24 Dinge, die du vor deinem ersten Mal wissen solltest

… um es zu einem unvergesslich guten und sicheren Erlebnis zu machen

Aktualisiert am 18. September 2023
Mareike Steiner

Recherchiert und verfasst von

Mareike Steiner, Journalistin

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Überprüft und editiert von

Nina Nguyen

Erstes Mal Sex - das musst du wissen

Das erste Mal Sex kann aufregend sein und großen Spaß machen, es ist allerdings auch mit Risiken verbunden. Untersuchungen aus den USA haben ergeben, dass sexuelle Gewalt und Gewalt in Beziehungen am häufigsten zwischen Menschen unter 25 Jahren stattfinden.

Wir haben mit der Soziologin und zertifizierten Sexualwissenschaftlerin Sarah Melancon, Physiotherapeutin Dr. Rachel Gelman, Erziehungsexpertin und Autorin CJ Scarlet und Therapeutin Esme Valette darüber gesprochen, was du beim ersten Mal beachten musst, um dich sicher zu fühlen und es genießen zu können.

1. Du bestimmst den richtigen Zeitpunkt

Vielen Menschen kommt es so vor, als wären sie die Einzigen, die (noch) keinen Sex haben. Studien zeigen allerdings, dass die meisten überschätzen, wie viel Sex andere Gleichaltrige haben. Untersuchungen aus Deutschland zeigen sogar, dass junge Menschen immer später ihr sexuelles Debüt haben. Lass dir also keinen Druck machen und höre auf deine Intuition.

Andersherum gibt es auch Menschen, die früher Interesse an Sex entwickeln als andere Gleichaltrige. Die Forschung hat lange versucht zu beweisen, dass ein frühes sexuelles Debüt sich später nachteilig auf die Gesundheit auswirkt. Neue Forschung legt allerdings nahe, dass die sexuelle Gesundheit hauptsächlich von der individuellen Persönlichkeit, Familie und Freund:innen abhängt.

Sarah Melancon sagt, dass du für Sex bereit bist, wenn drei Bedingungen erfüllt sind:

  1. Du fühlst dich bereit – das ist ein subjektives Kriterium und bedeutet für jede:n etwas anderes
  2. Du kannst mit den Risiken umgehen, die Sex mit sich bringt
  3. Du kannst deine Gefühle gegenüber einer anderen Person ausdrücken und auch Nein sagen

Dasselbe gilt für die Person, mit der du Sex haben möchtest. Auch wenn du dich bereit fühlst, solltest du der anderen Person denselben Freiraum für eine eigene Entscheidung lassen und keinen Druck auf sie ausüben.

2. Sex ist kein Liebesbeweis

In Beziehungen kann irgendwann die Erwartung entstehen, dass man als nächsten Schritt in der Beziehung Sex miteinander hat. Ein Vertrauensverhältnis, wie es meist in einer Beziehung entsteht, ist eine gute Grundlage für ein unvergessliches erstes Mal.

Sex muss allerdings kein Bestandteil einer romantischen Beziehung sein. Es ist vollkommen normal, wenn du erst andere Formen der Intimität ausprobieren oder überhaupt keinen Sex haben möchtest.

Ebenso ist eine romantische Beziehung keine Voraussetzung für Sex. Allerdings solltest du jeder Person, mit der du Sex hast, vertrauen können und wissen, dass sie deine Grenzen respektiert.

3. Beim ersten Sex verlierst du nichts

Beim ersten Sex sprechen wir oft davon, dass jemand ihre oder seine Jungfräulichkeit verliert. Diese Bezeichnung verrät viel darüber, wie vor allem die Sexualität von weiblich gelesenen Menschen lange betrachtet wurde: Als etwas Wertvolles, das für den Vater bewahrt und schließlich dem Ehemann geschenkt wird.

Unabhängig von deinem Geschlecht macht es dich aber nicht zu einem besseren oder schlechteren Menschen, wenn du besonders früh oder spät Sex hast.

Die Überhöhung von Sex als etwas, das man für die richtige Person aufheben und beschützen sollte, kann sogar dazu führen, dass das erste Mal zur Enttäuschung wird. Sex ist kein lebensveränderndes Erlebnis, sondern eine von vielen schönen Erfahrungen, die man gemeinsam mit einer anderen Person erleben kann.

