Was sind die Ursachen für eine juckende Klitoris?

10 mögliche Ursachen, was man dagegen tun kann und wann medizinische Unterstützung ratsam ist.

Aktualisiert am

Recherchiert und verfasst von

Überprüft und editiert von

Juckende-Klitoris-Gruende-Fraulila
Juckende-Klitoris-Gruende-Fraulila
Inhaltsverzeichnis anzeigen

Auf einen Blick

  • Ein gelegentlicher Juckreiz ist kein Grund zur Sorge
  • Hält der Juckreiz an, solltest du medizinische Hilfe in Anspruch nehmen
  • Die meisten Ursachen für eine juckende Klitoris sind leicht zu beheben

Die Gründe für einen Juckreiz an allen möglichen Körperteilen sind vielfältig – mal ist es trockene Haut, mal ein Mückenstich und nur selten steckt eine ernsthafte Erkrankung dahinter. Juckt deine Klitoris – und damit meinen wir deine Klitoriseichel – nur kurz und unregelmäßig, musst du dir vermutlich keine Sorgen machen.

Hält der Juckreiz an oder kehrt er in regelmäßigen Abständen wieder, könnte eine der folgenden Ursachen dafür verantwortlich sein.

1. Sexuelle Erregung

Die Klitoriseichel – also der Teil der Klitoris, der von außen sichtbar ist – verfügt über 8.000 Nervenenden und ist damit ein extrem empfindlicher Körperteil. Wirst du sexuell erregt, fließt mehr Blut in deine Klitoris, alle Teile bis auf die Klitoriseichel schwellen an und die Klitoris wird empfindlicher.

Nach dem Orgasmus geht die Schwellung zurück, das Blut fließt wieder ab und die Empfindlichkeit nimmt ab. Kommt es jedoch nicht zum Orgasmus, kann die erhöhte Sensitivität in der Klitoris einen Juckreiz auslösen.

Was tun gegen Juckreiz aufgrund sexueller Erregung?

Die einfachste Lösung gegen den Juckreiz ist in diesem Fall ein Orgasmus. Wenn du in diesem Moment aber keinen Sex haben oder dich selbst befriedigen möchtest, kannst du einfach abwarten. Der Juckreiz sollte spätestens in ein paar Stunden vorüber sein. Weiche, bequeme Unterwäsche aus Baumwolle kann dabei helfen, deine Klitoris nicht noch weiter zu reizen.

2. Allergische Reaktion

Verschiedene Stoffe können der Auslöser für eine allergische Reaktion, auch Kontaktdermatitis genannt, im Bereich deiner Vulva sein. Dazu gehören unter anderem Seifen, Cremes, Lotionen oder andere Pflegeprodukte, Sprays und Düfte, Unterwäsche aus bestimmten Textilien und Latexkondome.

Auch das Waschmittel und der Weichspüler, die du für deine Klamotten verwendest, können eine allergische Reaktion hervorrufen. Verschiedene Methoden der Intimhaarentfernung können ebenso dafür verantwortlich sein.

Neben dem Juckreiz werden deine Klitoriseichel und andere betroffene Regionen rot; es kann zu einer Entzündung kommen.

Was tun gegen eine allergische Reaktion?

Bei einer allergischen Reaktion helfen akut kalte Kompressen und Unterwäsche aus Baumwolle, da diese atmungsaktiver ist als andere Textilien. Natürlich ist das aber keine langfristige Lösung, wenn du immer wieder mit dem Auslöser in Kontakt kommst.

Falls du kürzlich angefangen hast, eines der oben beschrieben Produkte zu benutzen oder deine Intimhaare auf eine andere Art und Weise zu entfernen, verzichte zeitweilig darauf und schaue, ob der Juckreiz verschwindet.

Wasche deine Vulva nur mit warmem Wasser, um sie nicht noch weiter zu reizen. Sollte der Juckreiz trotzdem nicht nachlassen, solltest du dich an eine:n Ärzt:in wenden.

3. Vaginalmykose (Scheidenpilz)

Etwa 75 Prozent aller Menschen mit einer Vulva sind wenigstens einmal in ihrem Leben von Vaginalmykosen betroffen. Meist entsteht der Juckreiz um die Vaginalöffnung herum, aber die Klitoris kann auch betroffen sein.

