Erigierte Penislänge weltweit um 24% gestiegen – ein wachsendes Problem?

Was steckt hinter den Ergebnissen der neuen Penisstudie? Dr. Carol Queen äußert Kritik und stellt Fragen zur Genauigkeit der Messungen sowie der Ursachenforschung.

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Auf einen Blick

  • Forscher:innen aus Italien und den USA untersuchten, wie sich die Penislänge von Männern innerhalb der letzten 29 Jahre verändert hat.
  • Aus den Analysen geht hervor, dass die Länge des erigierten Penis weltweit um ganze 24 % zugenommen hat – von 12,27 cm im Jahr 1992 auf 15,23 cm im Jahr 2021.
  • Die Forschenden vermuten, dass diese Veränderungen darauf zurückzuführen sind, dass Jugendliche heute deutlich früher in die Pubertät kommen als früher.
  • Auch Umwelteinflüsse und Chemikalien könnten Ursachen darstellen.
  • Sexologin Dr. Carol Queen äußert Kritik an der neuen Studie und hinterfragt die Forschungsergebnisse.

Man sagt, dass Größe nicht alles ist – wenn es aber um des Mannes bestes Stück geht, scheint dies immer noch ein sehr heiß diskutiertes Thema zu sein. Für manche Männer ist die Länge des erigierten Penis der Inbegriff ihrer Männlichkeit. Für andere wiederum ist das nur ein reines Klischee.

Doch egal, welche Seite man in dieser Debatte einnimmt, eine aktuelle im World Journal of Men’s Health veröffentliche Vergleichsstudie zeigt, dass die durchschnittliche Länge des erigierten Penis in den letzten drei Jahrzehnten weltweit zugenommen hat.

Unabhängig davon, ob es sich hierbei um eine bahnbrechende Nachricht handelt, dürfte sie dennoch einige Männer erfreuen – und einige Frauen und Männer gleichermaßen neugierig machen.

Forschende analysierten Daten von 55.761 Männern

Wissenschaftler:innen aus Italien und den USA werteten 75 Studien aus, die zwischen 1992 und 2021 veröffentlicht wurden. Sie untersuchten die Daten von 55.761 Männern unterschiedlicher Herkunftsregionen und Bevölkerungsgruppen auf Unterschiede in der Penislänge.

Es wurden lediglich Daten gewertet, die nicht auf Eigenmessungen beruhen, sondern von Studienleitern durchgeführt wurden.

Die Analysen zeigen, dass die durchschnittliche Länge des erigierten Penis (13,9 cm) von Männern unterschiedlicher Altersgruppen in den letzten Jahrzehnten zugenommen hat. Diesen Trend konnten die Forschenden auf der ganzen Welt beobachten.

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Die durchschnittliche erigierte Penislänge im Laufe der Zeit (29 Jahre), aufgeschlüsselt nach geografischer Region. (Bildnachweis: F. Belladelli et al., World J Mens Health, 2023)

Erigierter Penis im Durchschnitt 24 % länger

  • Ganze 24 % hat die durschnittliche Länge des erigierten Penis in den letzten 29 Jahren zugenommen.
  • 1992 waren es im Schnitt 12,27 cm. 2021 waren es im Schnitt 15,23 cm.
  • Veränderungen der Länge eines gestreckten Penis (durchschnittlich 12,9 cm) oder eines schlaffen Penis (durchschnittlich 8,7 cm) wurden dagegen nicht festgestellt.

Die Studienautor:innen verweisen jedoch auf eine Studie aus dem Jahr 2001, wobei die Penislänge jüngerer (18-20 Jahre) und älterer (48-60 Jahre) Männer verglichen wurde. Die Ergebnisse zeigen, dass ältere Männer einen signifikant längeren gestreckten Penis hatten.

Was die erigierte Länge anbelangt, wurde jedoch kein Unterschied festgestellt. Dies ist ein Hinweis darauf, dass sich die Elastizität des Penis mit dem Alter verändern kann.