4. Das Hymen geht beim ersten Sex nicht kaputt

Zum Mythos um die Jungfräulichkeit gehört auch der Irrglaube, dass beim ersten Sex das Hymen (Jungfernhäutchen) kaputtgeht. In Wirklichkeit wird es gedehnt und zieht sich nach dem Sex wieder zusammen – wie ein Zopfgummi.

Beim ersten Mal – aber auch beim Benutzen eines Tampons oder beim Sport – kann es zu einem kleinen Riss kommen. Meist blutet der Riss aber nicht, weil das Hymen nur von wenigen Blutgefäßen versorgt wird.

Auch unabhängig vom Hymen wird sich dein Körper durch Sex nicht wesentlich ändern. Es tritt lediglich ein Gewöhnungseffekt ein, wie uns Sarah Melancon verraten hat:

„Wenn du eine Vagina und regelmäßig Sex hast, werden sich deine Muskeln mit der Zeit an die Penetration gewöhnen und sich etwas entspannen, was die Penetration erleichtert. Das bedeutet nicht, dass die Vagina ‚ausleiert‘ – es ist vergleichbar damit, wie regelmäßiges Dehnen und Sport die Muskeln verändern.“

5. Niemand kann dir ansehen, ob du Sex hattest

Bis heute werden überall auf der Welt Jungfräulichkeitstests durchgeführt, die beweisen sollen, ob eine Person mit Vulva bereits Sex hatte. Doch nicht einmal erfahrene Ärzt:innen können selbst bei genauen Untersuchungen feststellen, ob jemand Sex hatte.

Vor und beim Sex kann sich der Körper kurzzeitig verändern. Der Penis wird hart, die Vulva schwillt an, vielleicht wirst du rot oder fängst an zu schwitzen. Nach dem Sex kehrt der Körper aber wieder in seinen normalen Zustand zurück und niemand kann dir ansehen, ob du Sex hattest.

6. Deine sexuelle Vergangenheit ist deine Privatsache

Du musst deinem/deiner Partner:in nicht sagen, ob und mit wie vielen Menschen du Sex hattest. Es gibt allerdings gute Gründe, deine:n Partner:in darin einzuweihen, dass euer Sex dein erstes Mal sein wird.

Du sorgst dadurch für eine entspanntere Atmosphäre für dich selbst, in der du nicht das Gefühl hast, etwas beweisen oder eine bestimmte Rolle erfüllen zu müssen. Der/die richtige Partner:in wird Rücksicht auf dich nehmen und besonders einfühlsam sein.

Und auch wenn es leichter gesagt ist als getan: Wenn dich jemand ablehnt, nur weil du bisher keinen Sex hattest, ist diese Person vermutlich nicht die richtige für dein sexuelles Debüt.

Sarah Melancon hat uns zudem erklärt, warum es deinem/deiner Partner:in gegenüber fair sein kann, zu wissen, dass ihr zusammen dein sexuelles Debüt erleben werdet:

„Manche Partner:innen können sich sehr wertgeschätzt fühlen und besonders auf dich eingehen wollen. Falls ihr aber nicht in einer Beziehung seid, möchte die andere Person vielleicht nicht so eine signifikante Rolle in deinem Leben spielen. Ermögliche ihm oder ihr, in Kenntnis der Umstände in den Sex mit dir einzuwilligen.“

7. Es wird anders sein als im Film

Im Film oder Porno sieht Sex immer absolut perfekt aus. Alle Beteiligten haben die ganze Zeit Spaß, machen abgefahrene Geräusche und sehen wunderschön aus. Sexszenen und Pornos entstehen allerdings nicht in einem Take, sondern werden zusammengeschnitten, und um echten Sex handelt es sich in Filmen ohnehin nicht.

Echter Sex kann auch wunderschön sein, er wird aber trotzdem anders aussehen. Die meisten Menschen verbrennen dabei 70 bis 100 Kilokalorien, weshalb du oder dein:e Partner:in vermutlich stark schwitzen werdet.

Falls du eine Vagina hast, wird diese bei sexueller Erregung und während des Sex eine klare Flüssigkeit produzieren, die als körpereigenes Gleitmittel fungiert. Manche Menschen produzieren so viel Vaginalflüssigkeit, dass diese das Bettlaken bis auf die Matratze durchnässt.

