sich bei ihnen auswirken.
Testosteronmangel
Testosteron ist das wichtigste männliche Geschlechtshormon und wird hauptsächlich in den Hoden produziert. Verschiedene Ursachen können jedoch dazu führen, dass die Produktion zu niedrig ist. Dazu gehören vor allem:
- angeborene Ursachen wie Fehlbildungen, Chromosomenstörungen (Klinefelter-Syndrom) oder Genanomalien (Noonan-Syndrom)
- erworbene Ursachen wie Verletzungen, Erkrankungen oder Entfernung der Hoden
- Störungen der Hormonproduktion in den Hoden
- Störungen der Hypothalamus-Hypophysen-Achse
- Alter
- Schlafmangel
In unserer Gesellschaft spielt außerdem vor allem Übergewicht eine Rolle bei der Entstehung von Testosteronmangel. Eine Studie aus dem Jahr 2014 stellte fest, dass bei moderatem Übergewicht häufig eine Insulinresistenz der Grund für einen niedrigen Testosteronspiegel ist.
Bei stärkerem Übergewicht wird zudem die Funktion der Hypothalamus-Hypophysen-Achse beeinflusst. Dies senkt den Testosteronwert noch weiter.
Der große Nachteil: Oft entsteht ein Teufelskreis, denn Testosteronmangel führt zu Gewichtszunahme, die ihrerseits den Mangel verstärken kann.
Auch Diabetes steht in engem Zusammenhang mit Testosteronmangel. Laut einer Studie von 2018 ist die Beziehung wechselseitig: Typ-2-Diabetes ist ein Risikofaktor für zu niedriges Testosteron und ein niedriger Testosteronwert ist ein Risikofaktor für die Entstehung von Diabetes.
Was du tun kannst:
Im Falle angeborener Ursachen oder bei Verletzungen, Erkrankung oder Entfernung der Hoden ist das Mittel der Wahl häufig die Hormonersatztherapie. Dabei wird von außen das fehlende Testosteron zugeführt.
Solltest du unter (starkem) Übergewicht oder einer Insulinresistenz leiden, helfen Ernährungsumstellung, Bewegung und Gewichtsabnahme. Laut der oben zitierten Studie von 2014 sind die Auswirkungen des Gewichts auf den Testosteronspiegel nämlich umkehrbar – aber eben nur durch deutliche Reduzierung des Gewichts.
Eine Langzeitstudie, deren Ergebnisse 2020 veröffentlicht wurden, ergab übrigens, dass Testosterontherapie bei Testosteronmangel in Verbindung mit Typ-2-Diabetes eine sehr gute Behandlungsergänzung sein kann.
Tatsächlich verschwand bei einem Drittel der Teilnehmer die Diabeteserkrankung, wenn neben Diabetesmedikamenten auch Testosteron verabreicht wurde – allerdings nur bei nachgewiesen fehlendem Testosteron.
Allerdings birgt die Testosterontherapie auch Risiken, denn sie steht im Verdacht, Herzerkrankungen und Schlaganfälle zu begünstigen, sodass eine genaue Anamnese und Überwachung notwendig sind.
Zudem kann Testosterontherapie bei jungen Männern zu Unfruchtbarkeit führen und sollte daher im Einzelfall gut überlegt sein.
Andere Hormonstörungen
Das menschliche Hormonsystem ist komplex. Daher können auch andere Hormonstörungen zu sexueller Unlust führen, etwa, wenn zu viel eines anderen Hormons produziert wird.
Besonders die Hyperprolaktinämie kann zu sexueller Luststörung bei Männern führen. Das Hormon Prolaktin hat eine stress- und angstreduzierende Wirkung, wirkt sich positiv auf das zentrale Nervensystem aus und spielt eine Rolle bei zwischenmenschlicher Bindung. Bei stillenden Müttern sorgt es zudem dafür, dass genug Milch gebildet wird.
Ist jedoch zu viel Prolaktin vorhanden, kann dies den Testosteronwert bei Männern senken, die Libido reduzieren und sogar zu Erektionsstörungen, Impotenz und Depressionen führen.
