Was bedeutet Pangender?

Warum sich nur auf ein Geschlecht festlegen, wenn es doch so viele gibt?

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Mit ihrem Coming-Out-Song “I’m bisexual” erreichte Dodie bislang über sechs Millionen Menschen auf YouTube. Nun wurde der Text ein wenig umgedichtet, sodass die zweite Strophe jetzt so lautet:

“Have you heard of LGBTQ+?
Well I am the P in plus
I have a heart that could love plural genders
Yes I’m Pan, and I’m proud, to be me!”

Wenn Pangender also bereits ihren eigenen Song haben, dann wird es höchste Zeit, mehr über die Geschlechtsidentität zu erfahren.

Wofür steht der Begriff “Pangender”?

Wenn sich ein Mensch als “pangender” beschreibt, dann will er damit ausdrücken, dass er alle (oder jedenfalls sehr viele) Geschlechter in sich vereint. Ein Pangender empfindet sich also gleichzeitig als Mann sowie Frau und identifiziert sich zudem auch mit allen nicht-binären Gendern.

Dies kann so aussehen, dass eine pangender Person alle Geschlechter zur gleichen Zeit in sich spürt oder dass sich ihre Geschlechtsidentität aus Teilen aller Geschlechter zusammensetzt. Einige Pangender können zudem spielend und flexibel zwischen verschiedenen Geschlechtsidentitäten wechseln, womit sie dann auch genderfluid sind.

Zudem entscheiden sich Menschen für dieses Label, denen es einfach egal ist, in welche Geschlechterschublade sie eingeordnet werden, da sie sich allen Gendern in gewissem Maße zugehörig fühlen.

Mit welchen Geschlechtern identifiziert sich ein Pangender-Mensch beispielsweise?

  • Cismann, Cisfrau
  • Transgender
  • Bigender
  • Agender
  • Neutrois
  • Genderfluid
  • Scorpigender
  • Demigender; Demigirl, Demiboy
  • Trigender
  • Virgender
  • Xenogender

Gibt es auch Kritik an dem Begriff?

Im Jahre 2019 stellte Good-Morning-Britain-Moderator Piers Morgan die heikle Frage, ob es nicht eine Maximalanzahl von Genderidentitäten geben sollte. “Es gibt 100 verschiedene Genderidentitäten auf einer Liste der BBC. Einige davon sind Two Spirit, Polygender, Pangender, Neutrois, Intergender (..). Was bedeutet das alles?”, wunderte sich der Brite verwirrt und sprach sich dafür aus, nur drei Geschlechter in den Wortschatz aufzunehmen: männlich, weiblich und trans/etwas anderes. “Etwas anderes” habe aber viele weitere Ausprägungen, entgegnete ihm Benjamin Butterworth, der sich für das gesamte Spektrum an Genderidentitäten und eine individuelle Bezeichnung des eigenen Empfindens aussprach, was Piers Morgan dazu veranlasste sich als “Two Spirit Pinguin” zu bezeichnen.

Kritik wird also generell an der Masse an Geschlechteridentitäten geübt. Dies liegt einerseits daran, dass viele Menschen, die sich in der LGBTQ+ Szene gar nicht auskennen, nicht viel mit diesen Begriffen anfangen können; und selbst viele Transgender kennen nicht alle Bezeichnungen. Zudem werden viele Geschlechtsidentitäten sehr individuell ausgelegt, sodass der Eindruck entstehen könnte, dass eine Person sich einfach willkürlich eine Bezeichnung aussucht und diese dann nach Belieben auslegt. Durch die große Anzahl an Begrifflichkeiten, die freie Interpretation und die starke individuelle Note kann es schnell dazu kommen, dass einige Menschen sie nicht mehr ernst nehmen oder dass sie an Bedeutung verlieren.

Darüber hinaus gibt es auch Kritik an der Bezeichnung “pangender” selbst. So sei es im Grunde unmöglich, alle Geschlechter in sich zu vereinen, denn einige Genderidentitäten seien nur auf spezielle Gruppen zugeschnitten. So existieren etwa in verschiedenen Staaten sogenannte “Dritte Geschlechter”, beispielsweise die Hijra in Indien, Pakistan und Bangladesch oder die Two Spirits, die der indigenen Bevölkerung Nordamerikas entstammen. Bezeichnet sich nun etwa Otto Normalverbraucher aus Duisburg als Pangender und somit auch als Two Spirit, so wird dies von einigen kritischen Stimmen als rassistisch angesehen.

Häufig wird Pangender daher in dem Sinne verwendet, dass sich eine Person mit allen ihr bekannten und zu ihr passenden Geschlechtern identifiziert.

Ist pangender mit pansexuell gleichzusetzen?

Pansexuell bedeutet, dass ein Mensch sich eine sexuelle und/oder emotionale Beziehung mit allen Geschlechtern vorstellen kann. Bei der Suche nach (Sexual-)PartnerInnen sind pansexuelle Menschen also sozusagen geschlechtsblind. Folgendes könnten sie sich unter anderem vorstellen:

Im Gegensatz hierzu geht es bei Pangendern – wie bereits beschrieben – um die Geschlechtsidentität. Ein Pangender kann also pansexuell sein, muss es aber er nicht. Er/Sie kann auch einfach heterosexuell, homosexuell, bisexuell, polysexuell, asexuell etc. sein.

Fazit – Umarme das gesamte Gender-Spektrum

Du stehst in der Bäckerei und die Verkäuferin fragt Dich: “Junger Mann, was möchten Sie gerne haben?” Dann gehst Du nach Hause und hörst, wie sich hinter Dir zwei Mädels zuflüstern: “Die Hose von dem Mädchen sieht echt gut aus.” Deine Nachbarin grüßt Dich dahingegen mit Deinem genderneutralen Vornamen.

Wenn Dir all diese Bezeichnungen gut gefallen, Du also mit allen Pronomen und Namen, die für Dich gewählt werden, einverstanden bist und Dir auch egal ist, ob Deine Mitmenschen Dich als Mann, Frau, Transgender, Demigender usw. ansehen, dann könntest Du pangender sein. Ist das nicht großartig? So liegt Dir das gesamte Gender-Spektrum zu Füßen.

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