Falls das auf dich oder deine:n Partner:in zutrifft, könnt ihr ein zusammengefaltetes Handtuch unterlegen, das die Flüssigkeit auffängt.

Obwohl so viele Körperflüssigkeiten im Spiel sind, ist es verständlich, dass du deinem/deiner Partner:in beim Sex gefallen möchtest. Künstliches Stöhnen, vorgespielte Orgasmen und unnatürliche Verrenkungen führen allerdings nur dazu, dass dein:e Partner:in keine Hinweise darüber bekommt, was dir wirklich gefällt.

8. Beim Sex gibt es kein Pflichtprogramm

Sex ist ein Oberbegriff, der penetrativen Sex beinhalten kann – aber nicht muss

Wenn wir alten Filmen Glauben schenken könnten, gäbe es für Sex ein klares Drehbuch: Kurzes Vorspiel (wenn überhaupt), penetrativer Sex, Orgasmus mit Feuerwerk, Kippe rauchen. So ist es im echten Leben aber nicht.

Vor allem muss Sex laut Dr. Rachel Gelman nicht unbedingt bedeuten, dass ein Penis in eine Vagina eingeführt wird: „Sex ist ein Oberbegriff, der penetrativen Sex beinhalten kann – aber nicht muss. Sex kann viele unterschiedliche Aktivitäten beschreiben, einschließlich Oralsex oder Fingern.“

Falls du oder dein:e Partner:in eine Vagina habt, solltet ihr ohnehin keinen zu starken Fokus auf Penetration legen. Obwohl viele nicht darüber sprechen, können vier von fünf Menschen mit Vagina nicht allein durch Penetration zum Orgasmus kommen. Wo das wirkliche Lustzentrum von Menschen mit Vagina liegt, erfährst du hier.

9. Sex sollte nicht wehtun

Insbesondere für Menschen mit Vagina kann der erste Sex anfangs etwas unangenehm sein. Dies ist eine neue Erfahrung, an die sich der Körper erst gewöhnen muss. Manchmal kann es etwas dauern, bis du herausgefunden hast, was sich gut anfühlt.

Starke oder lang anhaltende Schmerzen musst du allerdings nicht aushalten. Falls das Hymen einreißt, verursacht das einen kurzen Schmerz, der nach einigen Sekunden aber wieder nachlässt. Wenn du danach weiterhin Schmerzen verspürst, solltest du vorerst einen Gang zurückschalten.

Die Vagina ist ein sehr flexibler Körperteil, ohne sexuelle Erregung ist eine schmerzlose Penetration aber kaum möglich. Deshalb solltest du nur dann Sex haben, wenn du es wirklich möchtest und dich entspannt fühlst.

Wenn du trotz Erregung wiederholt Schmerzen verspürst, kann eine Krankheit wie Endometriose der Grund dafür sein. Wende dich in diesem Fall an eine:n Gynäkolog:in.

10. Lerne dich erst selbst kennen

Am besten vermeidest du Schmerzen beim Sex, wenn du deinen Körper und seine Vorlieben vorher erkundest. Beim Masturbieren findest du heraus, welche Berührungen und Bewegungen sich für dich gut anfühlen und welche nicht. Gerüstet mit diesem Wissen kannst du deinem/deiner Partner:in genau sagen, wie er/sie dich beim Sex berühren kann, um dich zu erregen.

11. Gleitgel ist immer eine gute Idee

Gleitgel verhindert unangenehme Reibung beim Sex oder der Masturbation. Falls du oder dein:e Partner:in eine Vagina habt, wird diese zwar Vaginalflüssigkeit produzieren, mit Gleitgel ist der Sex aber meist angenehmer.

Dr. Rachel Gelman sagt dazu: „Gleitgel ist hilfreich für jede sexuelle Aktivität, besonders bei penetrativem Sex. Wasserbasierte Gleitgele sind immer eine gute Option, ein silikonbasiertes Gleitgel kann sogar etwas länger wirken. Beide können mit Kondomen verwendet werden.