Auch die Gynäktomastie kann Auswirkungen auf die männliche Libido haben. Bei dieser Störung ist die männliche Brust bei ansonsten schlanker Statur vergrößert und enthält mehr Drüsengewebe. Gründe können verschiedene Krankheiten sein, aber auch ein Überschuss an Östrogen bzw. ein Mangel an männlichen Hormonen.
Zudem können Betroffene sich im eigenen Körper unwohl und „unmännlich“ fühlen, was wiederum zu einer psychischen Ursache für Libidoverlust werden kann.
Was du tun kannst:
Mögliche Hormonstörungen solltest du in jedem Fall ärztlich abklären lassen. Ein Bluttest gibt rasch Aufschluss darüber, ob deine Hormone im Gleichgewicht sind.
Liegt eine Störung vor, wird dein Arzt/deine Ärztin versuchen, die genaue Ursache herauszufinden und zu behandeln.
Sexuelle Dysfunktionen
Bei einer sexuellen Luststörung handelt es sich um eine sexuelle Dysfunktion. Ursache dafür kann jedoch eine andere Dysfunktion im sexuellen Bereich sein.
Die häufigsten Dysfunktionen, die Einfluss auf die Libido haben können, sind Erektionsstörungen, vorzeitige oder verzögerte Ejakulation.
Oft gehen alle diese Störungen mit einer gewissen Angst im sexuellen Kontakt einher. Wer nicht immer in der Lage ist, eine Erektion zu bekommen oder zu erhalten, wird ebenso von Versagensangst oder Scham gequält wie ein Mensch, der immer sehr schnell ejakuliert.
Es gibt zudem gewisse Risikofaktoren, eine sexuelle Dysfunktion, wie beispielsweise eine Erektionsstörung, zu entwickeln. Diese Faktoren gefährden somit auch die Libido. Dazu gehören:
- Übergewicht/Adipositas: Überschüssige Pfunde und vor allem Adipositas führen zu Durchblutungsstörungen und erhöhen damit das Risiko für erektile Dysfunktionen.
- Restless-Legs-Syndrom: Das Störungsbild, das zu einem Zwang führt, die Beine zu bewegen, ist laut einer Studie auch mit einem erhöhten Risiko für Erektionsstörungen verbunden. Je häufiger das Syndrom auftritt, desto größer ist dieses Risiko.
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Herzprobleme und erektile Dysfunktion stehen in engem Zusammenhang. Die ÄrzteZeitung warnte 2011 sogar, dass bei auftretenden Erektionsstörungen sicherheitshalber auch das Herz untersucht werden sollte.
- „Performance-Angst“: Wer Angst hat, beim Sex zu „versagen“, hat ein erhöhtes Risiko, eine sexuelle Dysfunktion zu entwickeln – oder vermeidet sexuelle Kontakte gleich ganz.
- Depression: Wenn das Aufstehen zum Kraftakt wird, ist an Sex oft nicht mehr zu denken. Depressionen begünstigen sexuelle Dysfunktionen – und sexuelle Dysfunktion ist ein Risikofaktor für Depressionen.
- Mentale Probleme: Ebenso können andere mentale Probleme, wie etwa eine Posttraumatische Belastungsstörung, sich negativ auf die sexuelle Funktionsfähigkeit auswirken.
- Rauchen: Auch Rauchen mindert die Durchblutung im Körper, nicht zuletzt in den Geschlechtsorganen, und kann damit zu erektiler Dysfunktion führen.
Was du tun kannst:
Sexuelle Dysfunktionen haben manchmal körperliche, manchmal psychische Ursachen. Gelegentlich beginnt das Problem auf physischer Ebene und wird durch psychische Folgen verstärkt.
Solltest du unter einer sexuellen Dysfunktion leiden, möchten wir dir empfehlen, ärztlichen Rat einzuholen. Kennst du die genaue Ursache, ist nämlich sehr häufig eine gezielte Behandlung möglich.
Das kann eine Behandlung körperlicher Erkrankungen sein, aber auch Psycho- oder Sexualtherapie.
Nicht zuletzt solltest du außerdem das Gespräch mit deiner Partnerin/deinem Partner suchen. Sexuelle Dysfunktionen können eine Beziehung schwer belasten. Offene und wertschätzende Kommunikation kann daher den Druck nehmen und euch als Paar näher zusammenbringen. Eventuell ist auch eine Paartherapie oder gemeinsame Sexualtherapie hilfreich für euch.
