Hormonfreie Verhütungsmethoden: Diese Optionen stehen Dir zur Verfügung

Sag "bye bye" zur Pille!

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Hormonfreie-Verhuetungsmittel-Illustration
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Seit dem Aufkommen moderner Verhütungsmittel ist es deutlich einfacher geworden, ungewollte Schwangerschaften abzuwenden. Ein Grund zum Feiern, denn endlich dürfen wir Menschen mehr Kontrolle über unser Leben genießen! Leider hat man in Arztpraxen, Apotheken und Drogerien wirklich die Qual der Wahl: Inzwischen stehen Massen an Verhütungsmethoden zur Auswahl.

Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung greifen die Deutschen bevorzugt zur Pille, nämlich fast die Hälfte der sexuell aktiven Erwachsenen. Damit ist sie sogar einen Hauch gefragter als das Kondom.

Die Pille blickt bereits auf eine über 60-jährige Geschichte zurück und gilt als eines der zuverlässigsten Verhütungsmittel überhaupt. Sie wirkt sich auf den Hormonhaushalt der Frau aus und unterdrückt den Eisprung. Dasselbe gilt für andere hormonelle Verhütungsmittel wie das Verhütungspflaster, die Dreimonatsspritze oder der Vaginalring.

Leider können hormonelle Verhütungsmittel erhebliche Nebenwirkungen wie Depressionen, Libidoverlust oder ein erhöhtes Thromboserisiko haben. Die Comedienne Carolin Kebekus bringt das Problem mit der Pille auf den Punkt und weist auf weitere, in der Gesellschaft noch weitgehend unbekannte Nachteile hin.

Vielleicht fragst Du Dich jetzt entsetzt, ob es nicht gute Alternativen zur Verhütung auf Hormonbasis gibt. Glücklicherweise gibt es die: Wir stellen Dir später eine Auswahl hormonfreier Verhütungsmethoden vor. Doch vorher solltest Du mehr über eine wichtige Vergleichszahl erfahren.

Der Pearl-Index und seine Bedeutung

Bist Du auf der Suche nach einem neuen Verhütungsmittel, musst Du den Pearl-Index kennen. Er ist die wichtigste Maßzahl, denn er gibt Dir Aufschluss über die Wirksamkeit. Nur mit diesem Wert lässt sich abschätzen, wie sicher diese Verhütungsart ist. Ein niedriger Wert steht für eine zuverlässige Methode und ein hoher Wert für eine unzuverlässige.

Zum Verdeutlichen folgt ein Blick auf zwei Extreme im Spektrum des Index: Die sehr sichere Antibabypille hat einen Pearl-Index von 0,1 bis 0,9. Verzichtest Du beim Sex vollständig auf Verhütung, liegt er hingegen bei satten 85.

Den Pearl-Index verstehen

Werte wie diese kommen nicht zufällig zustande und sie sind auch nicht das Ergebnis einer komplizierten Rechnung. Im Gegenteil geben sie nur wieder, bei wie vielen Frauen trotz korrekter Anwendung eine Schwangerschaft zu erwarten ist – und zwar pro Jahr.

Die Antibabypille (Pearl-Index 0,1 bis 0,9) wird jährlich bei einer bis neun von 1.000 Frauen versagen, das heißt in 0,1 bis 0,9 Prozent der Fälle. Fruchtbare Frauen, die gar nicht verhüten (Pearl-Index 85), werden im gleichen Zeitraum in 85 von 100 Fällen schwanger.

Natürlich geht man von Frauen aus, die noch fruchtbar sind. Mit dem Alter verändert sich die Fruchtbarkeit und mit ihr der Pearl-Index. Individuelle Wahrscheinlichkeiten sind allerdings nicht abgebildet, der Wert orientiert sich allein am statistischen Mittel.

Bei erwachsenen Männern verhält es sich anders, denn das Alter ist nicht der entscheidende Faktor für die männliche Fruchtbarkeit, sondern allein die Spermienqualität.

Empfehlenswerter Pearl-Index

Das geringste Risiko, schwanger zu werden, liegt bei einem Pearl-Index von unter 1. Doch Werte unter 5 gelten noch als günstig. Beachte, dass es trotzdem keine zu 100 Prozent wirksame Verhütungsmethode gibt, denn selbst die beste kann versagen. Sieh den Wert daher als groben Anhaltspunkt und keinesfalls als Garantie.