Falls du ein Sexspielzeug aus Silikon verwendest, solltest du allerdings kein silikonbasiertes Gleitgel verwenden. Wenn du Latexkondome verwendest, solltest du kein ölbasiertes Gleitgel benutzen, weil es den Latex beschädigen kann.“

Du kannst Gleitgel überall dort kaufen, wo auch Kondome erhältlich sind – beispielsweise in Drogerien und Apotheken, aber auch online.

12. Ein Orgasmus lässt sich nicht planen

Oft erfordert es Zeit und Erfahrung, um herauszufinden, was sich für dich gut anfühlt.

Manchmal kommen Orgasmen früher als erwartet und manchmal kommen sie gar nicht. Bei Menschen mit Penis ist es nicht unnormal, dass sie beim ersten Sex sehr schnell zum Orgasmus kommen. Wenn es nach ein bis drei Minuten penetrativem Sex zum Orgasmus kommt, spricht man vom vorzeitigen Samenerguss.

Ein Drittel der Menschen mit Penis hat das mindestens einmal erlebt, es ist also recht häufig und kein Grund zur Sorge. Wenn es regelmäßig passiert, sprich mit einem/einer Ärzt:in darüber.

Ebenso kann es passieren, dass eine Erektion nicht lange genug anhält, um zum Orgasmus zu kommen. Das ist eine normale körperliche Reaktion auf Nervosität und Stress und muss nur dann mit einem/einer Ärzt:in besprochen werden, wenn es regelmäßig vorkommt.

Bei Menschen mit Vagina können mehrere Anläufe nötig sein, bis sie beim Sex einen Orgasmus erleben. Esme Valette hat uns verraten, dass es bei Menschen mit Vagina mehr als 40 Minuten klitoraler Stimulation erfordern kann, um zum Orgasmus zu kommen: „Oft erfordert es Zeit und Erfahrung, um herauszufinden, was sich für dich gut anfühlt.“ Konzentriere dich beim ersten Mal nicht zu sehr auf den Orgasmus, sondern auf die neuartige Erfahrung und wie dein Körper auf die unterschiedlichen Reize reagiert.

13. Je entspannter du bist, desto angenehmer wird das erste Mal

Je wohler du dich fühlst, desto besser kann sich dein Körper auf Sex einlassen und ihn genießen. Deshalb ist es wichtig, dass du deinen ersten Sex mit einer Person hast, der du vertraust und bei der du dich wohlfühlst.

Auch die Umgebung spielt eine große Rolle für guten Sex. Wählt eine Zeit und einen Ort, an dem ihr euch wohlfühlt und wo ihr keinen Zeitdruck oder Anspannung verspürt.

Auch mit einer vertrauten Person ist das erste Mal Sex aufregend. Um zusammen der Anspannung entgegenzuwirken, schlägt Sarah Melancon Massagen, kuscheln oder ein besonders ausführliches Vorspiel vor. Das Vorspiel sollte so lange dauern, bis beide Lust haben, einen Schritt weiterzugehen.

14. Der Orgasmus bestimmt nicht das Ende

Du und dein:e Partner:in bestimmt, wie lange der Sex dauern soll. Das bedeutet sowohl, dass ihr auch ohne Orgasmus aufhören könnt, als auch, dass der Orgasmus einer Person nicht bedeutet, dass der Sex vorbei ist.

Höre auf deinen Körper. Wenn du Schmerzen oder keine Lust mehr hast, darfst du den Sex jederzeit beenden oder unterbrechen. Nur weil du einmal Ja zu Sex gesagt hast, muss du ihn nicht aushalten, bis du oder dein:e Partner:in zum Orgasmus gekommen seid.

Esme Valette hat außerdem einige Tipps für den Fall, dass ein:e Partner:in früher zum Orgasmus kommt: „Falls penetrativer Sex nicht mehr möglich ist, könnt ihr eure Münder, Finger oder Vibratoren benutzen, um einander zu stimulieren.“

15. Sprich über deine Bedürfnisse

Kommunikation ist der Schlüssel

Im Film scheinen die Partner:innen immer genau zu wissen, was das Gegenüber möchte und in langjährigen Beziehungen kann das tatsächlich vorkommen. Doch wenn du das erste Mal mit jemandem Sex hast, solltest du nicht davon ausgehen, dass dein:e Partner:in deine Gedanken lesen kann.