Alter
Während Frauen mit der Menopause eine einschneidende Veränderung ihres Hormonhaushalts erleben, schreiten Hormonveränderungen bei Männern altersbedingt eher schleichend voran.
Allerdings erleben auch sie eine Abnahme von Geschlechtshormonen, vor allem von Testosteron. Ist der Testosteronspiegel um das 20. Lebensjahr herum auf seinem Höchststand, nimmt er ab etwa dem 30. Lebensjahr kontinuierlich ab, und zwar um 1-2 % pro Jahr.
Da die Abnahme ziemlich langsam erfolgt, haben viele Menschen mit männlicher Anatomie auch nach dem 60. oder 70. Lebensjahr noch Lust auf Sex – wenn auch vielleicht nicht mehr so viel wie in ihrer Jugend.
Was du tun kannst:
Altersbedingter Testosteronabbau lässt sich nur schwer aufhalten.
Da jedoch mit steigendem Alter auch die Erkrankungen zunehmen, bietet sich hier ein Ansatzpunkt, etwas gegensteuern zu können. Werden Krankheiten behandelt, die den Testosteronspiegel beeinträchtigen, kann dieser sich nämlich bis zu einem gewissen Grad erholen.
Zudem tragen gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung an der frischen Luft und ein gesundes Körpergewicht ihren Teil zu einem normalen Testosteronspiegel bei.
Über die Option einer Testosterontherapie solltest du in jedem Fall mit einem Arzt/einer Ärztin sprechen. Sie kann in einigen Fällen vielleicht angezeigt sein, wird jedoch beispielsweise von der amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) nicht empfohlen, um altersbedingten Testosteronmangel zu behandeln.
Elternschaft
Dass (werdende) Mütter in der Schwangerschaft oder nach der Geburt wenig Lust auf Sex verspüren, ist leicht nachvollziehbar. Hormone, Übelkeit, körperliche Veränderungen und die Strapazen der Geburt lassen bei einigen Frauen keinen Raum für die Libido.
Doch auch Männern kann die (herannahende) neue Aufgabe Kopfzerbrechen bereiten und die Libido senken. Vielleicht fühlen sie sich nicht wohl beim Sex in der Schwangerschaft, weil das Baby bereits so präsent ist – besonders, wenn der Bauch wächst.
Einige Väter machen sich jedoch auch Sorgen um die Zeit nach der Geburt, und wenn das Baby erst einmal auf der Welt ist, spielt nicht selten auch der Schlafmangel eine Rolle bei der sexuellen Unlust. Und für manch einen Vater ist die Geburt des eigenen Kindes ein einschneidendes bis traumatisches Erlebnis.
Was du tun kannst:
Zunächst einmal: ruhig bleiben. Es ist normal, dass Menschen sich an neue Situationen gewöhnen müssen, und die Verantwortung für ein Kind wiegt schwer. Dass du dabei erst einmal den Kopf nicht für Sex frei hast, ist nicht verwunderlich.
Solltest du jedoch Unstimmigkeiten zwischen dir und deiner Partnerin/deinem Partner verspüren, ist es Zeit für ein offenes Gespräch. Nähe und Intimität sind nämlich wichtig für eine Beziehung, müssen aber nicht unbedingt mit Sex einhergehen.
Kuschelt miteinander, redet, verbringt Qualitätszeit zusammen. In den allermeisten Fällen kommt die Lust im Laufe der Zeit wieder – auf beiden Seiten.
Zu wenig oder zu viel Sport
Bewegungsmangel führt bei Menschen aller Geschlechter zu niedrigerer Libido. Unser überwiegend sitzendes Leben zieht viele gesundheitliche Probleme nach sich. Die AOK zählt unter anderem
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen,
- Fettleibigkeit (Adipositas),
- Diabetes Typ 2,
- Angststörungen und Depressionen,
- Krebs,
- Schlafstörungen und
- Stress
als Folge von Bewegungsmangel auf. All das sind übrigens auch Faktoren für eine niedrige Libido.
Regelmäßige Bewegung und Sport sind daher wichtig und sollten zum Alltag eines jeden Menschen gehören.
