Das Dutch Wife – eine besondere Form des Masturbators
Von einer Reisebegleiterin zur Alltagsbegleiterin
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Von einer Reisebegleiterin zur Alltagsbegleiterin
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In unserer Hitliste empfehlenswerter Masturbatoren taucht sie nur ansatzweise auf – und doch gehört sie zu den bekanntesten Vertretern männlicher Sex-Toys. Die Rede ist vom Dutch Wife, der guten alten Liebespuppe. Sie ist wesentlich länger auf dem Markt, als du dir vorstellen kannst und hat ihre Bedeutung für die Erotik-Branche immer weiter ausgebaut.
Zugegeben: Das vorherrschende Bild vom Dutch Wife ist eher grotesk. Wohl jede/-r kennt Darstellungen, die den Gebrauch einer Liebespuppe ins Lächerliche ziehen. Dabei werden zwei Szenarien besonders gern zitiert: Entweder geht der künstlichen Gespielin im entscheidenden Moment die Luft aus oder sie lässt sich im Gegensatz dazu nicht mehr ablassen.
In beiden Fällen bekommt der Besitzer bzw. Nutzer des Dutch Wife extreme Schwierigkeiten. Unterstrichen wird seine Stress-Situation durch das Äußere der aufblasbaren Figur, das eher abstoßend wirkt. Sie präsentiert sich als comicartige Gestalt mit eindeutig künstlichem Haar und furchterregend aufgesperrtem Mund.
Leider haben solche Darstellungen Vorbilder – denn in Zeiten, als diese und ähnliche Filmbilder entstanden, waren Dutch Wifes tatsächlich nur minderwertige Karikaturen realer Frauen. Wer sie nutzte und mochte, galt als Spinner oder als sexuell gestört. Über den Hintergrund des Gebrauchs machte sich kaum jemand Gedanken.
Dabei waren Liebespuppen schon seit Jahrhunderten bekannt. Die ersten Modelle ihrer Art stammten von niederländischen Seefahrern. Sie fertigten sich für die langen Schiffsreisen in fremde Länder lebensgroße Figuren aus Stroh und Lumpen, die sie in die Kleider ihrer Liebsten oder Ehefrauen steckten.
Diese Puppen avancierten in Zwischenhäfen zur begehrten Handelsware, denn auch die Mitglieder anderer Crews wünschten sich Reise-Begleiterinnen. Wenn ein holländisches Schiff anlandete, warteten sie schon sehnsüchtig auf ihre Dutch Wifes. Mancher niederländische Eigner soll die anspruchslosen Damen zu Hauf an Bord genommen haben, um in Übersee gute Geschäfte damit zu machen.
Der eigentliche Prototyp moderner Liebespuppen aber ist deutschen Ursprungs. Er entstammte der Werkstatt von Hermine Moos – einer Malerin, die auch Plastiken und Häkel-Figuren kreierte. Aus der zufälligen Bekanntschaft mit dem österreichischen Expressionisten Oskar Kokoschka ergab sich eine ungewöhnliche Auftragsarbeit.
Der Künstler kam einfach nicht über die Trennung von seiner Geliebten hinweg – und bestellte bei Hermine Moos eine lebensgroße Nachbildung von Alma Mahler. Sie entstand zwischen Juli 1918 und März 1919 nach den schriftlichen Vorgaben Kokoschkas.
Obwohl Moos mit der Figur ein kleines Wunder vollbrachte, war ihr berühmter Auftraggeber mehr als unzufrieden. Sein vernichtendes Urteil enthielt Worte wie Fetzenbalg und Bettvorleger – und bedeutete das wirtschaftliche Aus für die geschickte Puppenmacherin.
Dabei war die imitierte Alma unter den damaligen Bedingungen wirklich ein Kunstwerk. Sie konnte die Augen schließen und die Beine überkreuzen, besaß Finger, Zehen, echtes Haar und elastische Brüste – und wies tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit zu ihrem lebenden Vorbild auf.
Das seidige Gefühl von Mahlers gepflegter Haut hatte Moos jedoch nicht nachempfinden können. Der gewählte Ersatz – ein weiches Fell – ärgerte Kokoschka am meisten. Vielleicht war es aber auch die Erkenntnis, dass seine bildschöne Geliebte buchstäblich unersetzbar war und er sich mit dem Verlust der Frau abfinden musste.
Heute hätte der liebeskranke Künstler bessere Chancen auf eine Ersatz-Alma. Moderne Dutch Wifes sind von lebenden Frauen nur noch schwer zu unterscheiden, weswegen sie auch als Real Dolls bezeichnet werden. Es gibt sowohl männliche als auch weibliche Ausführungen und gelegentlich sogar Puppen mit tierischen Ausstattungsmerkmalen.
Die Qualität der Figuren variiert stark. Während preiswerte Modelle nach wie vor etwas künstlich wirken, sind hochwertige Dutch Wifes beeindruckende Nachbildungen der menschlichen Anatomie. Sie bestehen aus hautähnlichem Material, das mittels integrierter Heizmodule auf Körpertemperatur erwärmt werden kann.
Ihre realistisch ausgeformten Gesichter weisen die unterschiedlichsten Charakterzüge auf und sind auf Wunsch dem Aussehen von Prominenten oder historischen Persönlichkeiten nachempfunden. Die Haut-, Haar- und Augenfarbe sowie die Größe und die Proportionen eines Dutch Wifes sind frei wählbar, sodass selbst ein und dasselbe Modell immer wieder anders aussehen kann.
Manche besitzen ein innenliegendes Leichtmetall-Skelett, das es erlaubt, die Real Doll in verschiedenen Posen zu fixieren. So kann sie stehen, sitzen, knien oder liegen und den gesamten Alltag mit ihrem Besitzer teilen. Da sie nach realen Körpermaßen entsteht, passt sie in handelsübliche Kleidung – was den Eindruck von einer echten Gespielin unterstreicht.
Am interessantesten sind jedoch die Merkmale, die Real Dolls zu dem machen, was sie sind: eine ganz besondere Variante des Masturbators. Je nach Ausstattung bedienen sie alle sexuellen Vorlieben zugleich:
So viel Detail-Verliebtheit hat natürlich ihren Preis. Eine Real Doll, deren Äußeres individuelle Kundenwünsche berücksichtigt und die alle genannten Funktionen in sich vereint, kostet mehrere tausend Euro. Ein Einsatz, der sich rechnen muss.
In Asien hat man dafür bereits einen Weg gefunden: Dort gibt es zunehmend mehr Bordelle, in denen ausschließlich Real Dolls “tätig” sind. Anderswo bieten Escort-Services statt echter Gesellschaft die Dienste von Dutch Wifes an. Einen gewöhnlichen Masturbator solltest du dennoch lieber zu Hause lassen.
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