Der Venushügel sitzt am oberen Ende der Vulva und bedeckt das Schambein mit einer schützenden Schicht aus Fettgewebe. Während der Kindheit ist der Venushügel noch flach, während der Pubertät nimmt die Menge an Fettgewebe zu.
Der Venushügel – auch Schamhügel genannt – ist nicht nur während der Pubertät, sondern auch bei starkem Übergewicht Veränderungen unterworfen, die vielen Menschen unangenehm sind. Doch bei dem Venushügel handelt es sich um eine nützliche Struktur, die sogar eine erogene Zone darstellt.
Die Funktion des Venushügel
Das Schambein – oder Os pubis – gehört zu den Knochen des Beckens und spielt eine entscheidende Rolle beim aufrechten Gang. Über dem Schambein liegt der Venushügel in der Form einer umgedrehten Pyramide. Das Fettgewebe schützt das Schambein vor Stößen – etwa bei Sex oder wenn du mit deinem Fahrrad über eine Kopfsteinpflasterstraße fährst.
Während der Pubertät beginnt nicht nur der Venushügel an Volumen zuzunehmen, sondern es wachsen in der Regel auch krause Intimhaare. Häufig folgt der Wuchs der Form der umgedrehten Pyramide, doch bei 25 Prozent der Menschen mit einer Vulva wächst das Intimhaar stattdessen in einer Linie bis zum Bauchnabel.
Der Venushügel ist bei allen Geschlechtern angelegt, bei Menschen mit einer Vulva bildet sich jedoch mehr Fettgewebe und der Venushügel ist dementsprechend prominenter. Im Venushügel befinden sich zudem Schweißdrüsen und Talgdrüsen, die während der Pubertät mit der Produktion von Pheromonen beginnen.
Der Venushügel in der Pubertät und Menopause
Während der Venushügel bei Kindern noch flach ist, verändert sich in der Pubertät der Hormonspiegel und damit auch das Aussehen des Venushügels. Die Hormone sorgen auch dafür, dass die Intimhaare wachsen.
Während der Menopause geht die Reise in die entgegengesetzte Richtung: Hormone wie Östrogen werden in geringeren Mengen produziert, wodurch der Venushügel flacher und das Intimhaar dünner und wie das Haupthaar auch grau werden kann.
Bei manchen Menschen führt dies zu neuen Unsicherheiten in Bezug auf ihren Körper, da plötzlich bisher versteckte und sich zu dieser Zeit verändernde Teile der Vulva sichtbar werden.
Teilweise werden ergrauende Intimhaare sogar gefärbt, was man aufgrund des gesundheitlichen Risikos jedenfalls nicht selbst tun sollte. In Schönheitssalons werden Produkte und Techniken verwendet, welche die Haut weniger reizen als Färbemittel aus Drogerien und Supermärkten.
Der Einfluss von Übergewicht auf den Venushügel
Wie groß der Venushügel ist, hängt einerseits von genetischen Faktoren und andererseits von Körperfettanteil ab. Bei starkem Übergewicht sammelt sich zusätzliches Fett im Venushügel an.
Nimmt man anschließend stark ab, verbleibt im Venushügel oft eine größere Fettschicht als an anderen Körperregionen. Der Venushügel kann nach einem größeren Gewichtsverlust auch „absacken“, wenn plötzlich mehr Haut als Fettpolster vorhanden ist.
Bei jüngeren Menschen besitzt die Haut noch genügend Elastizität, um sich bei Schwankungen des Körpergewichts an neue Proportionen anzupassen. Je älter man ist und je länger man übergewichtig ist, desto schwieriger ist es für die Haut, sich bei der Gewichtsreduktion zurückzubilden. Auch nach einem Kaiserschnitt kann es dazu kommen, dass der Venushügel etwas abrutscht.
Chirurgische Eingriffe am Venushügel (Monsplastik)
Viele Betroffene empfinden ihre Venushügel in dieser Situation als unästhetisch und verlangen nach chirurgischen Eingriffen. In den vergangenen Jahren ist etwa die Monsplastik immer beliebter geworden, bei welcher überschüssiges Fett und überschüssige Haut entfernt werden.