Gespräche über Sex können währenddessen, vorher und nachher stattfinden. Sprich vorher über deine Wünsche und Bedenken und lass deine:n Partner:in wissen, was dir bei der Masturbation gefällt. Er oder sie kann deine Technik dann nachmachen und muss nicht erraten, wie du gerne berührt wirst.

Auch beim Sex kannst du jederzeit sagen, wenn dir etwas nicht gefällt oder wehtut. Um deine:n Partner:in nicht zu verunsichern, kannst du deine Bedürfnisse positiv formulieren: Statt zu sagen, was dir nicht gefällt, kannst du etwas vorschlagen, das dir besser gefallen könnte.

Umgekehrt solltest du auch deine:n Partner:in regelmäßig fragen, ob er oder sie sich wohlfühlt und ob ihr etwas anderes ausprobieren solltet. Vielen Menschen fällt es schwer, ihre Gefühle zu kommunizieren, und so bietest du den optimalen Rahmen dafür.

Um über Sex sprechen zu können, ist es wichtig, dass du und dein:e Partner:in eure jeweiligen Geschlechtsteile benennen könnt – „da unten“ ist nämlich keine hilfreiche Richtungsangabe. Insbesondere bei Menschen mit Vulva herrscht oft Unkenntnis über die richtigen Bezeichnungen, weshalb wir sie in diesem Artikel zusammengefasst haben.

16. Sex ist nichts, worin man gut oder schlecht sein kann

Es gibt allerhand Coaches und Gurus, die ihr Geheimnis für unschlagbaren Sex verkaufen. Die perfekte Sex-Technik gibt es aber ebenso wenig wie die perfekte Pizza oder Sportart, denn jeder Mensch hat unterschiedliche Vorlieben.

Der einzige Garant für eine gute „Perfomance“ ist Kommunikation. Frage deine:n Partner:in, was ihr oder ihm gefällt. Wenn es für euch beide das erste Mal ist, kann es schwierig sein, darauf eine Antwort zu finden. Probiert unterschiedliche Bewegungen und Berührungen aus, um herauszufinden, was euch gefällt.

17. Einmal Ja heißt nicht immer Ja

Auch wenn du Ja zu Sex im Allgemeinen oder einer bestimmten Sexpraktik wie Oralsex gesagt hast, darfst du es dir jederzeit anders überlegen. Du bist nicht verpflichtet, Sex bis zum Höhepunkt deines/deiner Partner:in zu haben oder Dinge zu wiederholen, die ihr in der Vergangenheit ausprobiert habt.

Ebenso solltest du keinen Druck auf deine:n Partner:in ausüben, Sex mit dir zu haben. Du kannst enttäuscht sein und später nachfragen, ob du etwas anders hättest machen können. In dem Moment musst du aber die persönlichen Grenzen der anderen Person respektieren und sofort aufhören.

Eine Studie aus den USA hat ergeben, dass die meisten Menschen erwarten, dass ihre Sexualpartner:innen deutlich sagen, wenn ihnen etwas nicht gefällt. Nein-sagen fällt vielen Menschen allerdings schwer – insbesondere gegenüber nahestehenden Personen. Deshalb solltest du auch auf weniger deutliche verbale und körperliche Signale achten.

CJ Scarlet hat uns einige Verhaltensweisen verraten, die darauf hindeuten, dass jemand eigentlich keinen Sex (mehr) haben möchte:

  • Sätze wie „Ich will schon, aber …“, „Ich bin mir nicht sicher …“ und „Ich liebe dich, aber …“
  • Die Person vermeidet Augenkontakt
  • Die Person initiiert nicht, sondern lässt den Sex „mit sich passieren“
  • Schweigen
  • Die Person zieht weder sich selbst noch dich aus
  • Die Person drückt dich weg oder vermeidet Berührungen
  • Weinen oder Tränen in den Augen
  • Kopfschütteln
  • Geschlossene Körperhaltung

Natürlich möchtest du nicht alle paar Sekunden nachfragen, ob sich dein:e Partner:in noch wohlfühlt. Deshalb schlägt CJ Scarlet vor, dass du Fragen zum Teil des Vorspiels machst: „Sobald die andere Person dem ersten Schritt – beispielsweise einer Umarmung oder einem Kuss – zugestimmt hat, kannst du vor dem nächsten Schritt noch einmal nachfragen: „Ist es OK, wenn ich …“ oder „Möchtest du, dass ich …“.“

Frage danach immer wieder, ob sich der Sex für dein Gegenüber gut anfühlt und sage deutlich, wenn dir etwas gut gefällt. Frage insbesondere dann nach, wenn du Zurückhaltung bei deinem/deiner Partner:in spürst.