Hormonfreie Verhütungsmittel und der Pearl-Index

Die Indices der unten aufgeführten hormonfreien Methoden zur Verhütung liegen zwischen 0,1 und 25. Obwohl hormonelle Wirkstoffe wie die Pille nicht Deine einzige Option sind, um von einem erstklassigen Pearl-Wert zu profitieren, schneiden die Alternativen oft schlechter ab. Manchmal ist es sinnvoll, zwei Varianten zu kombinieren.

Geschlechtskrankheiten und Verhütungsmittel

Wer sich über Verhütungsmittel informiert, möchte in der Regel nicht nur Schwangerschaften, sondern auch Geschlechtskrankheiten vermeiden. Beides gleichzeitig können tatsächlich nur zwei Verhütungsmittel leisten, die jedoch hormonfrei sind: Kondome und Femidome. Es gibt übrigens noch andere Gründe, warum Du ein Kondom benutzen solltest. Einige davon treffen auch auf Femidome zu.

9 Hormonfreie Verhütungsmethoden, die jeder kennen sollte

In diesem Abschnitt stellen wir Dir eine Auswahl an Verhütungsmitteln vor, die ohne Hormone wirken. Du erfährst unter anderem ihren Pearl-Index und welche Kosten ungefähr auf Dich zukommen. Natürlich klären wir Dich auch über die Funktionsweise, die Handhabung und eventuelle Nebenwirkungen auf.

Kostenübernahme durch die Krankenkassen

Verhütungsmittel werden in Deutschland fast nie von den Krankenkassen übernommen. Gute Chancen hast Du nur, wenn die Methode Deiner Wahl verschreibungspflichtig ist und Du jünger als 23 bist. Wer älter ist, muss sie grundsätzlich aus eigener Tasche bezahlen.

1. Kondome und Femidome

Das Kondom kommt über den Penis, das Femidom führt sich die Frau in ihre Vagina ein. Dabei wird ein zweiter Ring über den Muttermund gestülpt. Wichtig: Niemals Kondom und Femidom zusammen benutzen!

Das Verhüterli für den Mann zeichnet sich durch eine einfache Handhabung, ein preiswertes Überangebot an jeder Ecke und kaum vorhandene Nebenwirkungen aus. Manche Menschen haben eine Latexallergie, doch es gibt auch Produkte aus anderen Materialien.

Femidome erhältst Du im Internet. Sie sind teurer als Kondome und etwas komplizierter. Dennoch stellen sie eine heiße Empfehlung für Frauen dar, die sich vor dem heimlichen Entfernen des Kondoms durch Sexpartner fürchten, dem sogenannten Stealthing. Der Mann kann es (fast) nicht unbemerkt aus Dir herausziehen, wobei Femidome so gut wie Kondome vor Geschlechtskrankheiten schützen.

Pearl-Index: 2 bis 12 (Kondom) / 5 bis 25 (Femidom)
Methode: Barriere
Kosten: ab wenigen Cent (Kondom) oder Euro (Femidom)
Mögliche Nebenwirkungen: keine

2. Diaphragma mit Verhütungsgel

Diaphragma-mit-Verhuetungsgel

Ein Diaphragma hindert Spermien daran, in die Gebärmutter zu gelangen. Du legst es vor dem Sex über Deinen Muttermund und entfernst es nach frühestens acht Stunden wieder (bei korrektem Sitz ist nichts zu spüren!). Das Verhütungsgel lähmt die Spermien und verstärkt so die Wirksamkeit. Das Diaphragma kannst Du bei guter Pflege ein bis zwei Jahre verwenden.

Damit es die richtige Größe hat und richtig sitzt, sollte Dir jemand mit Erfahrung bei der Anpassung helfen. Tückisch ist, dass mit der Zeit eine andere Größe erforderlich sein kann, etwa nach einer Geburt. Die Handhabung ist jedoch denkbar einfach. Bis es rund läuft, brauchen die meisten Frauen allerdings Übung.

Pearl-Index: 1 bis 20
Methoden: Barriere und chemisch
Kosten: ab 30 Euro (Diaphragma); ab 8 Euro (Gel)
Mögliche Nebenwirkungen: allergische Reaktion, brennendes Gefühl

3. FemCap oder Portiokappe

Die Portiokappe ist dem Diaphragma sehr ähnlich, sie sitzt aber fester am Muttermund, da sie sich regelrecht festsaugt. Es ist nicht nötig, ein Verhütungsgel zu nutzen. Doch die vergleichsweise geringe Zuverlässigkeit solltest Du mit Spermiziden erhöhen.