Wie bei allen Operationen kann es jedoch zu Infektionen, Blutungen und der Bildung von Narbengewebe kommen. Deshalb sollte man einen solchen Eingriff nicht unüberlegt durchführen lassen.
In der Regel gibt es keinen medizinischen Grund für eine Monsplastik. In Einzelfällen kann ein stark angeschwollener oder abgesackter Venushügel jedoch körperliches Unbehagen verursachen – etwa beim Tragen von Badeanzügen oder anderen engen Kleidungsstücken.
Ein über die Vulva oder den Penis hängender Venushügel kann zudem Probleme beim Wasserlassen und Sex verursachen. Auch die Intimhygiene kann unter den zusätzlichen Hautfalten leiden.
Wenn du von einem solchen Problem betroffen bist, solltest du ein offenes Gespräch mit deine:r Gynäkolog:in oder deine:r Urolog:in suchen. Trotz ihrer Spezialisierung ist es vielen Ärzt:innen unangenehm, solche Themen anzusprechen. Darum ist es leider an dir, proaktiv nach einer Lösung zu fragen.
Der Schönheitswahn rund um den Venushügel
Viele Schönheitsoperationen im Genitalbereich haben allerdings nichts mit Gesundheit, sondern lediglich mit Ästhetik zu tun. Neben dem Venushügel lassen können Menschen mit einer Vulva auch das Aussehen ihrer Klitorisvorhaut, der inneren und äußeren Vulvalippen und der Vaginalöffnung anpassen lassen.
Alle diese Körperteile werden immer sichtbarer. Das liegt einerseits an der uneingeschränkten Verfügbarkeit von Pornografie, doch auch in Zeitschriften, Filmen und Serien sind Vulven und Venushügel immer öfter zu sehen. Forscher:innen haben bereits im Jahr 2014 eine Studie hierzu durchgeführt.
Dafür werteten sie die Abbildungen in der Zeitschrift Playboy zwischen 1950 und 2013 aus. Die einschlägige Zeitschrift enthielt im Jahr 1950 keine einzige Abbildung einer Vulva, im Jahr 2013 dagegen waren auf 78,6 Prozent der Abbildungen Vulven zu sehen. Diese rückten mit der Zeit außerdem vom Bildrand immer weiter in die Bildmitte.
Bei den heute omnipräsenten Vulven handelt es sich fast immer um solche ohne Intimhaare und mit unauffälligen Proportionen. Während straffe Arme und eine schlanke Taille durch gezielte Sportübungen geformt werden können, gibt es keine natürliche Art und Weise, das Aussehen der Vulva und des Venushügels zu verändern.
Darum sehen viele Menschen, die mit dem Aussehen ihrer Vulva nicht zufrieden sind, ihren einzigen Ausweg in Schönheitsoperationen.
Daneben gibt es zahlreiche kosmetische Methoden, wie Genitalpiercings, welche sowohl akute als auch chronische Komplikationen nach sich ziehen können.
Vajazzling
Ein weiterer Trend aus dem letzten Jahrzehnt, der jedoch nach wie vor Anklang findet, ist das Vajazzling. Hierbei werden nach dem Waxing kleine Kristalle auf den Venushügel und Teile der Vulva geklebt – entweder einzeln oder als Muster. Der Klebstoff kann Bakterien in der durch das Waxing ohnehin beschädigten Haut einschließen, welche dort Infektionen verursachen.
Scarification
Bei der Scarification wird die Haut mit einem Skalpell eingeritzt und es werden Muster aus der Haut geschnitten. Dadurch entsteht eine Ziernarbe, die nach der Scarification mit Essig, Zitronensaft und Zahnbürsten behandelt wird, damit sie möglichst wulstig zuwächst. Der Heilungsprozess kann aufgrund dieser Behandlung mehrere Monate dauern.
Scarification ist ein Bestandteil vieler Kulturen, im Genitalbereich ist jedoch besonders eine japanische Technik beliebt, bei der eine Kirschblüte in den Venushügel geschnitten wird. Da die Wunde aktiv an der Heilung gehindert wird, kann es zu Entzündungen und Wucherungen kommen.
