Fußfetisch: alles, was Du über die Liebe zu Füßen wissen musst
Bringen auch Dich wohlgeformte Zehen, seidige Strümpfe oder eine intensive Geruchsnote um den Verstand?
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Bringen auch Dich wohlgeformte Zehen, seidige Strümpfe oder eine intensive Geruchsnote um den Verstand?
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Die Liste sexueller Vorlieben ist lang: Exhibitionismus, Cunnilingus, Gruppensex im Swingerclub, Pegging, Snowballing… Manchmal beziehen sich erotische Präferenzen auch gar nicht auf bestimmte Praktiken oder Stellungen, sondern auf eine bestimmte Gruppe von Menschen.
So stehen gynosexuelle Personen vor allem auf sehr feminine Menschen, egal welches Geburtsgeschlecht diese aufweisen. Wer skoliosexuell ist, fühlt sich zu nicht-binären und trans* Personen hingezogen.
Sexuelle Vorlieben können aber auch derart von der Norm abweichen, dass sie sogar als “Störungen der Sexualpräferenz” oder als “Paraphilie” eingestuft werden. Hierzu zählen beispielsweise fetischistische Neigungen, also sexuelle Vorlieben, die sich auf leblose Objekte oder nicht-geschlechtliche Körperteile beziehen.
Ein sehr häufig vorkommender Fetisch ist der sogenannte Fußfetisch. Wie der Name schon sagt, stehen hierbei grazile Füße, schön geformte Zehen, das sogenannte Fußdekolleté, ein würziger Fußgeruch und viele weitere Aspekte rund um menschliche Füße im Vordergrund. Was genau es mit diesem Fetisch auf sich hat und ob wirklich von einer “Störung” gesprochen werden kann, klären wir in diesem Artikel.
“Podophilie oder Fußfetischismus bedeutet, dass eine Person durch Füße oder Teile von Füßen wie etwa Zehen sexuell erregt wird”, erklärt Katie Lasson, klinische Sexologin und Beziehungsratgeberin. “Eine Person mit einem Fußfetisch mag es vielleicht, sich Fotos von Füßen anzuschauen oder an sexuellen Spielchen teilzunehmen, die Füße oder Praktiken wie Toe-Sucking einschließen”.
Warum genau es zu einer solchen Fokussierung auf Füße kommt, ist übrigens nicht abschließend geklärt. “Es gibt nicht den einen Grund, warum eine Person einen Fußfetisch entwickelt”, so Lasson. “Die Gründe variieren von Mensch zu Mensch. Freud glaubte, dass ein Fußfetisch dadurch zustande kommt, dass eine Person Zehen als Verlängerung oder Ersatz des Penis ansieht.”
Über die Jahre hätten sich jedoch viele Theorien entwickelt, die alle versuchten, die Gründe für einen Fußfetisch zu erklären. Sexueller Instinkt, verhaltensbezogene Faktoren, Sozialisation oder kulturelle Faktoren – diese und viele weitere Erklärungsversuche seien laut Lasson im Verlaufe der Zeit aufgetaucht.
Andere Sichtweisen beziehen sich etwa auf die Lage bestimmter Hirnareale. So liegt das limbische System, welches für sexuelle Erregung zuständig ist, sehr nah an dem Teil der sensomotorischen Cortex, welcher bei Berührungen unserer Füße aktiviert wird. Einige Wissenschaftler gehen daher davon aus, dass die Verknüpfung der beiden Areale bei manchen Menschen zu “Übersprungsreaktionen” führt.
Wieder andere Experten sehen einen Zusammenhang darin, dass evolutionsbiologisch betrachtet kleine Frauenfüße einen hohen Östrogenspiegel anzeigten. Durch das Betrachten der Füße ihrer Angebeteten konnten Männer also feststellen, ob diese besonders fruchtbar sind. Dieser Gedanke solle bei manchen Herren unterbewusst auch heutzutage immer noch eine Rolle spielen.
Tatsächlich bewiesen ist aber keine dieser Theorien. Warum sich ein Fußfetisch entwickelt, bleibt also weiterhin ein Mysterium. Unter Umständen ist es auch einfach der Reiz, eine häufig verdeckte, quasi geheime Körperstelle, die von vielen Menschen eher ignoriert oder sogar abgelehnt wird, zu berühren. Dank der vielen Nervenbahnen sind Füße zudem eine höchst reizbare erogene Zone. Was denkst Du?
Kommt ein Fußfetisch häufig vor?
