Erstes Mal & Co.: Was frühe sexuelle Aktivitäten über das spätere Sexleben aussagen könnten
Eine Studie aus Kanada und Neuseeland liefert neue Erkenntnisse
Aktualisiert am
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Eine Studie aus Kanada und Neuseeland liefert neue Erkenntnisse
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Eine Auswertung verschiedener Studien war 2014 zu dem Schluss gekommen, dass ein früher erster Geschlechtsverkehr unter anderem die Wahrscheinlichkeit einer Teenager-Schwangerschaft, einer Teenager-Geburt oder Abtreibung erhöhen könnte.
Allerdings wiesen die Untersuchungen einige Ungereimtheiten und Schwächen auf. So gab es einerseits unterschiedliche Definitionen, wann ein erstes Mal als „früh“ bezeichnet wurde – zumal sich die gesellschaftlichen Maßstäbe dafür in der Vergangenheit immer wieder verschoben hatten. Außen vor geblieben war außerdem der Einfluss früher sexueller Aktivität auf sexuelle Gesundheit und Zufriedenheit.
Darüber hinaus kritisiert Diana Peragine, eine der Autorinnen der neuen Studie, in einem Kommentar, dass die Forschung sexuelle Aktivität bisher recht einseitig betrachtet und sich ausschließlich auf Sex im jungen Alter konzentriert habe – wobei dieser in eine Linie mit Problemverhalten wie frühem Alkohol- und Drogenkonsum gestellt worden sei.
Als sexuell gesund definierten die Macher:innen der Studie sexuelle Aktivität, die nicht nur einvernehmlich und sicher stattfand, sondern bei der sich die beteiligten Personen auch ohne Schwierigkeiten durch die verschiedenen Stufen sexueller Aktivität – Verlangen, Erregung und Orgasmus – bewegten.
Für die vorliegende Untersuchung befragten Forschende der Universitäten Toronto und Auckland über 3.100 Erwachsene zu ihrem Alter bei folgenden Ereignissen:
Darüber hinaus wurden Informationen zur sexuellen Gesundheit und zur gesunden sexuellen Funktion der Teilnehmer:innen sowie zu deren Sexleben in den vergangenen vier Wochen erhoben.
Im Durchschnitt fand das erste Mal Sex mit 17 Jahren statt. 93 Prozent der Befragten gaben jedoch an, dass sie bereits zuvor sexuelle Erfahrungen gesammelt hatten. Der erste sexuelle Kontakt fand im Schnitt mit 16, der erste Orgasmus mit 13 und die erste sexuelle Stimulation mit 11 statt.
In Übereinstimmung mit bisherigen Studien wurde tatsächlich ein Zusammenhang zwischen einem frühen ersten Mal und negativen Folgen im späteren Sexleben festgestellt. Zu diesen zählte etwa uneinvernehmlicher Sex, der Abbruch einer Schwangerschaft oder der Verlust eines ungeborenen Kindes sowie Erkrankungen, Verletzungen oder Infektionen der Fortpflanzungsorgane, welche die aktuelle sexuelle Aktivität beeinträchtigten.
Betrachtete man sexuelle Erfahrungen, welche die Personen alleine machten – wie etwa den ersten Orgasmus oder die erste sexuelle Stimulation – konnten keine Nachteile festgestellt werden. Im Gegenteil: Eine frühere Aktivität schien eher eine positive Auswirkung auf die sexuelle Funktion zu haben.
Im Umkehrschluss stellten die Forschenden eine Verbindung zwischen späterer sexueller Aktivität und Problemen beim Orgasmus fest.
Die sexuellen Aktivitäten, welche vorteilhafte Auswirkungen hatten – also der erste Orgasmus oder die erste sexuelle Stimulation ohne einen Partner – fanden bei Frauen später statt als bei Männern. Entsprechend äußerten die Macher:innen der Untersuchung die Vermutung, dass es einen Zusammenhang zwischen diesen und der höheren Anzahl an sexuellen Funktionsstörungen bei Frauen geben könnte.
Darüber hinaus stellt sich die Frage, warum die frühe Erforschung der eigenen Sexualität mit einer verbesserten sexuellen Funktion einhergehen könnte. So mutmaßen die Forscher:innen etwa, dass Belohnungssysteme im jüngeren Alter noch besser beeinflussbar sind. Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass früher sexuell aktive Personen schlicht mehr Zeit haben, ihre eigene Sexualität zu entdecken und somit auch ihre Erfahrungen mit Anderen später befriedigender ausfallen.
Die Forschenden kamen zum Schluss: Betrachtet man sexuelle Aktivität in der Jugend auf eine differenzierte Weise, könnte es auch positive Effekte geben. Das heißt auch, dass eine unbedingte Abstinenz im Jugendalter sich nicht befürworten lässt.
Unter anderem leiten die Macher:innen der Studie aus ihren Ergebnissen mögliche Implikationen für die sexuelle Bildung junger Erwachsener ab. So könne eine Aufklärung, die ausschließlich auf Abstinenz aus sei, auf lange Sicht zu Schwierigkeiten bei der Entwicklung eines gesunden und funktionierenden Sexlebens führen. Umgekehrt sei es denkbar, dass diese durch eine sex-positivere Sichtweise in dieser Hinsicht ein gesünderes Verhältnis zu Sex erhielten.
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