Wie wichtig ist Sex in einer Beziehung wirklich?
Wie viel Sex ist normal und geht es auch ohne?
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Wie viel Sex ist normal und geht es auch ohne?
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Sex in der Beziehung ist wie Salz im Essen; die einen mögen mehr, die anderen weniger und manche verzichten gerne ganz darauf. Es kommt also auf die eigenen Bedürfnisse an. Während man beim Essen das Salz nach Belieben zur eigenen Portion hinzufügen kann, ist es mit unterschiedlichen Bedürfnissen nach Sex in einer Beziehung nicht ganz so einfach.
Zwischen Oktober 2018 und September 2019 haben das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung eine Studie zur Erwachsenensexualität in Deutschland veröffentlicht.
Die fast 5.000 Teilnehmenden wurden dabei unter anderem dazu befragt, wie oft sie Sex haben. Dabei wurden drei Altersgruppen unterschieden:
Bei den 18-35-Jährigen waren 25 % der Frauen und 36 % der Männer single.
Bei den 36-75-Jährigen waren 23 % der Frauen und 16% der Männer single.
Natürlich ist das nur ein Durchschnitt und keine Regel. Eine Studie aus den USA hat zudem herausgefunden, dass sowohl Singles als auch Menschen in Beziehungen heute weniger Sex haben als noch in den 1990er-Jahren.
Sex ist innerhalb und außerhalb von Beziehungen und über die reine Reproduktion hinaus ein wichtiger Bestandteil im Leben vieler Menschen. Er kann sowohl körperliche als auch mentale Vorteile haben.
Sex macht Spaß. Warum das so ist, erklärt die zugelassene Paar-, Ehe- und Familientherapeutin und Sexualwissenschaftlerin Jeanae M. Hopgood: „Sexuelle Aktivität setzt Oxytocin (Kuschelhormon, Bindungshormon), Serotonin, Dopamin und Endorphine frei. All diese Hormone steigern das Gefühl von Freude, Nähe, Vergnügen, Erfolg und Zufriedenheit.“
Die lizenzierte Ehe- und Familientherapeutin Nancy Ryan ergänzt: „Sex stärkt nachweislich das Immunsystem, hilft bei Schlafproblemen, bekämpft eine Reihe von Herzproblemen und ist ein fantastischer Stresslöser.“
Die immunstärkende Wirkung von Sex wurde bereits 2004 in einer Studie nachgewiesen, die häufigen Sex mit der Produktion des Antikörpers Immunglobulin A in Verbindung brachte.
Beim Sex verbrennt man zudem 3,6 Kilokalorien pro Minute – etwas mehr als beim Dartwerfen und etwas weniger als bei Trampolinspringen. Er kann außerdem Kopfschmerzen lindern.
Das bedeutet jedoch nicht, dass man ohne Sex schlecht schläft, Herzprobleme bekommt und ständig Kopfschmerzen hat. Die möglichen gesundheitlichen Vorteile von Sex sollten ebenso wenig der einzige Grund sein, mehr Sex zu haben. Erst recht sollte man damit niemanden unter Druck setzen.
Zu den Vorteilen von Sex in Beziehungen sagt Beziehungscoach Robyn Smith: „Regelmäßiger Sex hilft Paaren, eine tiefere und intimere Verbindung zu erleben, die über die Freundschaft und die alltäglichen Aspekte der Partnerschaft hinausgeht.“
Mit Sex kann man zudem Liebe und Zuneigung ausdrücken und schlichtweg gemeinsam Spaß haben.
Kurz gesagt – Vorteile von Sex:
- Glückshormone werden freigesetzt
- Stärkung des Immunsystems
- Hilft bei Schlaf- und Herzproblemen und Kopfschmerzen
- Mehr Intimität in der Beziehung
Sexualität existiert auf einem Spektrum; für manche ist Sex ein wichtiger Bestandteil einer Beziehung, für asexuelle Menschen spielt er hingegen keine oder nur eine untergeordnete Rolle. Ob Sex wichtig ist für eine Beziehung, hängt dementsprechend von der jeweiligen Beziehung ab.
