10 verschiedene Vulva-Formen und warum Deine vollkommen normal ist
Klein, groß, lang, kurz – Vulven können so unterschiedliche Formen haben, dass wir hier nur einige aufzählen können
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Klein, groß, lang, kurz – Vulven können so unterschiedliche Formen haben, dass wir hier nur einige aufzählen können
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Als Vulva bezeichnet man die äußeren Genitalien von Menschen mit einer Vagina. Die Vagina wiederum ist Teil der inneren Geschlechtsorgane und von außen nicht sichtbar.
Sichtbar ist jedoch die Vaginalöffnung. Über ihr liegt die Harnröhrenöffnung, aus welcher der Urin kommt. Zusammen liegen beide Öffnungen im Scheidenvorhof, der von den inneren Vulvalippen umgeben wird.
An ihrem oberen Ende umschließend die inneren Vulvalippen die Klitoriseichel – den einzigen Teil der Klitoris, den man von außen sehen kann. Außen werden die inneren Vulvalippen von den äußeren Vulvalippen begrenzt.
Kein Teil der Vulva sieht bei allen Menschen gleich aus; ebenso wie keine zwei Menschen dieselbe Nase haben, haben keine zwei Menschen dieselbe Vulva. Deshalb könnten wir auch unmöglich das gesamte Spektrum der Vulvenvielfalt abdecken. Wir können dir aber die häufigsten Formen zeigen, in die Vulven unterteilt werden.
Sowohl in der Pornografie als auch in nicht pornografischen Darstellungen von Menschen mit einer Vulva sieht man diese Vulvaform am häufigsten: Weder die inneren Vulvalippen noch die Klitoriseichel sind zu sehen.
Gleichzeitig haben die äußeren Vulvalippen nur wenig Volumen und liegen eng am Schambein an. Man spricht häufig davon, dass die Vulva wie ein Brötchen aussieht.
Obwohl diese Vulvaform so omnipräsent ist, ist sie dennoch die seltenste unter den Vulvaformen.
Statt eng am Schambein anzuliegen, können die äußeren Vulvalippen deutlich länger und voluminöser sein. Dabei kann es vorkommen, dass die Vulvalippen sich prall anfühlen, sie können sich jedoch auch schlaff und dünn anfühlen.
Auch bei dieser Variante verbergen die äußeren die inneren Vulvalippen und die Klitoriseichel.
Die Länge der äußeren Vulvalippen unterliegt starken Variationen. In einer Studie haben Forscher:innen einen ersten Versuch unternommen, die Dimensionen einer „normalen“ Vulva zu beschreiben. Sie untersuchten dafür 657 Menschen weißer Hautfarbe im Alter zwischen 15 und 84 Jahren.
Die Länge der äußeren Vulvalippen von Venushügel bis zum Damm betrug zwischen 1,2 und 18 cm. Im Durchschnitt waren die äußeren Vulvalippen etwa 8 cm lang. Diese Studie erlaubt nur eine unvollständige Übersicht, da neben dem Alter und dem Gewicht auch die ethnische Zugehörigkeit einen Einfluss auf das Aussehen der Vulva hat.
Bei manchen Vulven sind die äußeren Vulvalippen so lang, dass sie aus der Unterhose rutschen können. Sie sind in der Regel nicht prall, sondern hängen eher lose herunter.
Aber nur weil diese Vulvalippen gerne abhängen und bisweilen auf Erkundungstour außerhalb der Unterhose gehen, macht das diese Vulvaform nicht schlechter als andere.
Zum Problem werden sie nur, wenn sie Schmerzen bereiten. Aufgrund ihrer Länge können sie sich beispielsweise beim Sex in die Vagina rollen, wo sie schmerzhaft eingeklemmt werden, was wiederum zu Gewebeschäden führen kann. Auch das Tragen enger Kleidung und Fahrradfahren können sie zu einer unangenehmen Erfahrung machen.
Wenn das bei dir der Fall ist, solltest du darüber mit deine:r Gynäkolog:in sprechen. Eventuell könnte eine Labioplastik – eine Verkleinerung der Vulvalippen – deinen Beschwerden Abhilfe verschaffen.
Bisher haben wir uns lediglich die äußeren Vulvalippen angeschaut. Bei 56 Prozent der Vulven sind jedoch nicht nur die äußeren, sondern auch die inneren Vulvalippen zu sehen.
