Vor welchen sexuell übertragbaren Infektionen schützen Kondome nicht zuverlässig?

Und woran erkennst du, ob du möglicherweise betroffen bist?

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Sex macht Freude und als vernünftige Person nutzt du bei Sex mit unbekannten Menschen selbstverständlich ein Kondom. Das ist doch eigentlich sicher, oder? Tatsächlich hat das Kondom einen Pearl Index von 2 – 12, wobei sich das lediglich auf die Sicherheit bezüglich einer ungewollten Schwangerschaft bezieht.

Viele von euch haben den Begriff wahrscheinlich schon einmal gehört und können ihn zuordnen, doch trotz zahlreicher Aufklärungskampagnen gibt es immer noch große Unsicherheit darüber, was Kondome leisten können und was nicht.

Fakt ist, dass rund 66 Prozent aller Geschlechtskrankheiten symptomlos verlaufen und die WHO bereits vor einigen Jahren Alarm bezüglich steigender Zahlen gegeben hat. Schauen wir uns doch einmal genaue ran, was die Lümmeltüte leisten kann und wo sie an ihre Grenzen kommt.

Körperflüssigkeiten vs. Hautkontakt – die Verbreitung ist entscheidend

Du weißt, dass du dich beim Kontakt mit Sperma oder Vaginalsekret mit Geschlechtskrankheiten anstecken kannst. Es gibt eine ganze Reihe von STI, die tatsächlich vor allem über Sekrete übertragen werden und vor denen das Kondom effektiv schützt. Die wohl bekannteste Erkrankung ist HIV und laut der deutschen Aidshilfe haben sich im Jahr 2020 rund 2000 Menschen in Deutschland neu mit der Erkrankung infiziert.

HIV wird durch Blut und Sperma übertragen, Körperflüssigkeiten, die beim Geschlechtsverkehr ausgetauscht werden können. Hiergegen hilft ein Kondom zuverlässig, der Speichel beim Küssen stellt keine Gefahr dar. Auf gleiche Weise werden nachfolgende Geschlechtskrankheiten übertragen:

  • HPV und HSV
  • Trichomoniasis
  • Chlamydien
  • Gonorrhoe
  • Hepatitis B

Vorausgesetzt, du verwendest Kondome korrekt, kannst du dich damit effektiv vor den oben genannten Geschlechtskrankheiten schützen.

Nun gibt es aber auch noch STI, die durch den Kontakt von Haut zu Haut übertragen werden und hier wird es schon schwieriger. Wenn der Mann ein Kondom über seinen Penis zieht, ist die Vagina weiterhin ungeschützt. Sie kommt in Kontakt mit den Händen, mit den Hoden, mit dem Schamhügel des Mannes und auch beim gleichgeschlechtlichen Sex lassen sich Haut-zu-Haut-Kontakte nie gänzlich ausschließen. Das kann zum Problem werden, denn nachfolgende STI sind auf diese Weise übertragbar:

  • HPV
  • Herpes Simplex
  • Syphilis
  • HIV
  • Molluscum Contagiosum

Doch keine Panik: Trotz der Möglichkeit, dass du bei Anwendung eines Kondoms mit einer STI angesteckt wirst, ist die Wirksamkeit von Kondomen hoch. Du kannst sie sogar noch steigern, indem du sie korrekt anwendest und auch einige weitere Faktoren beachtest!

Nicht das Kondom allein schützt vor STI

Einer der wichtigsten Faktoren bezüglich dem Schutz vor STI ist Aufklärung. Laut einer Umfrage kennen gerade einmal 46 % der befragten Personen die Krankheit Syphilis, bei Chlamydien sinkt die Zahl auf 10 %.

Wer keine Kenntnis über die Existenz von Geschlechtskrankheiten hat, kann sich natürlich auch nicht effektiv vor ihnen schützen.

Was viele Frauen und Männer nicht wissen ist, dass STI nicht nur beim reinen Geschlechtsverkehr übertragen werden können. Der Kontakt mit Scheidenflüssigkeit und Sperma an den Händen ist vor allem bei bakteriellen Geschlechtskrankheiten und jenen, die von Haut- zu- Haut übertragen werden, bereits ausreichend.

Werden Sexspielzeuge wie Vibratoren genutzt oder gar miteinander ausgetauscht, besteht zudem ein hohes Risiko für die Übertragung einer STI. Daher gelten beim Sex (unabhängig von den Geschlechterkonstellationen) ein paar wichtige Regeln, um die Sicherheit zu erhöhen:

  • Sexspielzeuge immer mit Kondom verwenden, wenn mehr als eine Person sie nutzen
  • Beim Oralverkehr ein Kondom oder Lecktuch benutzen
  • Lecktücher auch beim Rimming einsetzen
  • Idealerweise vor dem Date einen Test auf STI durchführen

Hab ich eine STI? Wie du erste Anzeichen erkennen kannst

Du hast Sex mit einer dir wenig bekannten Person gehabt und fühlst dich danach unsicher? Eine Umfrage unter sexuell aktiven Menschen hat ergeben, dass gerade einmal 72 Prozent der weiblichen Umfrageteilnehmerinnen ihre Ärztin oder ihren Arzt aufgesucht haben, als sie bei sich selbst Ansteckungsgefahr gesehen haben. Das ist zu wenig. Wenn du den Verdacht hast, dass beim letzten Sex etwas schief gegangen ist, vertraue dich unbedingt einer Ärztin oder einem Arzt an, denn es geht um deine Gesundheit.

