Was bedeutet es, Agender zu sein?

Ja, es gibt tatsächlich Menschen ohne jegliches Geschlecht

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Vanille, Stracciatella, Schokolade, Erdbeere, Pistazie – Welche Eissorte magst Du am liebsten? Du fragst Dich jetzt sicherlich, was dies mit dem Thema “Agender” zu tun hat?! Dies erklärt Dir Shamir: “Gender ist wie Eiscreme – es gibt sehr viele Sorten. Du kannst sie mischen und aufeinander abstimmen. Du kannst Dich aber auch entscheiden, kein Eis zu essen.”

Dass Du kein Eis möchtest, kann vielleicht daran liegen, dass Dir jemand einfach so ein Bananeneis in die Hand drückt, Du aber überhaupt keine Bananen magst.

Vielleicht wurde die richtige Eissorte für Dich auch noch nicht erfunden und so passt kein Geschmack wirklich zu Dir. Es kann zudem sein, dass Du es einfach nicht magst, dass die Gesellschaft erwartet, dass jeder Eiscreme toll findet und eine bestimmte Sorte zu seiner Lieblingssorte erklärt.

Übertragen auf Gender bedeutet dies, dass es eine Menge Geschlechtsidentitäten gibt. Für einige Menschen passen die Cisgeschlechter männlich und weiblich perfekt. Andere fühlen sich mit einer Mischung am wohlsten und sind beispielsweise bigender.

Wieder andere haben jedoch das Gefühl, dass gar kein Geschlecht so richtig zu ihnen passt oder sie spüren einfach gar keine Genderzugehörigkeit. Diese Menschen bezeichnen sich dann – je nach Präferenz – als Agender. Begriffe wie Neutrois, geschlechtslos oder “weder noch” sind aber auch denkbar.

Was genau bedeutet Agender?

Agender ist ein Oberbegriff für Menschen, die sich mit keinem binären oder nicht-binären Geschlecht identifizieren.

Es gibt verschiedene Ausprägungen und Auslegungen: So nutzen manche Agender diesen Begriff, um auszudrücken, dass sie sich ihrem Geburtsgeschlecht nicht zugehörig fühlen. Andere meinen hiermit, dass sie gar kein Geschlecht für sich persönlich annehmen möchten. Wieder andere beschreiben mit dieser Bezeichnung, dass sie das Konzept eines Geschlechts generell ablehnen.

Gemeint kann außerdem sein, dass eine Person entweder gar kein Geschlechtsempfinden hat oder dass sie allen Geschlechtern einfach neutral gegenübersteht.

Die Nuancen des Agender-Begriffs sind also sehr vielseitig. Dies gilt auch für das Ausleben dieser Identität. Manche Agender zeigen beispielsweise durch ein androgynes Erscheinungsbild, dass sie weder Mann noch Frau noch irgendetwas anderes sind. Dies muss jedoch nicht sein.

Eine geschlechtslose Person kann nach außen hin durchaus noch männlich oder weiblich auf andere Menschen wirken. Wie bei allen Geschlechtsidentitäten kommt es allein auf das innere Gefühl an.

Viele Agender nehmen jedoch Transformationen vor, da sie sich nicht wohlfühlen, wenn sie zu männlich bzw. weiblich wirken. In einem letzten Schritt kann es sogar dazu kommen, dass sie sichtbare Geschlechtsmerkmale operativ entfernen lassen oder etwa Hormone einnehmen, um Bartwuchs zu verhindern oder kantigere Gesichtszüge zu bekommen.

Nicht verwechseln!

Agender zu sein, bedeutet nicht, dass keine biologischen Geschlechtsmerkmale vorhanden sind. Natürlich haben auch geschlechtslose Menschen, die als Junge geboren wurden, einen Penis, mit welchem sie ganz normal Vaginal-, Anal– oder Oralsex haben könnten.

Agender, die als Frau geboren wurden, haben selbstverständlich auch Brüste mit Nippeln, eine Vagina, sowie eine Klitoris, die verwöhnt werden und bis zum Orgasmus gereizt werden möchte.

Verwechsle also nicht das biologische mit dem gefühlten Geschlecht!

Ich kann mir Agender nicht so richtig vorstellen. Gibt es ein Beispiel?

Kommt sofort:

“Also, da ist nichts. Und ich weiß das, und das ist auch ok so, dass da nichts ist”, erklärt Robin in einer Reportage des Hessischen Rundfunks. Der Student wurde als Mädchen geboren, fühlte sich jedoch schon immer im falschen Körper. “Der Begriff, der da passt, heißt agender, also geschlechtslos. Ich weiß nicht, ob das in meinen Genen liegt, aber ich hab es mir auf jeden Fall nicht einfach ausgesucht.”

Robin verwendet das neutrale Pronomen “nin”. Zusätzlich nimmt nin regelmäßig männliche Hormone ein, hat sich die Brüste abnehmen lassen und sich so in einen Menschen verwandelt, der in der Öffentlichkeit vornehmlich als Mann wahrgenommen wird. Dies wollte nin auch erreichen. Doch trotzdem fühlt sich Robin nicht komplett als Mann. “Als Mann gelesen zu werden, ist halt auch nicht richtig,” so der Transgender.

Sind agender und asexuell dasselbe?

Nein. Der Begriff “agender” beschreibt eine Geschlechtsidentität, die Bezeichnung “asexuell” dahingegen eine sexuelle Orientierung. “Ich finde viele Menschen total schön und ich gucke mir viele Menschen auch total gerne an, aber ich denke mir nie, wenn ich einen Menschen angucke, … ich weiß gar nicht, was ihr denkt, wenn ihr euch sexuell zu jemandem hingezogen fühlt”, lacht Michelle, die sich selbst als asexuell labelt. Sie habe zwar ab und zu Sex mit ihrem Freund und lehne Geschlechtsverkehr nicht generell ab, doch sie meint, dass es Wichtigeres im Leben gebe als Matratzensport.

Asexuell zu sein, bedeutet also nicht per se, dass eine Person gar keinen Sex haben möchte. Schon gar nicht bedeutet es, dass ein Mensch sich nicht verlieben kann. Denn die Ebene der romantischen Präferenzen wird durch sexuelle Vorlieben nicht tangiert.

Fazit – Wenn das Geschlecht eine große und doch gar keine Rolle spielt

“Ich wünsche mir von der Gesellschaft, dass sie mehr zuhört, dass sie betroffenen Personen zuhört”, sagt Robin. Da hat nin recht, denn es ist wirklich nicht einfach, sich keinem Geschlecht zugehörig zu fühlen und zusätzlich noch von der Gesellschaft ausgegrenzt zu werden. Da Du diesen Artikel gelesen und Dich über Agender informiert hast, hast Du Robins Wunsch entsprochen und kannst demnächst ganz unvoreingenommen auf geschlechtslose Menschen zugehen.

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