Laut einer Untersuchung aus dem Jahre 2007, im Rahmen derer 381 online Diskussionsforen zum Thema “Fetisch” und somit Beiträge von etwa 5000 Männern und Frauen näher beleuchtet wurden, stellten Füße und Dinge, die mit Füßen in Verbindung stehen wie etwa Schuhe, zu den häufigsten sexuellen Vorlieben. Generell stellten Präferenzen für Körperteile mit 33 % die größte Fetisch-Gruppe dar.
Eine repräsentative Studie aus den USA legte offen, dass 25,6 % der Männer und 10,9 % der Frauen schon mal an den Füßen ihres Partners/ihrer Partnerin gesaugt oder geleckt haben. In einer Online-Umfrage mit über 4000 TeilnehmerInnen berichteten 14 % der Befragten, dass sie bereits sexuelle Fantasien über Füße oder Zehen hatten.
Ein Fußfetisch ist also ein relativ häufiger Kink, für den Du Dich sicherlich nicht schämen musst.
Alexander, um die 40 Jahre alt, erzählt in “Deutschlandfunk Kultur” von seinem Faible für gepflegte Füße. Er werde gern von Füßen gestreichelt, so der Fußliebhaber. Andererseits liebe er es auch, den Geruch von Füßen einzusaugen. Außerdem setze er diese gern in Szene, beispielsweise mithilfe von Ballerinas oder Feinstrumpfhosen. Alexander hat sogar extra einen Volkshochschulkurs zum Thema “Fußreflexzonenmassage” belegt, damit er einen guten Vorwand hat, die Füße seiner Partnerin zu liebkosen. Besonders möge er es zudem, wenn ein Tattoo durch den Seidenstrumpf hindurchscheint.
Aus einer komplett anderen Sicht blickt Domina Susanna auf Fußfetischisten, denn sie stellte schon oft das Objekt der Begierde für viele Liebhaber reizvoller Fußarbeit dar. “Was mach ich mit einem Fußfetischisten? Es gibt Fußfetischisten, die den bestrumpften Fuß mögen. Es gibt welche, die bei Netzstrümpfen wie bei Sandra komplett schwach werden. Dann gibt es denjenigen, der den nackten Fuß möchte; der den nackten Fuß spüren möchte auf seiner Haut, in seinem Gesicht, auf seinem Körper, in seinen Händen. Der ihn küssen möchte, lecken möchte, riechen möchte. Der genussvoll wie ein kleines Baby an den Zehen nuckelt und im siebten Himmel ist dabei.” Auch das leichte Treten gegen die Hoden sei ein wahnsinnig erotisches Szenario für manche Fußliebhaber, so die Domina.
Übrigens kann es beim Fußfetisch auch mal ein wenig schmutzig zugehen: “Jeder stellt sich das immer vor, dass der Fußfetisch mit wunderschönen Zehen und lackierten Zehennägeln etc. ist. Es gibt sehr wohl diejenigen Fußfetischliebhaber, die auf nicht gepflegte Füße stehen, wenn der Nagellack abgeplatzt ist. Die lieben es, die Füße der Herrin zu pflegen, sie zu waschen, sie zu maniküren”, plaudert Susanna aus dem Nähkästchen.
“Fußfetischismus hat viele Gesichter”, erklärt Dr. Sarah Melancon, Soziologin und Sexologin. “Manche Fußfetischisten stehen generell auf alles, was mit Füßen zusammenhängt, und lieben verschiedenste Szenarien. Andere fokussieren sich dahingegen auf bestimmte Aspekte. Hierzu zählt etwa die “Fuß-Verehrung”, also die Würdigung der Schönheit von Füßen. Die Verehrung kann sich auf den gesamten Fuß beziehen oder nur auf einzelne Teile wie Zehen, Zehennägel, Fersen, Fußgewölbe etc. Auch Knöchel, Zehenringe etc. können eine Rolle spielen.”
Als weitere Beispiele für Spielarten von Fußfetischismus nennt Melancon Fuß-BDSM, Footjobs oder Schuhe. Auch der Geruch, Geschmack sowie das Gefühl beim Berühren von Füßen rufe in vielen Fetischisten Erregung hervor. “Ein Fußfetisch wird manchmal auch mit anderen Fantasien oder Kinks kombiniert. Wenn jemand zum Beispiel dazu “gezwungen” wird, die Füße seines Herrn abzulecken, dann ist dies eine Kombination aus Rollenspiel, Dominanz und Fußfetisch”, erläutert die erfahrene Sexpertin.
Wie oben bereits erwähnt ist ein Fußfetisch ein recht häufiger Kink. Wenn Du also auf Füße stehst und dieser Vorliebe frönst, indem Du Deinem Partner/Deiner Partnerin beispielsweise eine Fußmassage verpasst, dann ist daran nichts Verwerfliches zu erkennen.