Viele STI bleiben symptomlos, doch es gibt auch einige klare Anzeichen, dass da etwas im Argen liegen könnte.

Wenn beim Sex mit einer fremden Person das Kondom reißt, suche innerhalb kürzester Zeit deine Ärztin oder deinen Arzt auf, um möglicherweise prophylaktisch zu handeln. Das gilt insbesondere dann, wenn dein Gegenüber nachweislich an einer STI erkrankt ist.

Folgende Symptome solltest du immer ernstnehmen, denn sie können auf eine STI hindeuten:

  • Ausfluss und Blutungen: Wenn dir als Frau nach dem sexuellen Kontakt ungewöhnlicher (und oft unangenehm riechender) Ausfluss auffällt, ist das ein Zeichen für eine STI. Es könnte sich um Gonorrhöe, Chlamydien, Syphilis oder Trichomonaden handeln. Bei Männern ist Ausfluss aus dem Penis immer ein Signal, dass etwas nicht stimmt.
  • Juckreiz und Hautveränderungen: Bestimmt hast du die Werbeplakate mit der Aufschrift: “mein Date juckt mich noch”, schon einmal gelesen. Die Kampagne soll für Aufklärung bezüglich STI sorgen. Tatsächlich ist Juckreiz (nicht nur im Intimbereich) ein mögliches Anzeichen dafür, dass du dich mit einer Geschlechtskrankheit angesteckt hast. Vor allem wenn es “untenrum” juckt, suche deine Ärztin oder deinen Arzt auf.
  • Anzeichen einer Blasenentzündung: Du möchtest auf dem Klo am liebsten schreien, weil es beim Pinkeln so weh tut? Starker Harndrang, brennende Gefühle und Schmerzen sind klare Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmt. Es könnte eine STI dahinterstecken
  • Schmerzen im Bett: Der Unterleib tut dir weh, beim Analsex sticht und brennt es plötzlich und nach dem Oralverkehr fühlt sich dein Hals wund an? Solche Anzeichen können auf eine STI hindeuten, müssen aber nicht. Wenn du neue Beschwerden nach einem Date bemerkst, ist es sicherer, deine Ärztin oder deinen Arzt aufzusuchen.
  • Grippeartige Symptome: Wenn du nach deinem Date plötzlich Fieber, Husten und Halsschmerzen bekommst, denkst du wahrscheinlich erst einmal an Corona, eine Grippe oder eine simple Erkältung. In vielen Fällen ist das der Grund, doch auch STI können mit Gliederschmerzen, Muskelschmerzen und Fieber einhergehen. Denke zumindest einmal daran, wenn du einige Tage bis Wochen nach dem Sex plötzlich grippale Anzeichen bekommst, aber weder Corona noch eine ausgewachsene Influenza hast.

Das Fatale bei STI ist allerdings, dass die meisten von ihnen erst einmal gar keine Symptome auslösen. Vor allem HIV, Syphilis, Hepatitis A, B und C sowie HPV und Feigwarzen spürst du fast nicht und kannst sie dann an dritte Personen weitergeben. Um das zu verhindern ist es hilfreich, verantwortungsbewusst mit deinem Sexleben umzugehen.

Mehr Sicherheit mit Kondomen – so steigerst du den Effekt

Die Sicherheit von Kondomen hängt maßgeblich mit der Anwendung zusammen. Reißt das Verhüterli, sind fast immer Fehler beim Anziehen daran schuld, auch die falsche Größe kann das Gummi zum Problem werden lassen. Indem du das Kondom korrekt anwendest, erhöhst du die Sicherheit und kannst dich beim Sex besser entspannen.

Die richtige Kondomgröße

In jedem Supermarkt erhältst du Kondome, aber woher weißt du eigentlich, ob die Standardgröße wirklich zu dir passt? Eine Messung deines Penis kann dir klare Hinweise darauf geben, welche Lümmeltüte für dich perfekt ist. Wenn das Kondom zu groß ist, kann es abrutschen und damit ein erhöhtes Risiko darstellen. Ist das Kondom hingegen zu eng, kann es reißen und dann hast du wieder den Salat.

Die richtige Aufbewahrung

Mit einer Anwendungsrate von 45 % in Partnerschaften, ist das Kondom auf Platz 2 der am häufigsten genutzten Verhütungsmittel. Doch wo werden die Lümmeltüten aufbewahrt?

Leider sehr häufig an ungeeigneten Orten. Sie werden in den Geldbeutel gesteckt, liegen im Nachttisch zwischen Nagelfeilen, Scheren und spitzen Gegenständen oder im Handschuhfach des Autos, wo es viel zu warm ist.