Menschen mit männlichen Geschlechtsorganen sollten ihre sportlichen Ambitionen aber nicht übertreiben. Eine Studie konnte nachweisen, dass Männer, die häufig intensiv und lang Ausdauersport betrieben, eine niedrigere Libido hatten als ihre Geschlechtsgenossen, die seltener und mit moderater Belastung trainierten.
Was du tun kannst:
Mit Bewegung und Sport kannst du grundsätzlich erst einmal nicht viel falsch machen. In den allermeisten Fällen wird sich beides positiv auf deine Libido auswirken.
Allerdings musst du kein Marathonläufer werden, um auch im Bett aktiv zu sein – im Gegenteil. Viel hilft nicht immer viel.
Wenn du jedoch im Leistungssport unterwegs bist oder dein intensives Ausdauertraining einfach liebst, wollen wir es dir natürlich nicht ausreden. Aber wenn du sehr viel Sport treibst und dich über deine niedrige Libido wunderst, könnte ein Blick auf dein Trainingspensum vielleicht Hinweise auf die Ursache geben.
Schlafmangel und Schlafstörungen
Zu wenig Schlaf ist für die Libido nie gut. Bei Menschen mit männlichen Geschlechtsorganen ist dies sogar messbar: Für eine Studie wurden junge gesunde Männer mehrere Tage lang im Schlaflabor untersucht, einmal mit ausreichend Schlaf, einmal nach einer Woche mit Schlafmangel.
Das Ergebnis: Die Probanden wiesen nach acht Nächten mit je nur 5 Stunden Schlaf einen um 10-15 % niedrigeren Testosteronwert auf als an den Tagen mit ausreichendem Schlaf.
Halte dir zum Vergleich vor Augen: Der Testosteronspiegel sinkt im Alter nur um je 1-2 % pro Jahr. Der Unterschied ist also signifikant.
Der Grund ist, dass die größte Testosteronmenge im Schlaf ausgeschüttet wird. Je weniger Schlaf, desto weniger Testosteron.
Auch andere Schlafstörungen führen zu niedrigen Testosteronwerten. Besonders bei der Schlafapnoe, also nächtlichen Atemaussetzern, lässt sich dieser Zusammenhang nachweisen. Vor allem Männer, die mit überschüssigen Pfunden ausgestattet sind, sind betroffen, wie eine Studie aus dem Jahr 2017 nachwies.
Was du tun kannst:
Die Lösung ist, zumindest für ansonsten gesunde Menschen, recht einfach: Achte darauf, ausreichend Schlaf zu bekommen. Zudem kannst du auch die Qualität deines Schlafs durch eine gute Schlafhygiene verbessern.
Leidest du dagegen unter Schlafapnoe oder anderen Schlafstörungen, solltest du ärztlichen Rat suchen und die zugrunde liegende Ursache behandeln.
Stress
Auch Stress gehört zu den Ursachen, die bei Menschen aller Geschlechter zu niedriger Libido führen. Trotzdem möchten wir hier beleuchten, wie er die Lust von Menschen mit Penis beeinträchtigen kann.
Zwar können Männer sich häufig eher auf Sex einlassen als Frauen, weil sie den Geschlechtsakt zur Entspannung nutzen, wohingegen viele Frauen entspannt sein müssen, um überhaupt in Stimmung zu kommen.
Dennoch blockiert Stress natürlich auch bei Menschen mit männlicher Anatomie. Schließlich wird dabei das Stresshormon Cortisol ausgeschüttet, das die Produktion der Geschlechtshormone hemmt.
Zudem sind (stressbedingte) Erregungsschwierigkeiten bei Männern häufig unübersehbar. Das wiederum erhöht den Stresspegel noch mehr, wie der Sexologe Taylor Johnson betont.
Außerdem weist Johnson darauf hin, dass Männer häufiger dazu tendieren, Gefühle zu unterdrücken. Diese sind aber trotzdem vorhanden, und wenn sie kein Ventil erhalten, brodeln sie im Innern weiter – manchmal auch zulasten der Libido.
Was du tun kannst:
Wenn dein Libidoverlust durch Stress verursacht wird, ist Entspannung die beste Therapie. Probier Entspannungstechniken wie Meditation, Progressive Muskelrelaxation oder Atemübungen. Aber auch ein Spaziergang an der frischen Luft oder Zeit mit Freunden und Familie kann helfen, den Kopf freizubekommen.