Egal wie großartig der Sex war, ihr müsst ich nicht gleich am nächsten Tag wiederholen. Insbesondere bei Menschen mit Vagina kann der Intimbereich nach dem ersten Sex etwas empfindlich sein. Diese Empfindlichkeit kann einige Tage anhalten, weil sich der Körper erst an diese neue Aktivität gewöhnen muss.

18. Schütze dich vor Geschlechtskrankheiten und ungewollter Schwangerschaft

Sicherheit und Wohlbefinden sollten das oberste Gebot bei jedem sexuellen Kontakt sein. Dazu gehört, dass du und dein:e Partner:in euch vor sexuell übertragbaren Krankheiten und ungewollten Schwangerschaften schützt.

Ungewollte Schwangerschaften

Sofern du und dein:e Sexualpartner:in nicht dieselben Geschlechtsteile habt, besteht für euch das Risiko einer ungeplanten Schwangerschaft – auch während der Periode. Deshalb solltet ihr vom ersten Mal an ein Verhütungsmittel verwenden.

Zu einer Schwangerschaft kann es auch dann kommen, wenn Ejakulat mit den Fingern auf die Vulva geschmiert wird oder irgendwie in die Nähe der Vaginalöffnung gerät. Jedes Ejakulat enthält Millionen von Spermien und ein einziges reicht aus, um eine Schwangerschaft zu beginnen.

Wie effektiv ein Verhütungsmittel ist, wird mit dem Pearl-Index bestimmt. Er misst, wie häufig Schwangerschaften bei der Verwendung einer Verhütungsmethode auftreten. Je niedriger die Zahl ist, desto effektiver ist die Verhütungsmethode. Bei Profamilia findest du eine ausführliche Erklärung und zahlreiche Beispiele.

VerhütungsmethodePearl-Index bei korrekter Anwendung
Keine Verhütung85
Koitus interruptus4-18
Kondom2-12
Diaphragma1-20
Kupferspirale0,3-0,8
Pille0,1-0,9

Die perfekte Verhütungsmethode gibt es allerdings nicht. Die Pille kann beispielsweise nicht von Menschen mit einem erhöhten Thromboserisiko oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen eingenommen werden.

Falls es nicht spontan zu deinem sexuellen Debut kommt, sollten Menschen mit Vagina vorher mit einem/einer Gynäkolog:in darüber sprechen, welche Verhütungsmethode in Betracht kommt. Kommt es spontan zum Sex, solltet ihr unbedingt ein Kondom verwenden.

Sexuell übertragbare Krankheiten

Unabhängig vom Geschlecht und der sexuellen Orientierung kann es bei jedem sexuellen Kontakt zu einer Übertragung von Geschlechtskrankheiten kommen. Das gilt auch, wenn ihr beide noch keinen Sex hattet. HIV kann beispielsweise bei einer Schwangerschaft auf das ungeborene Kind übertragen werden und ein Vaginalpilz kann durch die Einnahme von Antibiotika entstehen und beim Sex übertragen werden.

Kondome und Lecktücher bieten einen guten Schutz gegen die Übertragung vieler Geschlechtskrankheiten, aber nicht aller. Auf liebesleben.de kannst du einen Safer-Sex-Check machen, der dir verrät, wie du dich am besten vor Geschlechtskrankheiten schützen kannst.

Und wer bringt das Kondom mit? Deiner eigenen Sicherheit zuliebe solltest du immer ein Kondom dabei haben und dich nicht darauf verlassen, dass dein:e Partner:in eins mitbringt.

19. Bleibt nüchtern

Nüchtern bleiben beim ersten Mal Sex

Oft findet das sexuelle Debut zur selben Zeit statt, in der auch die ersten Erfahrungen mit Alkohol und anderen Drogen gemacht werden. Es kann sehr verlockend sein, vor dem ersten Mal Sex Alkohol zu trinken, um Anspannung abzubauen und sich locker zu machen.