Die Ursache für diese Entwicklungen ist unklar

Dass die Penislänge innerhalb von nur knapp 30 Jahren um ganze 24 Prozent zugenommen hat, ist erstaunlich. Die Forschenden können allerdings nicht erklären, wie es zu diesen Veränderungen gekommen ist.

Sie vermuten, dass diese Veränderungen darauf zurückzuführen sind, dass junge Männer (und Frauen) heute früher in die Pubertät kommen. Frühere Studien konnten nämlich einen Zusammenhang zwischen einem früheren Eintritt der Pubertät und einer größeren Körpergröße feststellen – einschließlich längerer Penisse.

Jugendliche kommen früher in die Pubertät

Dass die Pubertät früher eintritt, könnte auch damit zusammenhängen, dass sich unser Lebensstil im Laufe der Zeit verändert hat. Viele Tätigkeiten werden zunehmend im Sitzen durchgeführt, was zu mehr Übergewicht in der Bevölkerung führt.

Und wie eine Studie aus dem Jahr 2021 zeigt, steht Übergewicht im Zusammenhang mit einem früheren Pubertätsbeginn.

Andere Studienergebnisse legen wiederum nahe, dass chemische Substanzen in der Umwelt und unserer Ernährung, denen wir heutzutage stärker ausgesetzt sind, den Hormonspiegel stören können und ebenfalls für einen früheren Pubertätseintritt verantwortlich sind.

Des Weiteren weisen Forschende darauf hin, dass es weltweit zu einem Rückgang der Spermienzahl und des Testosteronspiegels sowie zu einer Zunahme von Hodentumoren gekommen ist. Auch diese Veränderungen lassen sich womöglich auf globale Umweltveränderungen zurückführen.

Eine besorgniserregende Entwicklung

Das Stanford Medicine Magazine interviewte einen der Autoren der neuen Studie, Michael Eisenberg. Dieser äußerte, dass er und sein Team hinsichtlich der nachlassenden Reproduktionsgesundheit von Männern und den häufiger diagnostizierten sexuellen Funktionsstörungen eine Zunahme der Penislänge nicht erwartet hatten.

Dass die 24-prozentige Zunahme in einem relativ kurzen Zeitraum erfolgte, sei eine durchaus besorgniserregende Veränderung. Eisenberg betont, dass unser Fortpflanzungssystem eines der wichtigsten Bestandteile der menschlichen Biologie ist.

Damit solch eine schnelle Veränderung stattfinden kann, müsse etwas Gewaltiges mit dem Körper geschehen.

Die Studienergebnisse bedürfen einer Überprüfung

Eisenberg hebt außerdem hervor, dass eine Verifikation der Studienergebnisse erforderlich ist. Denn obwohl die Messverfahren in allen 75 Studien ähnlich waren, könnten leichte Abweichungen zu den Unterschieden beigetragen haben.

In ihrem Forschungsbericht verweisen die Wissenschaftler:innen darauf, dass die Penismessungen durch die Temperatur, den Erregungszustand, die Körpergröße und andere Faktoren beeinflusst werden können.

Ungenaue Angaben der Studienteilnehmer können ebenfalls zu falschen Ergebnissen geführt haben. Die Ergebnisse müssen also auf ihre Korrektheit überprüft werden. Sollten sich die Studienergebnisse bestätigen, müssten die genauen Ursachen für diese Veränderungen ermittelt werden.

Eisenberg merkt an, dass es auch interessant wäre, die Fortpflanzungsorgane von Frauen auf ähnliche Veränderungen zu untersuchen.

Kritik an der Studie

Sexologin Dr. Carol Queen äußert Kritik an der Studie. Sie merkt an, dass die Erektionen, die gemessen wurden, durch intrakavernöse Injektionen hervorgerufen wurden. Dies bedeutet, die Erektion der Probanden durch verabreichte Medikamente herbeigeführt wurde und nicht etwa durch sexuelle Stimulation.

„Im Forschungsbericht fehlt ein wichtiges Detail: Haben die Wissenschaftler:innen überprüft, ob die durch Injektionen erzeugten Erektionen die gleiche Größe haben wie natürlich erzeugte Erektionen? Wenn es hier Unterschiede gibt, könnten die Studienergebnisse fehlerhaft sein“, kommentiert die Sexologin.