Du könntest eine Vaginalmykose haben, wenn

  • Deine Vulva oder Teile davon angeschwollen und rot sind
  • Es beim Sex oder Pinkeln brennt
  • Du einen dicken, weißen, aber geruchlosen Ausfluss hast

Die Vaginalmykose entsteht durch Hefepilze, die ein natürlicher Teil der Vaginalflora sind. Durch äußere Faktoren kann die Vaginalflora aber so aus dem Gleichgewicht geraten, dass sich diese Pilze übermäßig vermehren und eine Entzündung auslösen. Risikofaktoren für ein solches Ungleichgewicht sind:

  • Schwangerschaften
  • Diabetes
  • Geschwächtes Immunsystem
  • Einnahme bestimmter Antibabypillen und anderer Medikamente
  • Verwendung von Pflegeprodukten (Vaginalduschen, Cremes, Sprays) in der Vagina
  • Stress

Was tun bei einer Vaginalmykose?

Wenn du dir sicher bist, dass es sich bei deinem Juckreiz um eine Vaginalmykose handelt, kannst du in der Apotheke ein Antipilzmittel (Antimykotikum) kaufen. Die Medikamente gibt es als Salbe und als Zäpfchen und für manche benötigst du kein Rezept.

Wie bei einem Antibiotikum ist es wichtig, dass du die Behandlung so lange wie empfohlen durchführst, auch wenn die Beschwerden vor dem geplanten Ende weggehen. Ansonsten entstehen Resistenzen gegen das Medikament.

Sollten die Beschwerden nicht innerhalb einiger Tage verschwinden, gehe bitte zu deine:r Hausärzt:in. Falls du schwanger bist, solltest du von einer Selbstbehandlung absehen und direkt einen Termin mit deine:r Gynäkolog:in vereinbaren.

4. Harnwegsinfektion

Bei einer Harnwegsinfektion entzünden sich die Harnröhre, Harnblase oder der Harnleiter. Mit der Klitoris hat diese Entzündung nichts zu tun, da die Harnröhrenöffnung und die Klitoriseichel so nah beieinander liegen, kann man den Juckreiz aber leicht falsch verorten.

Du könntest eine Harnwegsinfektion haben, wenn

  • Du häufig dringend pinkeln musst
  • Es beim Pinkeln schmerzt oder brennt
  • Dein Urin blutig oder trüb ist
  • Dein Urin unangenehm riecht
  • Du Unterleibsschmerzen oder Fieber hast

Harnwegsinfektionen werden in der Regel durch Darmbakterien auf Abwegen ausgelöst. Bei Menschen mit Vulva ist die richtige Toilettenhygiene (von vorn nach hinten wischen) besonders wichtig, weil die Distanz zwischen After und Harnröhrenöffnung und die Harnröhre selbst so kurz sind.

Wegen dieses anatomischen Nachteils kommt es bei Menschen mit Vulva häufiger zu Harnwegsinfektionen. Auch nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr können sie auftreten.

Was tun bei einer Harnwegsinfektion?

Wende dich bei Verdacht auf eine Harnwegsinfektion direkt an deine:n Hausärzt:in. Dort kann mit einer Urinprobe schnell die Ursache ermittelt werden.

Die Behandlung geschieht meist mit einem Antibiotikum. Gegen die Schmerzen hilft häufig eine Wärmflasche und du solltest viel trinken, damit deine Harnwege gut durchgespült werden.

5. Persistierende genitale Erregungsstörung (PGAD)

Wie oben bereits erwähnt kann die Klitoris bei sexueller Erregung ohne anschließenden Orgasmus anfangen zu kribbeln und zu jucken.

Anders als bei einer einfachen sexuellen Erregung kann dieses Gefühl bei einer PGAD Stunden oder sogar Tage anhalten. Die Dauererregung geht zudem nicht mit einem Verlangen nach sexueller Aktivität einher, sondern ist eine ungewollte körperliche Reaktion.

Die Störung kann bei allen Geschlechtern auftreten, bei Menschen mit einer Vulva allerdings häufiger als bei Menschen mit einem Penis. Ihre Ursache ist bisher unbekannt. Manchmal wird sie durch sexuelle Aktivitäten oder Reize ausgelöst, sie kann aber auch mit Stress oder anderen psychologischen Faktoren zu tun haben und für die Betroffenen aus dem Nichts kommen.

Was tun gegen eine PGAD?