Dieser Verlockung solltest du allerdings widerstehen, sagt Sarah Malancon: „Alkohol senkt die Empfindlichkeit, weshalb du beim Sex weniger spürst, wenn du betrunken bist. Außerdem macht er hemmungslos, wodurch du Ja zu Sex sagen könntest, den du eigentlich nicht haben möchtest.“

Das belegen auch Studien. Wissenschaftler:innen haben herausgefunden, dass man sich nach Alkoholkonsum eher zu riskantem Verhalten wie Sex ohne Kondom verleiten lässt. Zudem haben Menschen, die bei ihrem sexuellen Debut betrunken waren, später eine doppelt so hohe Chance auf ein ungesundes, unbefriedigendes Sexualleben.

20. Wenn du kannst, geh nach dem Sex auf Toilette

Insbesondere für Menschen mit Vulva kann ein neuer sexueller Kontakt mit einer Harnwegsinfektion einhergehen – nicht nur beim ersten Mal und nicht nur bei penetrativem Sex. Harnwegsinfektionen entstehen, wenn Bakterien aus dem Darm in die Harnröhre gelangen und hier eine Entzündung verursachen.

Während bei Menschen mit Penis der After und die Harnröhrenöffnung recht weit auseinanderliegen (dazwischen liegen immerhin die Hoden und der Penis), sind es bei Menschen mit Vulva nur wenige Zentimeter.

Beim Sex kann es passieren, dass Bakterien vom After in den Bereich der Harnröhrenöffnung geschmiert werden und sich hier einnisten. Falls du eine Vagina hast, solltest du ein bis zwei Stunden nach dem Sex auf Toilette gehen, um etwaige ungebetene Gäste aus deiner Harnröhre zu spülen.

21. Duschen vor oder nach dem Sex ist kein Muss

Neben der Verhütung solltet ihr insbesondere beim penetrativen Sex einige grundlegende Hygieneregeln beachten. Dabei geht es darum, dass die Bakterien in Harnröhre, Vagina und Darm genau dort bleiben, wo sie sind. Möchtet ihr sowohl oralen, vaginalen als auch analen Sex haben, solltet ihr jedes Mal das Kondom wechseln.

Idealerweise wascht ihr euch außerdem die Hände, bevor und nachdem ihr euch an euren Genitalien berührt. Vor dem Sex zu duschen, ist aber nicht notwendig.

„Es ist dir und deinem/deiner Partner:in überlassen, ob ihr vor dem Sex duscht. Manche finden den natürlichen Körpergeruch ihrer Partner:innen erregend, während andere einen blitzeblanken Körper bevorzugen“, sagt Sarah Malancon.

Auch nach dem Sex muss du dich aus Hygienegründen nicht abduschen. Falls du Gleitgel verwendet hast, kann es allerdings angenehm sein, dieses mit warmem Wasser abzuwaschen.

22. Die Periode ist kein Deal-Breaker

Nur weil du oder dein:e Partner:in die Periode habt, müsst ihr nicht auf Sex verzichten. Wenn ihr trotz Periode Lust auf Sex habt, könnt ihr ein Handtuch – idealweise kein helles – unterlegen, um das Blut aufzufangen.

Falls du empfindlich auf Blut reagierst oder Unterleibschmerzen hast, müsst ihr natürlich keinen Sex haben. Falls dein:e Partner:in seine/ihre Periode hat, solltest du allerdings darauf achten, wie du dein Unbehagen ausdrückst.

Die Periode ist ein normaler körperlicher Prozess, auf den man keinen Einfluss nehmen kann. Gib deinem/deiner Partner:in nicht das Gefühl, wegen der Periode abstoßend oder weniger begehrenswert zu sein.