Das meint auch Beziehungsexpertin Katina Tarver: „Sex hat viele psychologische, körperliche und beziehungsbezogene Vorteile, muss aber nicht unbedingt von Bedeutung sein. Romantik hält die Beziehung in Gang, und dabei spielt der Sex eine entscheidende Rolle, um die eigene romantische Seite zum Vorschein zu bringen. Es kommt also darauf an, wie man Sex in der Beziehung betrachtet.“
Sie ergänzt: „Es gibt Paare, die kaum einmal im Monat Sex haben und trotzdem weiterhin glücklich in ihrer Beziehung bleiben. Es hängt also davon ab, wie man über Sex denkt und ob man wirklich darauf angewiesen ist.“ Es gibt auch Menschen, die nicht direkt zum Beginn einer Beziehung oder vor der Ehe Sex haben möchten.
Die kurze Antwort lautet: Nein, sofern man Safer Sex praktiziert. Ausführlicher sind wir auf das Thema in diesem Artikel eingegangen.
Bei älteren Menschen kann gelegentlicher Sex zu einem höheren Risiko für Herzinfarkte führen, während regelmäßiger Sex dieses Risiko sogar senken kann. Wie bei jedem Sport ist es nämlich nicht gut, sich in unregelmäßigen Abständen übermäßig zu verausgaben.
Davon unabhängig gibt es zahlreiche Gründe, im hohen Alter weiterhin Sex zu haben.
Eine Studie aus dem Jahr 2015 hat herausgefunden, dass die Paare, die einmal pro Woche Sex haben, zufriedener sind als solche, die weniger als einmal pro Woche Sex haben. Wer mehr Sex hatte, war durchschnittlich nicht zufriedener. Dabei ist es aber wichtig zu bedenken, dass es sich dabei um einen Durchschnitt handelt, der nicht auf alle Paare zutreffen muss.
Dass der Sexualtrieb sich im Laufe einer Beziehung verändert, ist vollkommen normal. Fühlen sich beide Partner:innen mit der Häufigkeit des Sex in ihrer Beziehung wohl, besteht kein Anlass, daran etwas zu verändern.
In ihrer Arbeit begegnet Jeanae M. Hopgood immer wieder Menschen mit einem niedrigen Sexualtrieb. Sie führt diesen auf drei Hauptgründe zurück:
Warum insbesondere Stress ein solcher Stimmungskiller ist, erklärt Robyn Smith: „Wenn Stresshormone, wie Adrenalin und Cortisol im Körper übermäßig aktiv sind, kommt es zu Problemen mit der Erregung, weil die Stresshormone Kampf-oder-Flucht-Reaktion auslösen. Der Körper kann sich nicht für sexuelle Lust öffnen, wenn er voller Stresshormone ist.“
Nancy Ryan fügt hinzu: “Niedrige Libido […] kann auch ein Anzeichen für Veränderungen in der Beziehung sein – die Partner:innen driften auseinander oder sind so sehr mit […] den Verpflichtungen ihres eigenen Lebens beschäftigt, dass sie die Beziehung vernachlässigen.“
Weitere Gründe für einen niedrigen Sexualtrieb können gesundheitliche Probleme wie chronische Schmerzen oder Erektionsstörungen, die Einnahme lustsenkender Medikamente oder Traumata sein.
Kurz gesagt – Gründe für weniger Lust auf Sex:
- Stress
- Mangel an Intimität
- Emotionale Distanz
- Gesundheitliche Probleme
- Unzufriedenheit mit der Art des Sex
Zu Problemen führt ein verringerter Sexualtrieb erst dann, wenn mindestens eine:r der Partner:innen in einer Beziehung mit der Häufigkeit von Sex unzufrieden ist. Das kann sowohl ein Verlangen nach mehr Sex als auch den Wunsch nach weniger körperlicher Intimität bedeuten.
