Macht Selbstbefriedigung blind? 13 Mythen der Masturbation und ob sie wahr sind
Wir stellen weit verbreitete Annahmen rund um den Solo-Sex auf den Prüfstand.
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Wir stellen weit verbreitete Annahmen rund um den Solo-Sex auf den Prüfstand.
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Die Masturbation ist voller Tabus und Unsicherheiten. Das inspiriert die Menschheit offenbar zu einer bemerkenswerten Vielfalt an Schauergeschichten. Die lösen wiederum warnende Appelle aus, die wir viel zu oft glauben und uns dann nicht mehr selbst befriedigen. Das ist heute kaum anders als früher. Zugegeben: Im Mittelalter machten natürlich ganz andere Legenden die Runde als im frühen 21. Jahrhundert.
Doch nach wie vor sind wir von Masturbationsmythen umgeben, deren Wahrheitsgehalt oft nicht gegeben ist. Andererseits zweifeln manche Menschen auch an bestimmten Wahrheiten. Das ist ganz schön verwirrend! Uns sind 13 Mythen aufgefallen, bei denen wir den gordischen Knoten lösen möchten.
Wenn es um Handjobs geht, ist das Thema Gesundheit nie weit entfernt.
Zu den Top-Mythen rund ums Hand anlegen zählt die vermeintlich schädigende Wirkung. Dies geht vor allem auf religiöse Interpretationen zurück. Ab etwa 1500 begann in Europa der Kampf gegen sexuelle Versuchungen, der bis weit in das 20. Jahrhundert hineinreichte und vorwiegend in streng religiösen und bürgerlichen Kreisen seine Wirkung entfaltete.
Selbstbefriedigung sollte demnach die Ursache von Krankheiten und Behinderungen aller Art sein, etwa Blindheit, Pocken und Tuberkulose. Alles, was nicht der Fortpflanzung diente, wurde verurteilt. Dass die Warnungen abschreckend gewesen sein dürften, ist nachvollziehbar. Immerhin waren die wahren Ursachen noch unbekannt und die wenigsten waren bereit, sich mit mächtigen Klerikern anzulegen.
“Sich selbst mit der Hand beschmutzen”
Schon das Wort Masturbation enthält einen abwertenden Charakter. Es ist eine Kombination aus den lateinischen Wörtern manus (Hand) und stuprare (schänden, entehren) und bedeutet “sich selbst mit der Hand beschmutzen”. Wir verwenden das Wort trotzdem, weil man es heute eher als positiv oder neutral wahrnimmt.
Spätestens seit dem medizinischen Fortschritt wissen wir, dass an solchen Geschichten nichts dran ist. Fakt ist: Für Blindheit gibt es viele Gründe, Masturbieren ist aber keiner davon.
Dieser Mythos ist: falsch.
Die Wissenschaft beweist, dass Solosex extrem gesund ist. Onanieren beugt zum Beispiel Prostatakrebs vor und aktiviert das Immunsystem. Die gesundheitlichen Vorteile bei sexuellen Vergnügungen haben wir schon einmal hier zusammengefasst.
Dieser Mythos ist: falsch.
Selbstbefriedigung ist zwar Safer Sex pur, doch ganz ungefährlich ist der Spaß leider nicht. Das Risiko geht von ungewöhnlichen Praktiken aus, die vor allem ältere Männer gern ausprobieren (wenn auch selten). Sogenannte autoerotische (Selbsttötungs)Unfälle sind leider real.
Oft kommt es zu Penisverletzungen, Stromunfällen und Strangulationen. Auch Berühmtheiten sind so bereits ums Leben gekommen. Dazu zählt etwa der US-Schauspieler David Carradine (“Kill Bill”). Er starb bei einer missglückten Atemkontrolle.
Dieser Mythos ist: teilweise wahr.
Gerade Frauen sind bei der Masturbation mit vielen Mythen konfrontiert, denn ihre Sexualität wird aus Tradition stigmatisiert.
Dieser Mythos ist weitverbreitet und zumindest auf Deutschland bezogen nicht ganz unwahr, wenn es nach den Daten von Statista geht. In einer Online-Umfrage wurde 1.303 Personen die Frage “Wie oft, wenn überhaupt, befriedigen Sie sich selbst?” gestellt.