Verhütungskappen passen leider nur auf “normgerechte” Muttermünder. Frauen im Wochenbett, mit einer Senkung der Gebärmutter oder Gebärmutter-Fehlbildungen benötigen eine Alternative.

Pearl-Index: 6
Methode: Barriere
Kosten: ab 50 Euro
Mögliche Nebenwirkungen: normalerweise keine

4. Spermizide

Spermizide gibt es schon seit dem Altertum. Frauen führten damals Mullbinden mit zerriebenen Akazienblättern und Honig in ihre Vagina ein. Heute kannst Du einfach ein Schaumzäpfchen oder Spermizid-Gel nutzen. Die enthaltenen Wirkstoffe töten Spermien ab. Dazu muss das Spermizid in einem bestimmten Zeitfenster vor dem Sex eingeführt werden. Es wirkt bis zu zwei Stunden.

Der Pearl-Index ist oft ungünstig, doch in Kombination mit einer FemCap stellen Spermizide eine echte Empfehlung dar. Achtung: Es gibt einige Risiken und Nebenwirkungen.

Pearl-Index: 3 bis 21
Methode: Chemisch
Kosten: ab 7 Euro pro Tube
Mögliche Nebenwirkungen: (Schleim-)Hautreizungen, Brennen, Jucken

5. Verhütungsschwamm

Auch der Verhütungsschwamm blickt auf eine lange Tradition zurück, denn schon Kleopatra soll ihn genutzt haben. Man muss nur ein ausreichend großes Stück an die richtige Stelle in die Vagina einsetzen, damit es das Sperma aufsaugt. An diesem simplen Prinzip hat sich bis heute trotzdem einiges geändert: Die Schwämme sind nun meist mit einem Spermizid getränkt. Ohne zusätzlichen chemischen Wirkstoff ist die Wirksamkeit nur sehr gering.

Pearl-Index: 5 bis 10
Methode: Barriere und chemisch
Kosten: ab 50 Cent/Stück
Mögliche Nebenwirkungen: allergische Reaktionen, erhöhtes Infektionsrisiko, toxisches Schocksyndrom

6. Kupferspirale und andere Kupfer-Verhütungsmittel

Kupferspirale

Die Kupferspirale ist ein T-förmiges, mit Kupferdraht umwickeltes Stäbchen aus Kunststoff. Es liegt in der Gebärmutterhöhle und gibt kontinuierlich Kupfer-Ionen ab. Diese verändern die Schleimhäute und schädigen Spermien, sodass in Vorankommen verhindert wird. Sollte doch ein Spermium zur reifen Eizelle gelangen, verhindert sie ihr Einnisten.

Die Kupferspirale ist nach Pille und Kondom das drittbeliebteste Verhütungsmittel in Deutschland. Es macht kaum Mühe und eine Schwangerschaft ist sofort nach dem Absetzen möglich. Möchtest Du die Methode anwenden, muss Deine Frauenärztin die Kupferspirale einlegen. Die Wirkung hält bis zu fünf Jahre an. Alle sechs Monate ist eine Kontrolle per Ultraschall erforderlich.

Es gibt darüber hinaus Kupferketten, Kupferbälle und Kupfer-Gold-Spiralen. Diese Verhütungsmittel lassen sich auch noch kurze Zeit nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr einsetzen, quasi als hormonfreie “Pille danach”.

Pearl-Index: 0,3 bis 0,8
Methode: Chemisch
Kosten: ab 300 Euro (inklusive Einsetzen)
Mögliche Nebenwirkungen: Entzündungen, Verletzungen, verlängerte oder verstärkte Regelblutungen

7. Sterilisation und Vasektomie

In einer Operation lassen sich Ei- und Samenleiter durchtrennen oder abklemmen, was für dauerhafte Unfruchtbarkeit sorgt. Bei Frauen spricht man von Sterilisation und beim Mann von Vasektomie. Die Durchführung beim Mann ist deutlich unkomplizierter, günstiger und ärmer an Nebenwirkungen. Dennoch lassen sich mehr Frauen sterilisieren. Bei ihnen ist eine Vollnarkose erforderlich (beim Mann nicht).