Orgasmen verschaffen bei einer PGAD allenfalls kurzfristige Linderung, sind aber weder eine langfristige noch eine praktische Lösung. Eine Umfrage ergab sogar, dass Orgasmen nur 20 Prozent der Betroffenen helfen.

Stattdessen solltest du dich an ein:n Ärzt:in wenden. Neben verschiedenen Medikamenten können je nach Ursache auch Psychotherapie und Beckenbodenübungen helfen.

6. Sexuell übertragbare Krankheit

Zahlreiche sexuell übertragbare Krankheiten können mit einem klitoralen Juckreiz einhergehen. Dazu gehören:

  • Gonorrhoe
  • Genitalwarzen
  • Genitalherpes
  • Chlamydien
  • Krätze
  • Trichomoniasis

Du könntest eine sexuell übertragbare Krankheit haben, wenn

  • Du Schmerzen beim Sex oder Pinkeln hast
  • Du ständig pinkeln musst
  • Du vaginale Blutungen außerhalb der Periode hast
  • Wunden, Rötungen, Geschwüre und Blasen an deiner Vulva auftreten
  • Deine Vagina stark riecht
  • Du ungewöhnlichen Ausfluss hast
  • Du Unterleibsschmerzen hast

Was tun bei einer sexuell übertragbaren Krankheit?

Zuallererst solltest du bei einem Verdacht auf eine sexuell übertragbare Krankheit keinen Sex mehr haben, auch nicht mit Kondom. Einen Test auf Geschlechtskrankheiten bieten viele Hautärzt:innen, Gynäkolog:innen und Urolog:innen an. Auch Gesundheitsämter oder -zentren und die Aidshilfe bieten Tests an.

Es kann verlockend sein, sich einen Selbsttest im Internet zu bestellen, weil man so anonym bleibt und sich den Gang zum Arzt erspart. Da diese Tests aber ungenau sind, solltest du dich lieber nicht darauf verlassen.

7. Lichen sclerosus

Lichen sclerosus ist eine chronische Hauterkrankung, die vorwiegend Erwachsene mit Vulva betrifft. Damit ist sie die häufigste nicht infektiöse Hauterkrankung der Vulva. In sehr seltenen Fällen können auch Menschen mit Penis und Kinder betroffen sein.

Obwohl die Erkrankung relativ häufig auftritt, wird sie bei vielen Betroffenen über einen langen Zeitraum fehlgedeutet und etwa mit Pilzinfektionen verwechselt.

Der Name der Krankheit leitet sich von Baumflechten ab, da die Lichen sclerosus im fortgeschrittenen Krankheitsstadium durch weißliche Flecken gekennzeichnet ist, die Ähnlichkeit mit den Flechten haben, die man manchmal auf Baumrinden sieht.

Diese Flechten können nicht nur an der Vulva entstehen, sondern auch um den After, an den Oberschenkelinnenseiten und am oberen Rücken. Der Juckreiz tritt oft schubweise auf und kann auch nur leicht ausgeprägt sein.

Du könntest Lichen sclerosus haben, wenn

  • Du Schmerzen im Genitalbereich hast
  • Deine Vulva gerötet ist oder blutet
  • Du Schmerzen beim Sex oder Pinkeln hast
  • Deine Vulva von einer weißen, pergamentpapierartigen Haut bedeckt ist
  • Sich deine Vulva trocken anfühlt

Die Ursache von Lichen sclerosus ist nicht geklärt, die Krankheit könnte aber mit Hormonschwankungen – etwa während oder nach der Menopause – zusammenhängen. Eventuell könnte eine Autoimmunerkrankung der Auslöser sein, da es Hinweise auf eine überschießende Immunreaktion im Gewebe gibt.

Was tun bei Lichen sclerosus?

Unbehandelt kann Lichen sclerosus zu Vernarbungen und einem Verkleben im Genitalbereich führen. Solltest du die oben beschriebenen Symptome feststellen, solltest du dich daher umgehenden an deine:n Hausärzt:in oder Gynäkolog:in wenden. Sie oder er wird dir vermutlich eine kortisonhaltige Salbe verschreiben.

8. Bakterielle Vaginose (BV)

Bei der bakteriellen Vaginose gerät die gesunde Vaginalflora in ein Ungleichgewicht. Die Milchsäurebakterien werden von anderen Bakterienarten verdrängt, die nun in übermäßiger Zahl in der Vagina vorkommen.