Suche außerdem Wege, deinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen, wenn dich etwas bedrückt oder wütend macht. Sprich mit deiner Partnerin/deinem Partner oder einem Freund/einer Freundin. Auch eine Therapie kann helfen, wenn du schon länger mit deinen Gefühlen zu kämpfen hast.
Pornokonsum
Pornos sind heutzutage überall und jederzeit verfügbar. Allerdings ist übermäßiger Konsum oft problematisch, denn er kann dazu führen, dass die Stimulation durch einen echten Menschen nicht mehr ausreicht. Betroffene sind zwar häufig noch durch Pornos erregbar, warten aber im Kontakt mit einem echten Sexualpartner/einer echten Sexualpartnerin vergeblich auf eine Erektion.
Sexologe Johnson erklärt: „Durch Pornos verursachte erektile Dysfunktion ist ein großes Problem in allen Altersgruppen, sogar unter Teenagern.“
Was du tun kannst:
Leiden deine Libido und deine Erektionsfähigkeit durch exzessives Pornoschauen, rät der Experte zu Abstinenz. Wenigstens 30 Tage solle auf Pornokonsum verzichtet werden. Oft reagiere der Körper danach wieder wie gewünscht.
Libidoverlust beim Mann: Wie du Abhilfe schaffen kannst
Solltest du schon länger unter Libidoverlust leiden oder die sexuelle Unlust sehr plötzlich aufgetreten sein, möchten wir dir raten, einen Arzt/eine Ärztin aufzusuchen. Das kann dein Hausarzt/deine Hausärztin sein, aber auch ein:e Spezialist:in, zum Beispiel für Urologie.
Mit ärztlicher Unterstützung kannst du herausfinden, was die Ursache für den mangelnden Sexualtrieb ist. Zugrunde liegende Erkrankungen sollten ausgeschlossen bzw. behandelt werden. Eventuell ist auch Psycho- bzw. Sexualtherapie für dich empfehlenswert.
Allerdings kannst du auch selbst einige Maßnahmen ergreifen, um deiner Libido wieder auf die Sprünge zu helfen:
- Achte auf einen gesunden Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, ausreichend Schlaf und genug Bewegung.
- Verzichte auf übermäßigen Alkoholkonsum und Zigaretten.
- Gehe achtsam mit Pornokonsum um und verzichte im Zweifel lieber für eine Weile darauf.
- Probiere aphrodisierende Lebensmittel.
- Peppe dein Sexleben auf: Sexspielzeug, Rollenspiele und neue Sexualpraktiken wie Slow Sex oder Tantra können neuen Schwung ins Bett bringen.
- Reduziere Stress durch Auszeiten, Meditation, Atem- und Entspannungsübungen. Auch Achtsamkeitstraining kann helfen.
- Arbeite an der Kommunikation mit deinem Partner/deiner Partnerin. Je näher ihr euch emotional seid, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit für mehr Lust.
- Sorge für Zweisamkeit. Für Sex braucht es Gelegenheit, und die kommt oft nicht von selbst.
- Finde heraus, ob du vielleicht eher für responsive Lust empfänglich bist, als spontan Lust zu entwickeln. Das kann durch erotische Bücher/Filme, sexy Talk oder auch schlicht Information über Sexualität passieren.
Fazit: Sexuelle Unlust kann jede:n treffen – und ist behandelbar
Wenn du an Libidoverlust leidest, kann es dafür viele verschiedene Ursachen geben. Glücklicherweise sind die allermeisten davon jedoch behandelbar.
Für sexuelle Unlust braucht sich außerdem niemand zu schämen. Sie trifft so gut wie jede:n von uns manchmal, denn Schwankungen der Libido sind völlig normal.
Belastet der mangelnde Trieb dich jedoch, ist es vollkommen legitim, dir Hilfe zu suchen. Sei gewiss: du bist nicht der erste Mensch, der solche Probleme bei seinem Arzt/seiner Ärztin anspricht.
Schließlich ist eine gesunde Sexualität Teil des allgemeinen Wohlbefindens. Und wenn dir irgendetwas an deiner Libido zu schaffen macht, ist das Behandlungsgrund genug.