23. Sex wird deine Beziehung verändern

„Viele Paare stellen fest, dass Sex für eine noch intensivere Intimität und Verbindung sorgt“, hat uns Sarah Melancon verraten. Es können dadurch aber auch Erwartungen entstehen, denen du eventuell nicht entsprechen möchtest:

„Manche stellen fest, dass ihre Partner:innen nach dem ersten Mal erwarten, dass Sex nun ein fester Bestandteil der Beziehung ist – das muss aber nicht so sein und ist deine freie Entscheidung.“

Wenn du nach dem ersten Mal feststellst, dass du noch nicht für Sex bereit bist und vor dem nächsten Mal lieber noch etwas warten möchtest, rät dir Sarah Melancon dazu, offen mit deinem/deiner Partner:in darüber zu kommunizieren:

„Stelle deine Gefühle in den Vordergrund und mache deutlich, dass sie/er nichts falsch gemacht hat. Sie/er wird vielleicht enttäuscht sein, aber ein:e gute:r Partner:in wird deine Bedürfnisse respektieren.“

Auch wenn nach dem Sex Gefühle unvermittelt und einseitig auftauchen oder verschwinden, solltest du offen mit der anderen Person darüber sprechen.

24. Du kannst mit einem/einer Ärzt:in über Sex sprechen

Falls du eine Vagina hast, solltest du mit dem Beginn deiner Monatsblutung einen ersten Termin mit einem/einer Gynäkolog:in vereinbaren und anschließend jährlich zur Vorsorgeuntersuchung gehen. Dein:e Gynäkolog:in kann dir auch Fragen zu Sex und Verhütung beantworten, die du vor oder nach deinem ersten Mal hast.

Erklärvideo von @wirsindteena

Falls du einen Penis und Fragen zu Sex hast, ist dein:e Haus- oder Kinderärzt:in die richtige Anlaufstelle. Von hier wirst du gegebenenfalls an eine:n Urolog:in überwiesen. Auch Beratungsstellen wie Profamilia bieten kostenlose Beratungsangebote. Jährliche Vorsorgeuntersuchungen werden bei Menschen mit Penis aber erst ab 45 Jahren empfohlen.

Alle Ärzt:innen unterliegen der ärztlichen Schweigepflicht. Sie dürfen deinen Eltern nichts von dem Besuch erzählen oder worüber ihr gesprochen habt. Verletzt ein:e Ärzt:in die Schweigepflicht, kann er oder sie dafür sogar ins Gefängnis kommen. Dasselbe gilt für Sprechstundenhilfen und andere Menschen in medizinischen Berufen.

Es gibt nur wenige Ausnahmen, bei denen Ärzt:innen von der Schweigepflicht entbunden werden:

  • Wenn du unter 15 Jahre alt bist, müssen Gynäkolog:innen deine Eltern über den Besuch informieren.
  • Wenn du minderjährig bist und bei dir eine schwere Krankheit oder Schwangerschaft festgestellt wird, müssen deine Eltern informiert werden.
  • Wenn du eine meldepflichtige Krankheit hast, müssen Ärzt:innen das den zuständigen Behörden melden. Meldepflichtige Krankheiten sind beispielsweise COVID, Windpocken und Tollwut. Die ganze Liste findest du hier.
  • Wenn bei dir schwere Verletzungen oder Anzeichen einer Vergewaltigung festgestellt werden und du minderjährig bist, müssen Ärzt:innen das an die zuständigen Behörden melden. Das dient deinem Schutz.
  • Wenn du eine Straftat gestehst oder ankündigst, müssen Ärzt:innen die zuständigen Behörden darüber informieren.

Jedes erste Mal ist anders

Am besten bereitest du dich auf dein sexuelles Debüt vor, indem du mit deinem/deiner Partner:in über eure Erwartungen, Wünsche und Sorgen sprichst. Für einen möglichst reibungslosen Ablauf solltest du nach Möglichkeit zudem einiges bereitlegen:

  • Gleitgel
  • Kondome/Lecktücher
  • Handtuch
  • Taschentücher
  1. Du fühlst dich bereit – das ist ein subjektives Kriterium und bedeutet für jede:n etwas anderes
  2. Du kannst mit den Risiken umgehen, die Sex mit sich bringt
  3. Du kannst deine Gefühle gegenüber einer anderen Person ausdrücken und auch Nein sagen

Dasselbe gilt für die Person, mit der du Sex haben möchtest. Auch wenn du dich bereit fühlst, solltest du der anderen Person denselben Freiraum für eine eigene Entscheidung lassen und keinen Druck auf sie ausüben.

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