Obwohl sie in der Mehrheit sind, schämen sich Menschen mit sichtbaren Vulvalippen überproportional häufig für das Aussehen ihrer Vulva.
Wie auch die äußeren kommen die inneren Vulvalippen in ganz unterschiedlichen Längen und Breiten daher. In der oben erwähnten Studie hatten die Untersuchten zwischen 0,5 und 10 cm lange Vulvalippen (gemessen von der Klitoriseichel bis zum Damm). Die Breite der inneren Vulvalippen betrug zwischen 0,1 und 6,1 cm.
Sichtbare innere Vulvalippen wiederum können ganz unterschiedliche Formen haben. Manchmal sind sie etwa länger und strecken sie frech ihre Köpfchen hervor. Bei Vulven mit offenen äußeren Vulvalippen liegen die äußeren Vulvalippen so eng am Schambein an, dass auch kurze innere Vulvalippen exponiert werden.
Statt nur sichtbar zu sein, können die inneren Vulvalippen auch zwischen den äußeren Vulvalippen heraushängen. Menschen mit einer solchen Vulva haben manchmal Schmerzen beim Tragen enger Kleidung, beim Sport oder beim Sex. Wie auch die äußeren können die inneren Vulvalippen eingeklemmt oder verdreht werden.
Bei Schmerzen könnte man auch in einem solchen Fall eine Labioplastik in Betracht ziehen. Bei den Vulvalippen handelt es sich jedoch um einen empfindlichen Körperteil mit vielen Nervenenden. Wie bei jedem chirurgischen Eingriff kann es zu Narbenbildung und Nervenschäden kommen. Darum sollte man gut darüber nachdenken, einen solchen Eingriff vorzunehmen.
In unserer Kultur wird die verschlossene, kleine Vulva nach wie vor bevorzugt. Sie lässt leicht vergessen, dass auch Menschen mit einer Vulva sexuelle Bedürfnisse haben – vor noch gar nicht so langer Zeit ging unter anderem Sigmund Freud davon aus, dass ein Mensch ohne Penis auch kein Begehren empfinden kann. Und wer nichts möchte, der kann schließlich auch nichts fehlen.
Die Realität sieht natürlich ganz anders aus. Deshalb wird es Zeit, auch die lässigen und weniger schüchternen Vulvalippen zu feiern, statt sie chirurgisch anzupassen.
Statt der inneren Vulvalippen kann auch nur die Klitorisvorhaut zwischen den äußeren Vulvalippen herausschauen. Wie oben beschrieben bedeckt die Klitorisvorhaut die Klitoriseichel. Ob die Vorhaut Teil der inneren Vulvalippen oder der Klitoris ist, ist umstritten.
Übrigens können nicht nur die Vulvalippen unterschiedliche Größen aufweisen. Auch die Klitoris kann größer oder kleiner als auf den Abbildungen ausfallen. Sofern sie nicht wehtut, juckt oder erst kürzlich angeschwollen ist, ist das vollkommen normal.
Die bereits erwähnte Studie vermaß auch die Klitoriseicheln. Diese waren zwischen 0,1 und 2,2 cm breit und zwischen 0,05 und 3,4 cm lang.
Bei manchen Menschen haben die äußeren Vulvalippen eine hufeisenähnliche Form. Sie treffen also am unteren Ende wieder aufeinander. Dadurch entsteht gewissermaßen ein Fenster, durch welches man die dahinter liegenden inneren Vulvalippen oder die Klitoriseichel sehen kann.
Perfekte Symmetrie ist ein künstlicher und kein natürlicher Zustand. So sehen etwa deine Gesichtshälften leicht unterschiedlich aus und vermutlich sind auch deine Brüste nicht gleich groß.
Auch die Vulvalippen können asymmetrisch sein. Während die äußeren Vulvalippen meist ähnliche Dimensionen aufweisen, ist eine innere Vulvalippe gerne mal länger als ihre Schwester. Solange die längere Vulvalippe nicht beim Sex oder Sport eingeklemmt oder verdreht wird, ist das aber kein Grund zur Sorge.
Sowohl die inneren als auch äußeren Vulvalippen sind typischerweise etwas dunkler als die umliegende Haut. Das liegt daran, dass die Haut der Vulvalippen über besonders viele Melanozyten verfügt. Melanozyten sind Hautzellen, die den Farbstoff Melanin produzieren.