Mit “Nie” antworteten doppelt so viele Frauen wie Männer, nämlich 24 Prozent. Bei den Optionen “mindestens mehrmals in der Woche” und “mehrmals im Monat” lagen hingegen die Männer mit großem Abstand vorn. Die Masturbations-Gap ist also real und sollte dringend von uns Ladys geschlossen werden. An der Libido liegt es allerdings selten. Viel wahrscheinlicher ist es, dass Scham und fehlende Aufklärung die Lust an sich selbst behindern.
Manche Frau hat Schwierigkeiten, zum Orgasmus zu kommen. Dann kann ein hochwertiges Sextoy eine Unterstützung sein.
Dieser Mythos ist: teilweise wahr.
Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass das Thema Orgasmus bei Frauen nicht ganz so einfach ist wie bei Männern. Früher gingen viele Menschen davon aus, dass die Frau höchstens bei der Penetration mit dem Penis kommen würde. Die Rede ist vom vaginalen Orgasmus, den aber tatsächlich nur wenige erleben können. Relativ neu ist hingegen der Mythos, dass es nur mit einem Vibrator klappt (wenn überhaupt).
Das ist aber ebenfalls nicht richtig: Zwar ermöglichen Vibratoren den Frauen, leichter den Höhepunkt zu erreichen, es geht aber auch mit reinem Handbetrieb. Dazu muss die Klitoris stimuliert werden. Das ist auch mit einem einzigen Finger möglich. Da der Vibrator trotzdem sehr hilfreich ist, können wir einen gewissen Wahrheitsgehalt nicht von der Hand weisen.
Dieser Mythos ist: teilweise wahr.
Frauen können in der Schwangerschaft genauso masturbieren, wie davor oder danach. Manche tun es sogar während der Geburt. Es hilft zum Beispiel dabei, die Schmerzen zu lindern oder die Hormone positiv zu beeinflussen.
Ein Orgasmus gilt übrigens als wehenfördernd und wird beim Überschreiten des Geburtstermins sogar von Hebammen empfohlen. Da die wehenfördernde Wirkung auch bei Risikopatientinnen für eine Frühgeburt gilt, empfehlen wir das Gespräch mit dem Frauenarzt.
Dieser Mythos ist: falsch.
Ja, es ist möglich, dass eine Frau auf diesem Weg unfruchtbar wird. Es ist aber – wie so oft – komplizierter. Das reine Masturbieren ist unproblematisch.
Das Risiko besteht vor allem für Frauen, die Sextoys teilen und sich so eventuell mit einer Geschlechtskrankheit anstecken. Chlamydien, die häufigsten sexuell übertragbaren Erreger, können diese Folge haben.
Es ist daher eine gute Idee, bei geteilten Sextoys Kondome zu verwenden und sie immer gründlich und hygienisch zu reinigen. Dabei hilft unter anderem ein Toycleaner.
Dieser Mythos ist: wahr.
Wer in sich keine Libido spürt, masturbiert meist auch nicht. Doch der Begriff der Frigidität ist inzwischen veraltet und wird heute eher abwertend verwendet. Daher können wir die Aussage so nicht stehen lassen. Abgesehen davon ist es vollkommen normal, dass nicht alle Menschen masturbieren. Das gilt für Frauen wie für Männer und ist in den meisten Fällen kein Symptom einer Störung. Im Gegenteil handelt es sich um eine natürliche Eigenschaft, die bei manchen einfach nur stärker ausgeprägt ist als bei anderen.
Dieser Mythos ist: falsch.
Auch Männer sind nicht davor gefeilt, falsche Ratschläge zu bekommen.
Pornosucht ist eine anerkannte Suchterkrankung, die fast immer mit Masturbation einhergeht. Die Betroffenen entwickeln mit der Zeit vielfältige Symptome, etwa Erektions- und Orgasmusstörungen. Außerdem sind sie oft so sehr an die krassen Inhalte der Filme gewöhnt, dass normaler Sex sie regelrecht langweilt.
Doch die gute Nachricht ist: Pornosucht lässt sich überwinden. Wer seinen Pornokonsum im Griff hat, muss allerdings nichts befürchten. Am besten ist es aber, vollständig auf Schmuddelfilmchen zu verzichten. Häufig bemerkt man die Sucht erst, wenn sie sich bereits verfestigt hat.