Intimhaarentfernung
Die beliebteste Methode der Modifikation von Vulven besteht jedoch in der Intimhaarentfernung, die heute von vielen als normal angesehen wird. Bei einer von uns durchgeführten Umfrage gaben lediglich 28 Prozent der Personen mit einem Penis und 15 Prozent der Personen mit einer Vagina an, ihre Intimhaare nicht zu entfernen.
Dieselbe Umfrage kam zu dem Ergebnis, dass 37 Prozent der Personen mit einem Penis und 56 Prozent der Personen mit einer Vagina ihre Intimhaare vollkommen entfernten. Allerdings können Rasieren und Waxing – die häufigsten Methoden der Intimhaarentfernung – Verletzungen verursachen.
Kleinere Komplikationen bestehen in eingewachsenen Haaren und Haarfollikelentzündungen. Die Intimhaarentfernung kann jedoch auch zu einer Kontaktdermatitis, Verbrennungen durch Waxing, Hautreizungen und Infektionen führen.
Untersuchungen legen zudem nahe, dass hierdurch die natürliche Schutzfunktion der Haut beschädigt wird, was die Infektion mit sexuell übertragbaren Krankheiten erleichtert.
Eine weitere Studie ist zu dem Schluss gekommen, dass Menschen mit einer Vulva, denen Intimhaarentfernung besonders wichtig ist und die überdurchschnittlich viele ihrer Intimhaare entfernen, sich eher selbst objektifizierten und eher zu riskantem sexuellem Verhalten bereit sind (bspw. kein Kondom verwenden, wenn Sexualpartner:innen dies verlangen).
Warum sollte man dem Venushügel beim Sex mehr Aufmerksamkeit schenken?
Neben all der Unsicherheit, die viele mit dem Venushügel verbinden, kann er aber auch eine erfrischende Abwechslung beim Sex oder der Masturbation bedeuten. Nicht umsonst wurde der Venushügel nach der römischen Göttin der Liebe benannt.
Obwohl die Haut des Venushügel über wenige Druckrezeptoren verfügt, sitzt hier doch eine Vielzahl an Berührungsrezeptoren. Bei Menschen mit einer Vulva ist der Venushügel zudem mit dem Gewebe der Klitoris verbunden.
Damit meinen wir nicht die von außen sichtbare Klitoriseichel, sondern den viel größeren Teil der Klitoris, der sich im Körperinneren verbirgt. Die Klitoris ist der Körperteil mit den meisten Nervenenden und viele dieser Nerven verlaufen durch den Venushügel.
Wie verwöhnt man den Venushügel?
Wie bei jeder erogenen Zone gibt es keine pauschale Anleitung für die Stimulation des Venushügels. Beim Sex oder Masturbieren kannst du versuchen, den Venushügel durch sanftes Streicheln in Kreisbewegungen zu stimulieren. Beim Sex mit einer anderen Person kannst du das nicht nur mit den Fingern, sondern auch mit der Zunge tun.
Den Klitorisschaft einer Person mit einer Vulva kannst du zudem dadurch stimulieren, dass du den Venushügel sanft von oben und unten greifst und leicht daran ziehst. Die indirekte Stimulation der Klitoris funktioniert nicht nur durch den Venushügel, sondern auch durch die Vulvalippen.
Die inneren und äußeren Vulvalippen rahmen den Scheidenvorhof beziehungsweise die Vulva ein. Hinter ihnen liegen die Klitorisschenkel und der Vorhofschwellkörper, die sowohl durch sanfte als auch feste Berührungen stimuliert werden können.
Fazit: Ein Hoch auf den Stoßdämpfer!
Ein gesundes Fettpolster im Venushügel schützt dein Schambein und sollte daher kein Grund für Unsicherheit oder gar einen medizinischen Eingriff sein. Nur in Ausnahmefällen kann eine Reduktion des Venushügels eine gute Option sein.
Stattdessen freut er sich, wenn ihm beim Sex oder der Masturbation etwas mehr Aufmerksamkeit entgegengebracht wird.