Insbesondere Frauen unter 30 und ohne Kinderwunsch machen die Erfahrung, dass die OP abgelehnt wird. Die Begründung: Die Einstellung zum Kinderwunsch könnte sich noch ändern. Die Sterilisation ist aber normalerweise irreparabel. Ausnahmen werden meist nur für Frauen gemacht, deren Familienplanung abgeschlossen ist oder die aus gesundheitlichen Gründen nicht schwanger werden sollten.

Pearl-Index: 0,1
Methode: Operativ
Kosten: ab 500 Euro (Mann), ab 600 Euro (Frau)
Mögliche Nebenwirkungen: u. a. Infektionen, Nachblutungen, Schmerzen; bei Frauen: vorzeitiger Beginn der Wechseljahre

8. Coitus interruptus

Beim Coitus interruptus ejakuliert der Mann nicht in die Vagina. Das Sperma sollte also theoretisch nicht in Kontakt mit einer Eizelle kommen. Setzt ihr beim Sex kurz vor seinem Orgasmus auf diese Methode, besteht leider trotzdem ein hohes Risiko für eine Schwangerschaft.

In der Praxis verlieren Männer schon vor dem Höhepunkt kleinere Mengen Sperma. Die Rede ist vom Lusttropfen. Da der tatsächlich in der Lage ist, eine Frau zu schwängern, ist die Methode zur Verhütung eher ungeeignet.

Pearl-Index: 4 bis 20
Methode: mechanisch
Kosten: keine
Mögliche Nebenwirkungen: keine

9. Natürliche Familienplanung (NFP)

Natuerliche-Familienplanung-NFP

Bei der NFP setzt sich eine Frau intensiv mit den Signalen ihres Körpers auseinander, um die Zeichen ihres Eisprungs zu erkennen. Die sind oft reichlich vorhanden, wobei das Erkennen viel Übung und Erfahrung erfordert. Für Anfängerinnen ist die Methode also eher ungeeignet. So verändern sich unter anderem folgende Parameter, die für die Verhütung relevant sind:

  • Zyklustag
  • Körpertemperatur
  • Zervixschleim
  • Muttermund
  • Stimmung
  • Nähebedürfnis
  • Sexuelle Lust
  • Schmerzen
  • (Schmier-)Blutungen

Mit anhaltender Selbstbeobachtung und Dokumentation lässt sich der Eisprung recht zuverlässig erkennen. Möchtest Du die hormonfreie Verhütungsmethode anwenden, setzt Du an Deinen fruchtbaren Tagen mit dem Sex aus oder greifst zu Kondomen, dem Diaphragma oder Spermiziden. Die Wirksamkeit der Methode ist fast so effektiv wie die der Pille, obwohl Du keine Hormone, Chemikalien oder Operationen brauchst. Positiver Nebeneffekt: Du lernst Deine Weiblichkeit kennen.

Pearl-Index: 0,4 bis 1,8
Methode: mechanisch
Kosten: keine
Mögliche Nebenwirkungen: keine

Wichtige Infos zum Mitnehmen

Du hast nun viele hormonfreie Verhütungsmethoden kennengelernt, wobei die meisten von Frauen angewendet werden müssen. Laut Pearl-Index, dem wichtigsten Instrument zum Einschätzen der Wirksamkeit, können einige der zur Verfügung stehenden Optionen locker mit der Pille mithalten.

Die Kupferspirale, die Sterilisation/Vasektomie und die natürliche Familienplanung sind die drei sichersten Verhütungsmethoden ohne Hormone. Dabei ist NFP die einzige, die aus unserer Sicht nicht nur verhütet, sondern weitere große Vorteile hat. Die unsicherste Variante ist der Coitus interruptus: Der ist mit russischem Roulette vergleichbar.

Es gibt übrigens weitere Wege, mit denen Du voll auf Deine Kosten kommst, ohne eine Schwangerschaft zu riskieren. Pärchen sollten Dry Humping ausprobieren oder auf die beliebten Klassiker Cunnilingus und Blow Jobs ausweichen. Zwar konnten wir keine Zahlen finden, doch der Pearl-Index bei Analsex dürfte ebenfalls gegen Null gehen.

Singles bleibt immerhin die gute, alte Selbstbefriedigung. Anregungen gefällig? Erotische Filme und Serien versetzen Dich in die richtige Stimmung, während Sexspielzeug Deiner Solo-Nummer das gewisse Etwas verleiht.

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