Kondome gehören in eine Schachtel, an einen dunklen und halbwegs kühlen Ort. Du musst sie nicht im Kühlschrank lagern, aber auf der Fensterbank deines Südfensters haben sie auch nichts verloren.

Denke daran, immer wieder aufs Ablaufdatum zu schauen und Kondome auf keinen Fall zu nutzen, wenn sie abgelaufen sind.

Kaufe keine Billig-Gummis

Der Begriff “Billig-Gummis” bezieht sich weniger auf den Preis als vielmehr auf die Qualität. Wenn du auf Portalen wie Ebay und Co. schaust, kannst du Kondome schon für umgerechnet wenige Cent kaufen. Verzichte darauf, denn taugliche Verhütungsmittel müssen über eine DIN-Prüfnummer und das CE-Kennzeichen verfügen. Nur dann kannst du dir bei der Anwendung sicher sein.

Richtig anziehen ist die halbe Miete

Beim Öffnen der Kondompackung ist es wichtig, dass du nicht zur Schere greifst und die Verpackung auch nicht mit den Zähnen öffnest. Der richtige Zeitpunkt zum Überziehen ist gekommen, wenn dein Penis völlig steif ist. Wenn du nicht beschnitten bist, ziehst du die Vorhaut zurück und setzt das Kondom dann mit dem Abrollring auf die Eichel. Drücke das Reservoire zusammen und rolle es nun bis zum Schaft ab.

Achtung: Hast du das Kondom falsch herum aufgesetzt, drehe es nicht um, sondern entsorge es, da bereits Präejakulat an die Latexhülle gelangt sein könnte.

Nur mit dem richtigen Gleitgel nutzen

Gleitgel macht den Sex erst flutschig. Wenn du mit Kondom verhütest, brauchst du ein passendes Gleitgel, was die Oberfläche des Gummis nicht ruiniert. Gut geeignet sind wasserbasierte Gleitgele, denn sie sind für die Nutzung mit Kondomen ausgelegt. Verzichte hingegen auf ölhaltige- und silikonhaltige Gleitgele, sie können die Sicherheit des Kondoms gefährden.

Kondom korrekt ausziehen und entsorgen

Wenn du gekommen bist, ziehe das Kondom ab, bevor dein Penis schlaff wird. Halte es am Schaft fest und ziehe es dann vorsichtig herunter. Mache einen Knoten auf das Ende und drücke das Sperma ein wenig im Reservoire hin und her. So erkennst du, ob möglicherweise ein Riss im Kondom war. Falls nicht, wickele das Gummi in ein Taschentuch und entsorge es dann im Müll.

Schutz vor STI – kann der Test helfen?

Je mehr du über STI im Allgemeinen weißt und je genauer du deinen Gesundheitsstatus kennst, desto sicherer kannst du Sex haben. Du hast die Möglichkeit, dich anonym oder bei deiner Ärztin/deinem Arzt auf STI testen zu lassen. Wenn du sexuell aktiv bist, kannst du einmal im Jahr ein Screening durchführen lassen oder immer dann, wenn du deine*n Partner*in wechselst.

Wichtig ist außerdem, dass du deine*m Sexpartner*in klar mitteilst, dass dir STI wichtig sind und du diese vermeiden möchtest. Wenn du unterbewusst misstrauisch gegen eine Person bist, verzichte im Zweifel lieber auf Sex, denn es geht um deine Gesundheit.

Verantwortungsvoll Sex zu haben bedeutet auch, sich nicht nur mit dem Vergnügen zu beschäftigen, sondern auch mit ernsteren Themen. Hierzu gehören sexuell übertragbare Erkrankungen, die im schlimmsten Fall an andere weitergegeben werden.

Positiver Test auf STI trotz Kondom – was mache ich jetzt?

Wenn du positiv auf eine STI getestet wurdest, ist das erst einmal ein Schock. Versuche ruhig zu bleiben und suche dir direkt eine*n medizinischen Ansprechpartner*in, mit der*dem du in Ruhe über das Thema reden kannst. Je nach STI wird nun sofort die Behandlung eingeleitet.

Bei den meisten Infektionen ist die Behandlung schnell, schmerzfrei und komplikationslos.

Da du dich beim Sex angesteckt hast, ist es wichtig, dass du all deine Sexpartner*innen über den positiven Test informierst. Das mag am Anfang etwas peinlich sein, ist aber nur fair und wichtig. So kannst du verhindern, dass sich die oft unbemerkte Erkrankung weiter verbreitet, weil dein*e Sexpartner*innen auch mit anderen Sex haben.

Fazit: Kondome schützen, aber nicht zu 100 Prozent

Das Kondom ist eine sehr sichere Verhütungsmethode, kann aber nicht zu 100 Prozent vor STI schützen. Du kannst die Gefahr von Geschlechtskrankheiten deutlich reduzieren, indem du dich gründlich informierst, indem du Kondome immer korrekt anwendest und indem zur Verhütung für dich auch Lecktücher beim Oralverkehr dazugehören.

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