Hellhörig solltest Du nur werden, wenn Dein Fetisch Dein komplettes Leben bestimmt und Du keine erfüllende Sexualität mehr erleben kannst, ohne an Füße zu denken. Außerdem besteht Anlass zur Sorge, wenn Du anderen Menschen Deine Vorliebe aufdrängst, obwohl sie es erkennbar nicht mögen, mit Füßen in Kontakt zu kommen oder an ihren eigenen Füßen berührt zu werden. Wenn Deine sexuelle Präferenz also Dein Leben oder das Leben anderer belastet, dann kann sich ein harmloser Fußfetisch in eine “Störung des Sexualverhaltens” verwandeln. In diesem Falle solltest Du einen Psychologen oder eine Paraphilie- oder Sexualmedizin-Ambulanz aufsuchen.
“Der beste Weg, einen sexuellen Fetisch mit dem Partner zu diskutieren, ist einfach damit rauszurücken. Reiße das Pflaster einfach ganz schnell ab und erzähle offen von deinen Vorlieben”, rät Katie Lasson. “Je mehr du es in dich hineinfrisst, desto größer wird das Problem in deinem Kopf. Rücke einfach heraus mit der Sprache und warte ab, wie dein Gegenüber reagiert. Wenn dein Partner/deine Partnerin dich liebt und du ihm/ihr etwas bedeutest, dann wird er/sie wollen, dass du über derartige Dinge offen sprichst.”
Einen etwas vorsichtigeren Weg schlägt Sarah Melancon vor: “Eröffne eine Konversation über sexuelle Vorlieben im Allgemeinen. Fokussiere dich also nicht sofort auf deinen Fußfetisch. So dreht sich das Gespräch über euer beider Vorlieben. Dies kann dazu führen, dass dein Partner/deine Partnerin offener für deine Wünsche ist. Hebe außerdem hervor, was in eurem Sexleben gerade gut läuft, denn dein Gegenüber könnte verletzt werden oder auf Verteidigung schalten, wenn du gleich mit negativen Formulierungen darüber, was du vermisst oder was falsch ist, einsteigst. Gehe mehr mit der Einstellung einer “Entdeckungsreise” oder einer “Vertiefung eurer Intimität” an die Sache heran. Dies wirkt einladender auf deinen Partner/deine Partnerin.”
Schließlich empfiehlt Melancon auch, offen über das “Warum” hinter Deinem Fetisch zu sprechen. Sage beispielsweise, dass Du Dich hierdurch “geliebt, akzeptiert, unterwürfig, stark, einmalig etc.” fühlst. Vielleicht hängt Dein Fußfetisch auch mit “unterschwelligen Ängsten, Hoffnungen oder Träumen” zusammen. “Wenn dein Partner/deine Partnerin versteht, was sich hinter deinen Fantasien verbirgt, dann ist er/sie womöglich emphatischer und es fällt ihm/ihr leichter, diese Fantasien mit dir gemeinsam auszuleben”, so die Sexologin.
Hilfreich ist auch der Tipp von Sexpertin Sandra: “Vielleicht ist euch aufgefallen, dass es immer darum geht, den Partner nicht zu überrumpeln und zu überfordern. Also ich finde es mega gut, wenn du sagst, was dir gefällt. Ich finde es auch cool, wenn du zum Beispiel eine Massage anbietest. Aber starte da doch vielleicht mit Komplimenten.” Du kannst dann während der Massage beispielsweise sagen: “Schatz, Deine Füße fühlen sich echt gut an, das muss ich dir mal sagen. Es ist echt schön, sie zu berühren.”
Zudem rät Sandra, dass Du nicht von einem Fußfetisch sprechen solltest, da dieser in vielen Köpfen immer noch sehr negativ besetzt sei. “Sprich vor allem über die Vorteile wie zum Beispiel, dass du mit deiner Partnerin gerne mal Schuhe shoppen gehst, dass du da gerne als Berater zur Seite stehst, dass du öfters eine Fußmassage gibst als andere”, so die offenherzige Blondine.
Ein Fußfetisch ist also keine ungewöhnliche oder gar perverse Vorliebe, die Du gegenüber Deinem Partner/Deiner Partnerin lieber nicht offenbaren solltest. Sprich offen darüber, sei aber ein wenig subtil dabei. Schlage beispielsweise erotische Fußmassagen vor, bitte Deine Partnerin im Bett High Heels zu tragen oder steige mit Deinem/Deiner Liebsten in die Badewanne und seife seine/ihre Füße ausgiebig mit Waschgel ein. So kannst Du Dein Gegenüber sicherlich von Deinem Fetisch überzeugen und beim nächsten Mal kommt es vielleicht sogar zu einem Footjob oder zu Toe-Sucking. Viel Spaß beim Ausleben Deiner Leidenschaft!
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