Ob allen Männern dieselben Medikamente verabreicht wurden, um eine Erektion hervorzurufen oder ob es hier Unterschiede gab, sei ebenfalls nicht bekannt.

Die Studienergebnisse werfen Fragen auf

Die Sexologin erwähnt einen weiteren Kritikpunkt: Die Tatsache, dass keine Veränderung bei der gestreckten Penislänge oder der schlaffen Penislänge festgestellt wurde.

Wenn sich die erigierte Länge so stark verändert hat, wie behauptet wird, wäre auch eine gewisse Veränderung in der schlaffen oder gestreckten Länge zu erwarten. Wenn auch möglicherweise nicht so stark, da bei schlaffen Penissen die Größenunterschiede im Vergleich zu erigierten Penissen generell geringer sind.

Gar keine Veränderung zu sehen, mache Dr. Carol Queen stutzig.

Sexologin hätte eine Abnahme der Penislänge erwartet

Ein Rückgang des Testosteronspiegels (der im Zusammenhang mit einer früheren Pubertät erwähnt wird, aber auch mit der Einwirkung von chemischen Substanzen, die die Hormone beeinflussen können) würde laut der Sexologin theoretisch nicht zu einer größeren Penislänge führen, sondern möglicherweise zu einer geringeren.

Dr. Carol Queen verweist darauf, dass oft angenommen wird, dass Fettleibigkeit (hier in Verbindung mit einem sitzenden Lebensstil) die Östrogene im Körper erhöht. Ein erhöhter Östrogenspiegel wiederum könne laut der Sexologin die Entwicklung der Penisgröße negativ beeinflussen.

Darüber hinaus könne Fettleibigkeit aber auch dazu führen, dass der Penis kürzer erscheint. Ein Fettpolster könne nämlich am Schambein einen Teil der Länge verdecken. Dass Fettleibigkeit also zu einem längeren Penis führt, wie die Studienautor:innen annehmen, ist also fraglich.

Dr. Queen deutet weiterhin darauf hin, dass aus der Untersuchung nicht hervorgeht, ob die Einnahme von Medikamenten oder anderen Substanzen eine Veränderung der Penislänge verursachen kann.

Sind Medikamente oder der Klimawandel schuld?

Der Sexologin nach sind die Ergebnisse absolut besorgniserregend. Wenn die Penislänge tatsächlich zugenommen haben sollte, bestehe die Möglichkeit, dass diese Entwicklung auf Veränderungen im Körper zurückzuführen ist.

„Sind Chemikalien in der Nahrung für diese Veränderung verantwortlich? Könnten häufig verwendete Medikamente oder gar der Klimawandel eine solche Wirkung haben? Und wenn das so ist, welche Aspekte des Körpers könnten noch betroffen sein? Kann die Ursache beispielsweise auch Prostatakrebs verursachen oder andere gesundheitliche Auswirkungen auf andere Organsysteme haben?”, fragt sich Dr. Carol Queen.

In dem Punkt, dass diese Veränderungen noch weiter erforscht werden müssen, stimmt die Sexologin mit den Studienautor:innen überein.

Studie an Mäusen liefert wichtige Hinweise

Ergänzend zu den neuen Studienergebnissen zur gestiegenen Penislänge erwähnt Dr. Carol Queen eine mit Mäusen durchgeführte Studie aus dem Jahr 2022. Die Ergebnisse der Studie der Northwest Minzu University in China sind ein Hinweis darauf, dass die Zunahme der Penislänge auf die Ernährung zurückzuführen ist.

Untersucht wurde, wie sich kohlensäurehaltige Erfrischungsgetränke wie Pepsi und Coca-Cola auf das Hodenwachstum und die in den Hoden produzierten männlichen Sexualhormone von Mäusen auswirken. Hormone wie Testosteron spielen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung und Erhaltung von Eigenschaften und Funktionen des männlichen Körpers.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Hoden der Mäuse, die über einen Zeitraum von zwei Wochen ausschließlich kohlensäurehaltige Erfrischungsgetränke tranken, um rund 70 % größer waren als die der Mäuse, die während der Studiendurchführung nur Wasser tranken. Auch der Testosteronspiegel war bei den Mäusen, die Softdrinks tranken, erhöht.