Um zu verstehen, wie viel Sex sich das Gegenüber wünscht, müssen Partner:innen offen miteinander kommunizieren. Jeanae M. Hopgood sagt dazu:
„Es ist wichtig, dass sich Partner:innen darüber im Klaren sind, welchen Platz Sex in ihren Bedürfnishierarchien einnimmt, und zwar so bald und so oft wie möglich.
Entscheidend dabei ist, dass die Position in der Hierarchie NICHT identisch sein muss, aber sie muss respektiert und verstanden werden. Die Entscheidung darüber, was für die eigene Beziehung gut ist, ist ein gemeinsames Unterfangen und sollte immer auf dem Wunsch nach Verständnis und nicht dem Wunsch nach Veränderung beruhen.“
Wenn die sexuellen Bedürfnisse in einer Beziehung weit auseinanderliegen, kann eine offene oder polyamore Beziehung eine gute Lösung sein, um die Bedürfnisse aller Beteiligten zu befriedigen. Auch diese Entscheidung muss jedoch gemeinsam getroffen werden, ohne dass eine Partei unter Druck gesetzt wird.
Sex ist nicht die einzige Form von Intimität. „Bei Intimität geht es wirklich um Verbundenheit, das Gefühl emotionaler Nähe, Verletzlichkeit und die Fähigkeit, in einer sicheren Umgebung Risiken einzugehen“, sagt Jeanae M. Hopgood. „Jede Aktivität, die diese Gefühle anspricht, kann die Intimität in einer Beziehung fördern.“
Je nach den Wünschen der Partner:innen können andere Formen der Intimität gewählt werden, etwa:
Der Weg zu mehr Sex in der eigenen Beziehung hängt davon ab, warum seine Häufigkeit abgenommen hat. Viele Paare erwarten, dass Sex einfach passiert und übersehen dabei die Realität ihres stressigen Alltags.
Wenn Sex ein wichtiger Teil der Beziehung ist, lohnt es sich, sich dafür explizit Zeit zu nehmen. Entspannungsübungen helfen dabei, Stress abzubauen und den Kampf-oder-Flucht-Modus abzuschalten.
Eine im Jahr 2017 veröffentlichte Studie legt zudem nahe, dass Sex eine Art Perpetuum Mobile für die Intimität in Beziehungen ist und das allgemeine Wohlbefinden der Partner:innen steigern kann.
Die Studie zeigt: Je mehr Sex man hat, desto mehr Zuneigung zeigt man einander und je mehr Zuneigung eine Beziehung erfährt, desto mehr Sex haben die Partner:innen.
Man kann also an der Sexschraube oder mit anderen Formen der Intimität an der Zuneigungsschraube drehen und dadurch die Grundlage für mehr Sex in der Beziehung schaffen.
Um die Häufigkeit oder die Art des Sexes in einer Beziehung zu ändern, hilft nur eines: offene Kommunikation. Weil dies vielen Menschen nicht so leicht fällt, sind hier einige Vorschläge, wie du ein solches Gespräch beginnen kannst:
Wenn ihr zu zweit in einem solchen Gespräch nicht weiterkommt, kann euch vielleicht eine Paartherapie helfen.
Jede Beziehung ist ebenso individuell wie die Menschen, die Teil von ihr sind. Sind beide Partner:innen zufrieden damit, wie häufig sie Sex haben, spielen die Meinung anderer und Statistiken keine Rolle.
Wird das Bedürfnis nach Sex in einer Beziehung nicht erfüllt, ist dies nicht die Verantwortung nur einer Person. Vielmehr ist es ein Anlass, offen über diese Bedürfnisse zu kommunizieren und zu ergründen, wie man ein Wohlbefinden beider Partner:innen erreichen kann.
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