Dieser Mythos ist: wahr.
Die Fruchtbarkeit eines Mannes wird maßgeblich von der Qualität seines Spermas bestimmt. Auch die Anzahl der kleinen Schwimmer im Ejakulat ist entscheidend. Ein paar Millionen sollten es schon sein. Wer sexuell unersättlich ist und andauernd kommen möchte, muss allerdings davon ausgehen, dass der Spermienanteil pro Orgasmus sinkt und mit ihm die Fruchtbarkeit. Das liegt daran, dass die Spermienproduktion in den Hoden nicht so schnell hinterherkommt.
Aber keine Sorge: Dieser Effekt ist eher klein. Pärchen können bedenkenlos einmal am Tag Sex haben, wenn sie sich ein Kind wünschen. Ansonsten gilt, dass regelmäßiges Onanieren die Spermien eher frisch und munter hält.
Dieser Mythos ist: falsch.
Männer gehen offen mit dem Thema Selbstbefriedigung um und unterhalten sich in der Regel unbeschwert darüber. Manche besorgen es sich sogar in Gegenwart anderer Männer. Dass das Ganze auch in einem Wettbewerb münden kann, zeigt der “Masturbate-a-thon”.
Das Event findet jedes Jahr in Städten rund um die Welt statt, um die Tabus beim Masturbieren zu beseitigen. Siegen kann man unter anderem in den Kategorien “multiple Orgasmen” und “Ausdauer”. Die längste Ausdauer hatte bisher übrigens Masanobu Sato, der neun Stunden und dreiunddreißig Minuten durchhielt. An den Wettbewerben nehmen aber auch Frauen teil.
Dieser Mythos ist: wahr.
In diesem Abschnitt klären wir Mythen, die rund um die Partnerschaft auftauchen.
In manchen Beziehungen wünschen sich die Partner, dass der jeweils andere nicht masturbiert. Tut er es doch, wird das als Ausdruck der Unzufriedenheit gewertet. Frei nach dem Motto: Warum masturbiert er/sie noch, ich bin doch da?! Dabei sollte man die Onanie des Partners nicht als Konkurrenz zu sich sehen, sondern sie vielmehr begrüßen.
Anders als Sex dient sie nämlich vor allem der schnellen Entspannung. In unserer hektischen, arbeitsreichen Welt kann man davon nicht genug haben. Kommt der gemeinsame Sex allerdings zu kurz, ist es an der Zeit für ein klärendes Gespräch.
Dieser Mythos ist: falsch.
Wer guten Sex möchte, sollte es sich häufiger selbst machen. Frauen kommen durch Selfmade-Orgasmen auch mit ihrem Lover häufiger zum Höhepunkt. Männer halten hingegen länger durch, weil sie ihre Erregung besser unter Kontrolle haben. Darüber hinaus ist Selbstbefriedigung der Schlüssel zu mehr sexueller Kreativität sowie sexueller Entwicklung und daher immer eine gute Idee.
Dieser Mythos ist: wahr.
Die Masturbation ist voller Mythen. Diese betreffen vor allem die Gesundheit. Aber gruselige Krankheiten bekommst du davon bestimmt nicht, versprochen! Dennoch ist Aufklärung notwendig, denn manche Masturbationspraktik ist nicht ganz frei von Risiken. Das zeigen autoerotische Unfälle. Masturbieren ist ansonsten sehr gesund.
Insbesondere Frauen haben aber noch Nachholbedarf, um die Orgasm-Gap zu schließen. Sogar in der Schwangerschaft sollten sie das tun. Beim Stimulieren kann ein Vibrator helfen. Aber wenn du keine Lust hast, ist das natürlich auch völlig in Ordnung.
Männer sollten sich lieber nicht zu oft auf Pornos stürzen, um nicht den Spaß an echtem Sex zu verlieren. Sie profitieren aber wie alle Menschen von regelmäßigen Höhepunkten, die sie sich selbst schenken. Ob sie die im Rahmen eines Wettbewerbs erlangen möchten, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Oder sie tun es einfach nebenbei in der Beziehung, denn damit sind sie definitiv nicht allein. Klar ist, dass Masturbieren auch dem Partner gut tut, denn der Sex wird dadurch besser.
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