Lebensmittel beeinflussen die Entwicklung männlicher Geschlechtsorgane

Da die Studie an Mäusen und nicht an Menschen durchgeführt wurde, lässt sich nur vermuten, dass Lebensmittel wie stark koffeinhaltige Getränke einen Einfluss auf die Entwicklung der männlichen Geschlechtsorgane haben.

Unmengen an Coca-Cola und Pepsi zu trinken, um den Testosteronspiegel anzuheben, ist natürlich nicht zu empfehlen. Zuckerhaltige Limonaden werden mit einer Reihe von Gesundheitsproblemen wie Fettleibigkeit, Diabetes, Karies, Herzkrankheiten und Bluthochdruck in Verbindung gebracht.

Außerdem geht ein erhöhter Testosteronspiegel nicht nur mit einer erhöhten Libido und erhöhter Muskelkraft einher, sondern auch mit einem gesteigerten Prostatakrebs-Risiko.

Die Länge ist letztlich gar nicht wichtig

Letztlich kommt es natürlich nicht so sehr auf den Testosteronspiegel, die Hodengröße oder die Länge des Penis an, sondern auf die Fähigkeit des Mannes, sein bestes Stück zu benutzen – nicht wahr?

„Nun, ein kürzerer Penis kann durchaus einige Sexstellungen erschweren. Ein längerer Penis kann für mehr Vergnügen sorgen – oder bei manchen Personen großes Unbehagen auslösen“, kommentiert Dr. Carol Queen.

Die Sexologin wundert sich darüber, dass sich die neue Studie nur auf die Penislänge konzentrierte: „Viele Menschen, die Sex mit Männern/Partner:innen mit Penissen haben, denken, dass der Umfang eine viel wichtigere Rolle für das sexuelle Vergnügen spielt. Schade, dass nicht untersucht wurde, wie sich der Penisumfang über die letzten Jahrzehnte verändert hat.“

Fazit: Guter Sex ist nicht abhängig von der Penisgröße!

Abschließend hält Dr. Carol Queen fest, dass alle Beteiligten unabhängig von der Penislänge oder dem Umfang lustvolle und erfüllende sexuelle Erfahrungen machen können.

„Nur wenige Männer, mit denen ich spreche, verstehen, dass ein Penis für manche Frauen auch zu lang sein kann“, berichtet Queen. „Es wäre zu einfach, anzunehmen, dass die Länge des Penis ein zuverlässiges Maß für die Fähigkeit ist, sexuelles Vergnügen zu bereiten.“

Die Sexologin weiß, wie Frauen ticken: „Männer scheinen sich gegenseitig nach diesem Maßstab zu beurteilen. Die meisten Frauen bewerten einen Mann aber nicht nach seinen Genitalien. Und wenn sie es tun, sprechen sie häufig über den Umfang und nicht über die Länge.“

Bei gutem Sex kommt es auf andere Dinge an

Am Ende des Tages sollten wir uns vielleicht einfach darauf konzentrieren, dass die wahre Größe eines Mannes in seiner Persönlichkeit und seinen Taten liegt – und nicht in der Länge seines besten Stücks.

Die Größe des Penis ist absolut kein Kriterium für den Wert oder die sexuellen Fähigkeiten eines Mannes. Sie ist nur ein Aspekt der gesamten sexuellen Erfahrung. Um guten Sex zu genießen, spielen andere Dinge eine wichtige Rolle, wie zum Beispiel Vertrauen, Respekt und Kommunikation.

Ein offener Dialog kann dir helfen, die sexuellen Bedürfnisse und Erwartungen deiner Partnerin oder deines Partners besser zu verstehen. Viel mehr sollten wir uns auf die Verbundenheit mit unserem/unserer Sexualpartner:in und das Vergnügen fokussieren, anstatt uns Gedanken über die Penisgröße zu machen.

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