Du könntest eine bakterielle Vaginose haben, wenn

  • Deine Vagina und Vulva brennen oder schmerzen
  • Besonders nach dem Sex ein fischiger Geruch auftritt
  • Du beim Sex brennende Schmerzen hast
  • Du weißen oder grauen vaginalen Ausfluss hast

Wie die bakterielle Vaginose entsteht, ist nicht abschließend geklärt. Risikofaktoren sind jedoch Sex mit neuen Partner:innen und mehreren Sexualpartner:innen und eine übertriebene Intimhygiene.

Was tun bei einer bakteriellen Vaginose?

In 10 bis 20 Prozent der Fälle heilt die bakterielle Vaginose von allein aus. Da die Erkrankung aber Langzeitfolgen haben kann, ist ein Besuch bei eine:r Ärzt:in dennoch empfehlenswert.

Wenn du schwanger bist, solltest du aber unbedingt eine:n Gynäkolog:in aufsuchen, da die bakterielle Vaginose eine Frühgeburt verursachen kann.

9. Genitalekzem

Ein Genitalekzem – oder auch genitaler Ausschlag – kann in vielen Formen auftreten und buchstäblich jede:n treffen. Die Symptome können an der Vulva, aber auch um den After, an der Leiste und am Po auftreten.

Du könntest ein Genitalekzem haben, wenn

  • Du roten Ausschlag oder juckende Stellen auf deiner Haut im Genitalbereich hast
  • Deine Haut trocken oder verkrustet ist oder nässt
  • Du einen unangenehmen Ausfluss hast
  • Du Blasen, Geschwüre oder Abschuppungen im Genitalbereich hast

Die Ursache kann in einer allergischen Reaktion auf Textilien, Pflegeprodukte oder Medikamente liegen. Doch auch angestaute Nässe nach starkem Schwitzen, Reibung durch schlecht sitzende Kleidung oder Parasiten können ein Genitalekzem auslösen.

Was tun bei einem Genitalekzem?

Die Behandlung eines Genitalekzems hängt von seiner Ursache ab. Damit diese geklärt werden kann, solltest du dich an eine:n Hautärzt:in, Venerolog:in oder Gynäkolog:in wenden.

10. Vulvitis

Eine Vulvitis ist eine Entzündung der Vulva. Sie kann prinzipiell jede:n treffen, kommt jedoch häufiger bei Kindern und Menschen nach der Menopause vor. Bei ihnen sind die Östrogenspiegel niedriger, was einen Einfluss auf die Beschaffenheit der Haut an der Vulva hat.

Du könntest eine Vulvitis haben, wenn

  • Die Haut an deiner Vulva rot, geschwollen, verkrustet oder wund ist
  • Die Hautfalten um die Vaginalöffnung verklebt sind
  • Du ungewöhnlichen Ausfluss hast

Die Vulvitis kann durch eine allergische Reaktion mit Stoffen ausgelöst werden, die mit der Vulva in Berührung kommen. Dazu zählen etwa Textilien, Seifen und Duftstoffe. Aber auch Hauterkrankungen, Infektionen, Parasiten, Verletzungen und der Kontakt mit Urin und Stuhl können Auslöser sein.

Was tun gegen eine Vulvitis?

Bei Verdacht auf eine Vulvitis solltest du umgehend medizinische Hilfe in Anspruch nehmen. Sie oder er wird dir vermutlich eine kortisonhaltige Creme verschreiben.

Fazit: Wann solltest du dich an eine:n Ärzt:in wenden?

Ein gelegentliches, kurz anhaltendes Jucken ist kein Grund zur Sorge oder für einen Besuch bei deine:r Ärzt:in. Wenn das Jucken anhält, schlimmer wird oder zusammen mit anderen der oben beschriebenen Symptome auftritt, solltest du dich an eine:n Ärzt:in wenden.

Viele Ursachen für eine juckende Klitoris sind schnell behoben und haben keine langfristigen Folgen, wenn sie rechtzeitig behandelt werden. Nur in ganz seltenen Fällen steckt eine ernste Erkrankung hinter dem Jucken. Krebs an der Vulva beispielsweise betrifft nur etwa 4 von 100.000 Menschen mit einer Vulva.

War der Artikel hilfreich?

Weiter zur Quelle