Je mehr Melanin produziert wird, desto dunkler ist die Haut. Die Farbvariation bei Vulvalippen reicht von pink über lila und rot bis braun. Im Laufe der Jahre wird die Haut meist etwas dunkler.
Zu jeder Vulva gehören mehr oder weniger, dickere oder dünnere Intimhaare. Entgegen der weitläufigen Vorstellung sind diese nicht unhygienisch. Im Gegenteil: Wie auch bei Wimpern und Nasenhaaren bleiben schädliche Bakterien und Schmutzpartikel in ihnen hängen. Statt in die Vagina vordringen zu können, werden sie bei der nächsten Dusche einfach fortgespült.
Zudem machen Intimhaare den Sex angenehmer, denn die Reibung von Haut auf Haut kann ziemlich unangenehm werden. Obwohl viele Menschen eine haarlose Vulva ästhetischer finden, geht die Intimhaarentfernung häufig mit Verletzungen und einem nicht irrelevanten finanziellen Aufwand einher.
Wie du oben gelesen hast, sind einige Vulvaformen eher mit Scham verbunden als andere. Doch auch Menschen mit einer Vulva, die andere als ästhetisch beschreiben würden, können sich unwohl mit dem Aussehen ihrer Genitalien fühlen. Das ist auch kein Wunder, wenn weiterhin Wörter wie Schamlippen und Schamhaare Teile des normalen Sprachgebrauchs sind.
Während dieses unbegründete Schamgefühl schon Grund genug ist, offen über Vulven und ihre Vielfalt zu sprechen, gilt das erst recht für die potenziellen Folgen dieses Gefühls. Eine Studie aus dem Jahr 2010 hat untersucht, welche Verbindung es zwischen Körperwahrnehmung und Sexualität gibt.
Die Forscher:innen befragten dafür 217 US-amerikanische Student:innen und fanden heraus, dass ein höheres Maß an Unzufriedenheit mit dem Aussehen der eigenen Genitalien einherging mit weniger sexuellem Selbstbewusstsein, weniger Spaß am Sex und einer höheren Bereitschaft zu riskantem Verhalten im Zusammenhang mit Sex.
Solches riskantes Verhalten kann beispielsweise in ungeschütztem Sex bestehen, der die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung mit einer sexuell übertragbaren Krankheit erhöht und schwerwiegende gesundheitliche Folgen nach sich ziehen kann.
In der Studie sprechen die Forscher:innen von „Selbst-Objektifizierung“. Dahinter steckt die Idee, dass insbesondere Menschen mit Vulven sich selbst lediglich als Objekte oder einer Ansammlung von Eigenschaften betrachten, die primär der Verwendung durch andere Menschen dienen.
Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass Menschen mit solch einer schlechten Meinung von sich selbst weniger in der Lage sind, für ihre Bedürfnisse und ihr körperliches Wohl einzutreten.
Das macht Betroffene beispielsweise empfänglich gegenüber der Ausbeutung durch sexuelle Narzisst:innen und erhöht generell das Risiko, dass ihre mentale oder körperliche Gesundheit beeinträchtigt wird.
Deshalb ist es wichtig, immer wieder auf die Vielfalt hinzuweisen, in der Vulven vorkommen. Je mehr unterschiedliche Vulven wir sehen, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir uns unwohl mit dem Aussehen unserer eigenen Vulva fühlen und uns im Zuge dessen selbst abwerten.
Vulven kommen in ganz unterschiedlichen Formen, Größen, Farben und auch Gerüchen daher. Obwohl uns häufig nur rasierte, geschlossene Vulven präsentiert werden, ist jede Vulva normal.
Deine Vulva sieht vielleicht anders aus als die Abbildungen, doch solange sie nicht wehtut oder unangenehm riecht, ist auch deine Vulva vollkommen normal und vulva-schön.
Wenn du auf den Geschmack gekommen bist und dir anschauen möchtest, wie unterschiedlich echte Vulven aussehen können, dann schau in der virtuellen Ausstellung der Great Wall of Vulva vorbei. Für dieses Kunstwerk hat der Künstler Jamie McCartney Gipsabdrücke von 400 Vulven gemacht, die du dir alle anschauen kannst.
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